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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Duhn, Friedrich von: Abschiedsdarstellung auf einer campanischen Hydria in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0244

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bisweilen^ vorkommenden Querholzes, um einen Göttermuncn zu tragen:
Verkehrt wäre es, dariti einen Schiffsnamen sehen zu woilen: so lange griechisches
Sprachgefühl auch im Volke noch lebendig war, sind solche Namen dem Geschlecht
des Schiffes gemäls stets weiblich, so die Namen aller attischen Kriegsschiffe 9 wo
einer euhemeristischen oder voiksetymologischen Erklärung zu liebe die Einführung
eines männlichen Begriffs in das Wesen des Schiffes erwünscht ist, wird noch in
hellenistischer Zeit nicht der Schiffsname männlich, sondern der plastische Schmuck
am Vorderteil muls männliches Geschlecht zeigen: so wird das Schiff des Bhrixos
xovl-ptopoc, damit seine Fahrt auf dem xpuT erklärt wird% so erhält das die Europa
raubende Schiff als den Stier (Poll. I, 8ß; Lactant. TD. DV. II, 19), so
berichtete Apollodor'', die Stadt Tauroeis sei gegründet worden von massaliotischen
Kolonisten, die auf einer '32M herbeigefahren seien: vom des
Schiffes habe die Stadt ihren Namen. Etwas anderes ist es natürlich, wenn ganze
Schiffsgattungen von der Form oder dem für diese Form üblichen Proraschmuck
den Namen f--ot (Strab. 99), xuxxot oder xoSIDpot (Nikostr. b. Athen. 474) erhalten.
Bios Palaephatos und Konon wissen von wirklichen Schiffsnamen wie
und KvjTo? zu erzälen, um die Bellerophon- und Andromedasage zu erklären'.
Erst das römische Gefül offenbart keine Abneigung mehr gegen die Ver-
wendung männlicher Namen zur Bezeichnung von Schiffen: neben weiblichen
Göttinnen und personificirten Begriffen erscheinen in der Flotte von Misenum
und Ravenna auch männliche Thiernamen (Taurus, Taurus ruber), zahlreiche
Flufsgöttcr, Kaisernamen und selbst männliche Hauptgötter wie Aesculapius
(dieser auch einmal bei Aristides), Apollo, Hercules, Iupiter (ohne Zusatz), Liber
Pater, Mars, Neptunus, Sol u. aA, ähnlich schon bei den augusteischen Dichtern
Triton, Centaurus, Mincius u. aT): dafs das am Bug angebrachte Bild, plastisch
oder gemalt, das in alten Zeiten mit dem Namen des Schiffes nur ausnahms-
weise sich berührt, für die Benennung des Schiffes mit der Zeit immer mehr
den Anhalt gab, wird uns so häufig bezeugt, dafs es dafür hier keiner Nachweise
bedarf; diese Verbindung ist es jedenfalls auch gewesen, welche soweit wir
sehen können erst gegen Anfang der Kaiserzeit, Veranlassung gab, mit dem griechi-
schen Herkommen zu brechen und auch andere als weibliche Schiffsnamen
einzuführen.
Demnach ist Xso? ^tor/;p auf der Capuaner Hydria nicht der Name des
Schiffes. Die Aufschrift ist vielmehr der inschriftliche Ausdruck für die /2/V/22
2222MJ, welche in Gestalt eines Götterbildes grade an diesem Orte des Hinterschiffs,
nahe dem für Lauf und Schicksal des Schiffes entscheidenden Steuer, ihren Platz

9 s. z. B. die Münze von Phaselis in Baumeister's
Denkin. Seewesen 1603.
9 Das nach Böckh bis jetzt, d. h. bis zum Er-
scheinen des Registers zu C. A X. II vollständigste
Verzeichnis der Schiffsnamen gibt Cartault, Az
9 Schol. Apoll. Rliod. I, 256 — Diod. IV, 47 (s.

Bethe, Ah'eA wiVA. 23) ; Tac. (27373. VI, 34.
9 so die Hss. bei Steph. s. v. Tstupden; Heyne und
ihm folgend Meineke änderten unnötigerweise
9 Enschede bei Ruhnken 263.
9 s. das Verzeichnis C. A A. X S. 1128.
9 Enschede a. a. O. 2730*.
 
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