Furtwängler, Gemmen mit Künstlerinschriften.
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Weifs in dunkleres Blau WVifs über. Die den Grund biidende Sardlage ist gleich-
mäßig fast tiefschwarz und wie es scheint (die Rückseite ist mit Metah bedeckt)
undurchsichtig. Bild und Grund sind leicht convex. Die obersten Theile des Bildes
sind etwas von Verwitterung angegriffen; auch sind die beiden Hände beschädigt.
Rechts am Rande fehlt ein Stück des Grundes. Der Stein befindet sich zunächst
in einer silbernen Fassung »nach Art der ältesten Gemmen aus der Zeit des Kur-
fürsten Joachim I. und 11. und deren Nachfolger aus dem 16. und 17. Jahrhundert«,
wie Tölken Sendschreiben S. 44 mit Recht bemerkt. Die Berliner Sammlung be-
sitzt eine größere Anzahl von Camcen in gleichartigen einfachen silbernen Fassungen,
welche dem Stile der Arbeit nach dem 16. und 17. Jahrhundert angehören. Auf
Tölken's Veranlassung ward der Cameo außerdem noch »nach Verdienst« in einen
goldenen Ring gefafst.
Aus Brandenburgischcm Besitze ward der Cameo zuerst in dem 1701 er-
schienenen dritten Bande von Beger's p. 192 abgebildct.
Die weiteren Citate s. bei Köhler, gesammelte Schriften 111, S. 287 Anm. 23. Brunn,
Gesch. d. gr. Künstler 11, S. 491.
Herakles fesselt den Kerberos. Er hat den Hals des Unthieres zwischen
seine Beine geklemmt, hält es fest und ist im Begriffe die Kette oder den Strick,
den er ihm um den Hals gelegt, zu einer festen Schlinge zusammenzuziehen. Er
hat denselben sich um beide Handgelenke gewunden: der linke Arm hält fest, der
rechte zieht an. Kerberos ist mit nur zwei Köpfen gebildet; hätte der Künstler
einen dritten darstellen wollen, so wäre das nicht schwierig gewesen, wie die gleich
zu erwähnenden Repliken beweisen. Der Schwanz des Kerberos endet in einen
Knoten wie beim Löwen; ein Schlangenkopf scheint es nicht zu sein. Er hat den
Schwanz cingezogen und wehrt sich mit den Beinen gegen den Helden soviel er
kann; nur sein rechtes Hinterbein dient ihm zur Stütze. Neben dem Helden liegt
an einen Felsen gelehnt die Keule, und hinter ihm ist sein Löwenfell über die Fels-
höhe gebreitet; es dient hier zu passender Füllung des Raumes.
Die Ausführung verlangt unsere höchste Bewunderung. Sie läfst sich na-
türlich nicht nach unserem Lichtdrucke, sondern nur nach dem Originale vollkommen
würdigen. Die Anstrengung ist bei den beiden Kämpfenden, im Ausdrucke der Köpfe
des bärtigen Helden wie des Unthiers, und in der Spannung der Muskeln beider zur
lebendigsten Darstellung gebracht. Die Betrachtung durch ein vergröfserndes Glas
lehrt uns hier eine Fülle von Schönheiten kennen, welche dem blossen Auge ent-
schlüpfen. Bewundernswerth ist die Klarheit, mit der alle einzelnen Körperformen
heraustreten, neben der Zartheit, mit der sie wieder unter sich verschmolzen er-
scheinen. Ich weise insbesondere auf die Brust des Helden und dann auf den
zusammengebogenen Körper des Thieres hin, an welchem die Rippen leise durch-
schimmern, und auf die in ihrer Anspannung ganz meisterhaften Beine desselben.
Indessen drängt sich das Detail nirgends auf Kosten der Gesammtwirkung auf und
ordnet sich überall unter. Auch ist, trotz der hohen Spannung der Kräfte welche
dargestellt ist, doch nirgends eine Spur von Übertreibung zu bemerken.
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Weifs in dunkleres Blau WVifs über. Die den Grund biidende Sardlage ist gleich-
mäßig fast tiefschwarz und wie es scheint (die Rückseite ist mit Metah bedeckt)
undurchsichtig. Bild und Grund sind leicht convex. Die obersten Theile des Bildes
sind etwas von Verwitterung angegriffen; auch sind die beiden Hände beschädigt.
Rechts am Rande fehlt ein Stück des Grundes. Der Stein befindet sich zunächst
in einer silbernen Fassung »nach Art der ältesten Gemmen aus der Zeit des Kur-
fürsten Joachim I. und 11. und deren Nachfolger aus dem 16. und 17. Jahrhundert«,
wie Tölken Sendschreiben S. 44 mit Recht bemerkt. Die Berliner Sammlung be-
sitzt eine größere Anzahl von Camcen in gleichartigen einfachen silbernen Fassungen,
welche dem Stile der Arbeit nach dem 16. und 17. Jahrhundert angehören. Auf
Tölken's Veranlassung ward der Cameo außerdem noch »nach Verdienst« in einen
goldenen Ring gefafst.
Aus Brandenburgischcm Besitze ward der Cameo zuerst in dem 1701 er-
schienenen dritten Bande von Beger's p. 192 abgebildct.
Die weiteren Citate s. bei Köhler, gesammelte Schriften 111, S. 287 Anm. 23. Brunn,
Gesch. d. gr. Künstler 11, S. 491.
Herakles fesselt den Kerberos. Er hat den Hals des Unthieres zwischen
seine Beine geklemmt, hält es fest und ist im Begriffe die Kette oder den Strick,
den er ihm um den Hals gelegt, zu einer festen Schlinge zusammenzuziehen. Er
hat denselben sich um beide Handgelenke gewunden: der linke Arm hält fest, der
rechte zieht an. Kerberos ist mit nur zwei Köpfen gebildet; hätte der Künstler
einen dritten darstellen wollen, so wäre das nicht schwierig gewesen, wie die gleich
zu erwähnenden Repliken beweisen. Der Schwanz des Kerberos endet in einen
Knoten wie beim Löwen; ein Schlangenkopf scheint es nicht zu sein. Er hat den
Schwanz cingezogen und wehrt sich mit den Beinen gegen den Helden soviel er
kann; nur sein rechtes Hinterbein dient ihm zur Stütze. Neben dem Helden liegt
an einen Felsen gelehnt die Keule, und hinter ihm ist sein Löwenfell über die Fels-
höhe gebreitet; es dient hier zu passender Füllung des Raumes.
Die Ausführung verlangt unsere höchste Bewunderung. Sie läfst sich na-
türlich nicht nach unserem Lichtdrucke, sondern nur nach dem Originale vollkommen
würdigen. Die Anstrengung ist bei den beiden Kämpfenden, im Ausdrucke der Köpfe
des bärtigen Helden wie des Unthiers, und in der Spannung der Muskeln beider zur
lebendigsten Darstellung gebracht. Die Betrachtung durch ein vergröfserndes Glas
lehrt uns hier eine Fülle von Schönheiten kennen, welche dem blossen Auge ent-
schlüpfen. Bewundernswerth ist die Klarheit, mit der alle einzelnen Körperformen
heraustreten, neben der Zartheit, mit der sie wieder unter sich verschmolzen er-
scheinen. Ich weise insbesondere auf die Brust des Helden und dann auf den
zusammengebogenen Körper des Thieres hin, an welchem die Rippen leise durch-
schimmern, und auf die in ihrer Anspannung ganz meisterhaften Beine desselben.
Indessen drängt sich das Detail nirgends auf Kosten der Gesammtwirkung auf und
ordnet sich überall unter. Auch ist, trotz der hohen Spannung der Kräfte welche
dargestellt ist, doch nirgends eine Spur von Übertreibung zu bemerken.