Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

DOI article:
Robert, Carl: Beiträge zur Erklärung des pergamenischen Telephos-Frieses, 6-7
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0115

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

103

noch genügend Raum für die mit Sicherheit anzunehmenden fehlenden Scenen
bleiben soll. Im ersten Fall kommen von den erhaltenen und ihrer Ausdehnung nach
einigermafsen zu berechnenden Scenen auf die Nordwand 12, 32, auf die Westwand
6, 83 Meter; die Ausdehnung der letzteren mufs dann aber doch mindestens 8 Meter
betragen haben, da zwischen der Aussetzung des Telephos N und der Strafe der
Auge B noch eine um die Ecke laufende Scene zu postuliren wäre, von deren
Inhalt man sich freilich nur schwer eine Vorstellung machen könnte; diese Eck-
scene aber würde von der Nordwand noch mindestens 0,70 beanspruchen, so dafs
für die fehlenden Scenen kaum 2 Meter übrig blieben, in Anbetracht der gerade hier
besonders grofsen Lücke sehr wenig. Dieser erste Fall ist somit in hohem Grade
unwahrscheinlich. Im zweiten Fall kommen auf die Nordwand 10,70, auf die West-
wand 8,4/; die Minimallänge der letzteren beträgt dann 9 Meter; eine besondere
Eckscene braucht nicht angenommen zu werden, da die kahnförmige Larnax aufM
aufder dann rechts neben B anzunehmenden Eckplatte der Westseite beginnen und quer
auf die anstoisende Eckplatte der Nordseite (links von M) übergreifen könnte, gerade
wie das Handelsschiff auf EK. Für die fehlenden Scenen bleiben dann auf der
Nordwand etwa 4,30 Meter disponibel. Das läfst sich schon eher hören. Im dritten
Fall endlich kommen auf die Nordwand 8,40, auf die Westwand 10,7/. Die Minimal-
länge der letzteren würde dann 12 Meter sein, mit andern Worten auch die West-
seite wäre durch eine Wand geschlossen, die nur durch eine zwei Meter breite
Thüre durchbrochen würde. Eine besondere Eckscene brauchte auch in diesem
Fall nicht angenommen zu werden, da die Auge mit ihren Gespielinnen die beiden
Eckplatten einnehmen könnte. Ich verhehle nicht, dafs mir persönlich diese Lö-
sung die wahrscheinlichste ist.
Wenden wir uns nun zu derVertheilung der auf die Nordostecke folgenden
Scenen (K—F = 23, 98 Meter), so ist von vorn herein klar, dafs sie nicht alle auf der
26 Meter langen Ostseite untergebracht werden können. Es fragt sich nur, wo der
Übergang von der Ost- zur Südseite anzunehmen ist, ob vor oder nach der Kaikos-
schlacht. Die Schätzung der Scenen vor der Kaikosschlacht (K—V) beträgt nach
obiger Tabelle 11,98 mit einer grofsen Lücke am Ende, der zur Kaikosschlacht gehöri-
gen und darauf folgenden (FI—F) 12, aber mit zwei grofsen Lücken; inclusive der
Kaikosschlacht beträgt die Ausdehnung der Scenen (K—U) 18,76 mit einer grofsen
Lücke, der übrigen (DF) 3,22 ebenfalls mit einer grofsen Lücke; die dritte oben consta-
tirte Lücke würde gerade in den Schnittpunkt fallen Erwägt man nun, dafs bei der
ersteren Annahme aufder Ostseite noch ein Raum von mindestens 14 Meter mit Darstel-
lungen von Thaten des Telephos in Mysien, die vor die Kaikosschlacht fallen müfsten,
auszufüllen wäre, so würde man, selbst wenn man in der Mitte eine Durchbrechung durch
eine Thüre annehmen, also den auszufüllcnden Raum auf 24 Meter herabsetzen wollte,
dies doch sehr reichlich finden müssen. Setzt man hingegen die Kaikosschlacht
noch auf die Ostseite, so bleibt ein Raum von ca. 7 Meter disponibel, gerade
ausreichend für die Schilderung von Telephos' ersten Thaten als König und von
den der Kaikosschlacht unmittelbar vorhergehenden und folgenden Ereignissen, und
 
Annotationen