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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Furtwängler, Adolf: Studien über die Gemmen mit Künstlerinschriften, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0207

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Furtwängler, Gemmen mit Künstlerinschriften.

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Münzen von Milet und der thrakischen Chersonnes, dann auch jenes vorzügliche,
wol altionische Erzwerk, die Chimära in Florenz. Auf eine kleine Besonderheit sei
noch eigens aufmerksam gemacht, auf die Warze in der Gegend der Nasenwurzel
über dem Auge. Eben dieselbe findet sich, nur weit stärker ausgeprägt, auf klein-
asiatischen Münzen des 7. und 6. Jahrhunderts, ferner auch auf einem klazomenischen
Sarkophage in Berlin und auf einigen ionischen Vasenscherben aus Naukratis im
British Museum, aber aufserhalb dieses ionischen Kreises kommt sie meines Wissens
nie vor; sie ist aus der assyrischen Kunst übernommenh
Denken wir uns also den Scarabäus bei den Ioniern Kleinasiens, etwa in
Samos oder Milet entstanden, so widerspricht dem auch die Inschrift nicht, die in dem
leeren Raume über der Löwin, im Abdrucke rechtsläufig und etwas der Rundung
des Randes folgend steht APHTOTEIXHSü Die Buchstaben sind ebenso einge-
schnitten wie auf dem Scarabäus des Semon, d. h. die Enden der Hasten verlaufen
spitz. Der kleine Strich unterhalb der Rundung des P, der den Anschein giebt, es
sei die geschwänzte Form des p (R) geschrieben, ist offenbar nur zufällig und hängt
mit dem Buchstaben nicht zusammen; auf dem Originale findet er sich wahrschein-
lich gar nicht. Die Schrift scheint also auch die reine kleinasiatisch ionische. Der
Stil des Bildes, zusammen mit der Schrift, weisen den Stein, wie mir scheint, ans
Ende des sechsten oder den Anfang des fünften Jahrhunderts vor Chr.
Den Namen Aristoteiches halte ich eher für den des Künstlers als den
des Besitzers; mich bestimmen hiezu dieselben Gründe die ich oben bei Semon ent-
wickelt habe. Auch hier ist das Bild die Hauptsache: es ist das Siegel seines Be-
sitzers. Die Inschrift ist dem Bilde gegenüber nur klein und benutzt einen sonst
leeren Raum der fertigen Composition; sie kann also nur Nebensächliches enthalten:
das ist der Name des Künstlers, nicht aber der des Besitzers k Den Nominativ für
den Künstlernamen fanden wir schon bei den Berliner Steinen des Olympios und des
Solon und werden wir gleich noch häufiger treffen.
S y r i e s.
Taf. 8, 1. In der unzweideutigsten Weise hat sich der Künstler eines an-
dern Steines genannt, indem er dem Namen zufügte. Es ist ein hellgrau-
grünlicher halbdurchsichtiger Steatit, ein Material das bei früharchaischen griechischen
Gemmen nicht selten ist. Aus de la Borde's Sammlungen kam er in's British Mu-
seum Die Inschrift ward vonFröhncr 1873, p. 14 und
danach von Röhl in den I. G. A. p. 103 No. 376 veröffentlicht; das Bild ist im
Gemmencatalog des Brittischen Museums pl. F No. 479 wiedergegeben.
Der Stein ist durchbohrt und in der Form ähnlich einem Scarabäus; doch
an Stelle des Käfers ist die Maske eines Silens in Relief ausgeführt. Das Gesicht
4) S.»Gryps«inRoscher'sLexiconI, Sp. 1758, Z.37H*. .grwM No. 482). Die ganze Siegeldäche ist bc-
9 Ein weiteres charakteristisches Beispiel für eine deckt von der Inschrift ISiA j TOP Die Schrift
Besitzerinschrift älterer Zeit bietet ein Chal- ist ionisch und gehört nach der Form von Rho
cedon-scarabaeoid im British Museum (rrzAz/. <y (mit tief herabgezogenem Rund) und von Sigma
wahrscheinlich in's fünfte Jahrh.
 
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