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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Puchstein, Otto: Die Säule in der assyrischen Architectur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0034
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Puchstein, Die Säule in der assyrischen Architectur.

Palast nach assyrischen Quellen Chilani. Dies Wort bedeutete vielleicht ursprüng-
lich dasselbe wie das hebräische Ailam und wurde von der Vorhalle mit dem Säulen-
portal auf den ganzen eben dadurch ausgezeichneten Palast übertragen.
Aus den syrischen Ländern ist die Säule dadurch nach Assyrien gelangt,
dafs man etwa seit der Mitte des achten Jahrhunderts v. Chr. den hethitischen
Palaststil, der in der offenen Säulenhalle etwas Neues bot, unmittelbar nachahmte.
So hatte sich Sargon, vermutlich nicht anders als vor ihm Tiglathpilesar III, in
Korsabad ein kleines von dem assyrischen Palaste ganz getrenntes hethitisches
Chilani errichten lassen, das aufser den beiden Säulen vor dem Ailam noch ein
zweites Säulenpaar im Innern enthielt. Unter den Nachfolgern Sargons mögen mit
einem solchen Chilani völlig übereinstimmende Gebäude nicht immer beliebt ge-
blieben sein, sicher ist jedenfalls, dafs die assyrischen Architecten auch noch im
siebenten Jahrhundert v. Chr. die Säule als etwas Fremdes betrachteten und sich
ihrer nur da bedienten, wo sie einzelne Räume oder gröfsere Palastabteilungen in
hethitischem Stile bauen wollten. So in Sanheribs assyrischem Palast; sein hethi-
tisches »Haus der Schützenden« ist noch nicht wieder ans Tageslicht gezogen
worden; die von Asarhaddons Palast ausgegrabene Abteilung kann aber wegen
der eigentümlichen Einrichtung der Säulenportale nicht anders als hethitisch ge-
nannt werden, trotzdem dafs sie im Grundrifs mehr einem assyrischen als einem
nordsyrischen Wohnhause entspricht; sie mufs deshalb zu dem Baue gehören, den
Assarhaddon von den 22 hethitischen Königen hatte aufführen lassen.
Wie in diesem Baue Assarhaddons eine assyrischen Bedürfnissen angepafste
Erweiterung des einfachen Chilani vorzuliegen scheint, so ist andererseits auch der
rein assyrische Palast dem syrischen Einflufs nicht verschlossen geblieben. Sargon
hat selbst in den prächtigsten Teilen seines Palastes zu Korsabad die Säule noch
ganz vermieden. Aber bereits unter Sanherib und dann scheinbar in gesteigertem
Mafse unter Assurbanipal ist das Eindringen des hethitischen Säulenportales in den
am Tigris heimischen Palaststil bemerkbar.
Zu dem Challonai des Jojakin am Schlüsse noch eine Bemerkung. Wenn
darunter ein Chilani wie das in Korsabad verstanden werden mufs und das un-
hebräische Wort mit der Sache wie nach Assyrien so auch nach Palästina aus
Nordsyrien gelangt ist, werden wir einen Unterschied zwischen dem althebräischen
zweisäuligen Ailam und der ebenfalls zweisäuligen Chilani-Halle annehmen müssen.
Darüber sind bislang nur Vermutungen möglich. Das Chilani unterschied sich von dem
Ailam vielleicht nur in der Ausbildung der Säule; es mögen die Salomo noch unbe-
kannten Basen in Löwen- und Sphinxgestalt gewesen sein, die etwa in Nordsyrien im
neunten oder achten Jahrhundert v. Chr. erfunden den Ruhm des Chilani begründeten.
Was sich über die in Assyrien üblichen Basis- und Capitellformen, über
ihre Entwickelung im achten und siebenten Jahrhundert und endlich über ihre Ab-
hängigkeit von hethitischen Vorbildern ermitteln läfst, bleibe einer späteren Unter-
suchung Vorbehalten.
Berlin. O. Puchstein.
 
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