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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0039

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Kleinasien und Persien.

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(,.Vo)m§6 60 MIQ6 A.naelmr8i8 611 Or666") des Abtes B a r t h e l IN y (Bartelemi) eine
Dichtnng sind, wie „Charikles" und die hentigen von E b ers, Er n st E ck ske i n u. A.,
so kann inan doch annehmen, daß sie auf Quellenstudien fnßen. Es sind darin reizende
Schilderungen persischer Gärten eingeflochten. Wir irren auch wohl nicht, wenn wir die
reizende Schikdernng eines parkartigen Gartens in Milet (Melos) von Robert
Hammerling in „Aspasia" auf einen nach persifcher Sitte angelegten Garten
beziehen. Ans Allem geht hervor, daß die Paradiese, wenn anch znm Teil von Natnr
fruchtbare, schöne Landschaften, meistens von der Wüste umgebene, künstlich kultivierte
Oasen waren. Jn Persien galt die Beschaftigung mit Gärten, im Gegensatz zu den
Sitten der Griechen, als eine königliche.

Von den Gärten der Hebräer ist wenig zu sagen. Dieselben waren wohl in
der Hanptsache Frucht- und Kräntergärten. Die Fürsten, die Regierenden und Reichen
hatten Ziergärten, die wohl nach dem Geschmacke der nmgebenden Völker, besonders der
Assyrier und Perser eingerichtet, aber wie es scheint, nicht groß waren. Gleichwohl gibt
der Umstand, daß die Königsgräber in großen Gärten lagen, Jesus in einem Garten des
Joseph von Arimathia in eine Felsengruft begraben wurde, der Vermutung Raum, daß
dies ein größerer, gleichsam wilder Naturgarten gewesen sein könne. Das hohe Lied
Salomos läßt ahnen, daß man Gärten hochschätzte. Nach Josephus befanden sich
die größten, salomonischen Gärten bei einem Lustschlosse bei Etom bei den „salomonischen
Teichen." Bei Jerusalem lagen die königlichen Gärten am Ausgange des Thales Tyropoeon
(Käsemacherthal), welche ans einem noch vorhandenen Teiche bewässert wurden. Salomo
selbst sagt: „Jch Pflanzte Weinberge, ich machte Gärten nnd Lustgärten und pflanzte
allcrlei frnchtbare Bänme darin." Jn einem Hofe des Königsschlosses waren kühle Haine
nnd Springbrnnnen. Ein nener Dichter läßt einen Frennd Salomos sagen: „Den Garten
(Eden), den einst Gvtt im Zorn verschlossen, ließ deine Kunst in diesem Thal erstehn."

Jch schließe die westasiatischen Länder mit einer Betrachtung über die Gärten der Phö-
nizier, ohne dabei an eine bestimmte Zeit zu denken. Ans einen schmalen, fruchtbaren Küsten-
strich am Fuße des wasserreichen Libanon beschränkt, kamen sie bald anf eine gartenmäßige
Bebanung des Landes. Der biblische Prophet Ezechiel sagte vom phönizischen Volke: „Jm
Garten Eden wohnst dn." Tyrns und Sidon sollen mit Tansenden von Landhänsern um-
geben gewesen sein. Man denkt dabei unwillkürlich an den schönen Garten- und Landhaus-
lnxns der modernen, großen Handelsstädte. Gewiß waren die Gärten der in allen be-
kannten Ländern handeltreibenden Phönizier reicher an fremdcn Pflanzen, als die der andern
umgebenden seßhaften Völker. Daß sie aber anch den Gartenluxus in fremde Länder ver-
pflanzten, zeigt ihre größte Kolonie Karthago. Die Ümgebung dieser reichen Stadt war
im zweiten und dritten Jahrhnndert vor Christus mit Villen bedeckt, die natürlich nach der
Besiegnng des übermütigen Karthago durch die Römer am ersten zerstört wurden. Unter
der römischen Herrschaft mögen später manche Villen wieder hergestellt und neu eingerichtet
worden sein, und es ist möglich, daß die verfallenen Bäder und Springbrunnen-Anlagen
im Zaghwan bei Tunis, wo einst Karthago stand, ans dieser Zeit stammen. Die gemauerten
Becken der Springbrunnen sind zum Teil nicht rund, sondern haben die Form einer 8.
Einige Villenreste der karthagischen Vorstadt Megara haben die arabischen Beherrscher und
Vornehmen von Tunis für ihre neuen Gärten benntzt.
 
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