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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Puchstein, Otto: Die Säule in der assyrischen Architectur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0033
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Puchstein, Die Säule in der assyrischen Architectur.

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Platten safsen; diesen entsprach an der Innenwand links eine glatte, rechts eine mit
Relief versehene Platte, die nach Paris gelangt sein soll. Bei dem Zimmereingang
springen die beiden Laibungen, deren Antepagmente sich angeblich in London be-
finden, wie Anten oder wie Pilaster aus den Längswänden hervor; ihre Schmalseiten
waren aufsen, nach der Gallerie zu, unverziert, innen aber mit schlecht erhaltenen
Reliefs bekleidet.
Von einem dritten Säulenportale im Nordpalast berichtet kurz H. Smith in
den Assyriern Discoveries S. 431: er habe an dem zerstörten Eingänge des Palastes
zwei Säulenbasen von 8" = 0,203 m Gesamthöhe gefunden, deren Plinthe 14"— 0,356 m
Fang, 10" = 0,254 breit und 3" = 0,076111 hoch gewesen sei und deren Wulst einen
Durchmesser von 81/2" = 0,216 gehabt habe. Nach diesen sehr kleinen Mafsen
ist es ausgeschlossen, dafs der »zerstörte Eingang« mit dem westlichen Portale
Rassams identisch sei.
Zum Palast des Assurbanipal haben endlich möglicherweise auch zwei Basen-
paare gehört, von denen Layard in den Discoveries S. 589 h erzählt. Er hat nörd-
lich vom Palast des Sanherib — und nördlich davon liegt eben der Assurbanipals -—-
»auf einem Pflaster von Kalksteinplatten vier runde Sockel« ausgegraben, die er für
Reste einer langen zum Palast führenden Colonnade oder einer Statuenallee halten
wollte. Das eine Paar war von dem andern 84' = 25,603 m entfernt (man vergleiche
hierzu das Chilani Assarhaddons); ihr Axenabstand betrug 9'3" = 2,819111, der Durch-
messer an der engsten Stelle 11x/2" = 0,292 m, an der breitesten 2'7" = 0,787 111.
Zweifellos rührten diese Basen, deren eine bei Layard abgebildet ist, von zwei
Portalen in hethitischem Stile her, wie denn auch Layard 6'^" — 1,905 m von dem
Mittelpunkt der einen Basis entfernt die Reste einer Ziegelmauer angetroffen hat.
Es ist sehr zu bedauern, dafs uns die Lage dieser von Layard und von
Smith bemerkten Portale durch keinen Plan veranschaulicht wird und wir deshalb
eines wichtigen Beitrages zu der Entscheidung der Frage, wie sich die kurze in den
Annalen überlieferte Beschreibung zu dem wirklichen Baue verhalten habe, verlustig
gehen. Wir können es auch jetzt nur als eine Möglichkeit hinstellen, dafs dem
Palaste Assurbanipals ein besonderes Chilani gefehlt habe und dafs das gröfste der
uns bekannt gewordenen Säulenportale, das in der westlichen Aufsenmauer, falls es
einst wirklich den Haupteingang zu dem Palaste gewährt habe, das in der Inschrift
genannte Chilani-Thor sei.

Diese Untersuchung hat mit neuen Gründen die Bestätigung dafür geliefert,
dafs die Säule der assyrischen Architectur von Haus aus unbekannt war. Hierin
unterschied sich die assyrische Architectur auffällig von der hethitischen, d. h. der
syrischen. Denn diese war nach unserer gegenwärtigen Kenntnifs schon seit dem
zehnten oder elften Jahrhundert v. Chr. mit der Säule vertraut; sie verwendete sie
namentlich zur Llerstellung offener im Hebräischen Ailam genannter Hallen, die so-
wohl vor den Palästen als auch vor den Tempeln angelegt wurden. In einem Teile
Syriens, wahrscheinlich im Norden am Amanus, hiefs der mit Säulen geschmückte
 
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