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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Pernice, Erich: Zur Kypseloslade und zum amykläischen Thron
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0383

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gern im Kampfe mit Herakles gefallen lassen, den Giganten als Genossen des
Thurios, den König als bekannten Gegner des Herakles. Tyndareos gehört nicht
in diesen Kreis. Es folgte aber auf dem Throne der Raub der Töchter des Leu-
kippos. Kastor und Polydeukes sind die Räuber, beide Söhne des Tyndareos.
Nichts ist wahrscheinlicher, als dafs Tyndareos zu dieser Scene gehörte, wie Atlas
zu der ersten Darstellung, als Zuschauer.
Die Anordnung der Darstellungen am Thron, wie sie Klein" versucht hat,
bietet Anlafs zu starkem Zweifel. Von ähnlichen Prinzipien ausgehend wie bei der
Lade des Kypselos hat er sich auch hier in die gröfsten Schwierigkeiten verwickelt.
So wenig wie dort den Iolaos von Herakles, kann man hier den Atlas vom Raube
der Atlantiden trennen, um ihn ein selbständiges Bild ausmachen zu lassen. Die
Anordnungseinheit von je sieben Scenen ist daher unmöglich. Es ist fernerhin bei
der Annahme strengster Komposition und gleicher Gröfse der Bildflächen nicht wohl
denkbar, dafs diesem alleinstehenden Atlas der Chor des Theseus nebst dem sin-
genden sog. Demodokos entsprach, wie es auch nicht geraten erscheint dem Raub
der Leukippiden Hermes mit dem Dionysoskinde gegenüberzustellen, dem Kampf
zwischen Herakles und Diomedes die Gruppe von Adrastos und Tydeus, die dem
Streit zwischen Amphiaraos und Tykurgos ein Ende machen, oder endlich das
Parisurteil, welches zum Mindesten fünf Figuren betrug, dem Zweikampf zwischen
Achilleus und Memnon.
Klein nimmt als Ausgangspunkt für die Anordnungsweise der einzelnen
Gruppen zu je sieben Bildern die Worte des Pausanias A npA 10R oVo
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aH -A ILoxo Trs-noryyou, MAj*x7j*rsa oi ooxa'.pY'Z^pZwa Bcdloxkaf Ax DpCxox. Daraus ergiebt
sich ein Darstellungsschema, in welchem an einem Hauptstreifen mit einem Bilde
zu beiden Enden je ein kleiner Streifen mit drei Nebenbildern ansetzt. Das Haupt-
bild soll der Chor der Magneten einnehmen, die Nebenbilder Panther, Kastor, Sphinx
einerseits, Löwin, Polydeukes, Sphinx anderseits. Gegen diese Annahme spricht der
Text des Pausanias selbst. Die genauere Beschreibung beweist, dafs diese Bild-
werke einem anderen Zweck am Throne dienten, als elie übrigen und den Kastor
kann man von dem Panther und der Sphinx ebenso wenig trennen als die Löwin
und die Sphinx von Polydeukes. Vergleicht man aber dieses Schema mit irgend
einem der anderen, welche ja alle denselben räumlichen Umfang haben sollen, so
erscheint die Kleinschc Rekonstruktion unmöglich. Es entspräche beispielsweise dem
Panther der Kampf des Herakles mit Kyknos, dem Kastor Atlas, der Sphinx der
Raub der Atlantiden und auf der anderen Seite der Löwin Theseus mit dem ge-
fesselten Minotauros, dem Polydeukes der Siegeschor nebst dem sog. Demodokos,
endlich der Sphinx die Tötung der Medusa durch Perseus — also Gegenstücke, die
formal ungeeignet sind.
Bonn. Plrich Pcrnicc.
 
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