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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Froehner, Wilhelm: Troianische Vasenbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0037
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Fröhner, Trojanische Vasenbilder.

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ins Zelt des Achilleus geschickt, um ihn zu versöhnen. Sie finden ihn leierspielend
und Heldenlieder singend. Es ist kaum nötig zu sagen, dafs ähnliche Verschmel-
zungen von zwei verschiedenen Zeitmomenten bei den Vasenmalern häufig Vor-
kommen, und den Vorteil hatten, die Wirkung der Composition zu erhöhen.
Mehrere Züge aus diesem Bilde hat sich die spätere Kunst angeeignet. Auf
dem schönen attischen Aryballos3, wo ’OXuxsc und die übrigen Gesandten bei Achilleus
versammelt sind, stützt dieser den Kopf auf die Hand, wie er hier mit der Hand an
den Kopf greift. Und auf den Xuxpa-Vasen ruht Achilleus nicht selten auf dem
Speisesopha, zechend und schmausend, freilich in engem Anschlufs an ß 475:
vsov 8’ direkrjysv £8ü>S9)c
sc&oov xa't Tiivtüv sxt xat Ttapsxstxo xpd~sCa.
Wenn da, wo lediglich die irpsoßsia vorgestellt wird, auch Waffen an der Wand
hängen, so ist das in der Ordnung; aber beim Besuch der Thetis waren die Waffen
verloren, und es bleibt nur übrig, anzunehmen, der Zeichner der korinthischen Vase
habe sein Motiv nicht gehörig überdacht.
Wer ist nun der Greis, der rechts neben dem Bette steht? Die Inschrift
nennt ihn Ot'vypry. Nach der homerischen Sage wäre Phoinix gemeint, und das
halte auch ich für das Wahrscheinlichste, obschon aus der ganzen Anlage des
Bildes hervorgeht, dafs es nicht von der Ilias abhängig ist, und man also ebenso
gut an Nestor denken könnte. Auf einer andern korinthischen Vase (Annali delV
Inst. 1862, Taf. B), die gleichfalls eine Episode aus dem trojanischen Kriege zum
Vorwurf hat, erscheint Ooivi£ mit beigeschriebenem Namen. Deshalb möchte ich
nicht so weit gehen, Otv^pr^ einfach für einen Schreibfehler zu halten4. Wie später
Polygnotos that, so wird auch der alte korinthische Meister oder Kleinmeister statt
des passenden Namens, den er nicht wufste, einen beliebigen gewählt haben, und
die Form OivypTy ist ebenso unanstöfsig und ebenso organisch gebildet als der Name
des Adonis bei den Phönikern, rrpfpTjc. Mit weifsem Haar und weifsem Bart, wie
hier, sehen wir den Erzieher des Achilleus auf einer Ttpeaßeta-Vase des Louvre
(Monumenti delV Inst. VI, 20).
Wichtig für die Zeitbestimmung der Chytra ist das Alphabet. Schon die
Verbindung der semitischen mit der hellenischen Schreibweise, indem zwei Wörter
linksläufig, die andern rechtsläufig geschrieben sind, spricht für ein nicht allzu hohes
Alter. Die Spitzen des E5 und des h sind bereits abgerundet, zum Teil schwach,
zum Teil völlig, vielleicht weil der Pinsel weniger scharfe Umrisse gibt als der
Griffel. Das trnxa ist gebrochen, meist vierstrichig, einmal schon dreistrichig; auch

3) Im Berliner Museum: Furtwängler n. 2326. —
C. Robert, Arch. Zeitung 1881, S. 137 ff- (Taf.
VIII, 1).
4) Von befreundeter Seite wird mir empfohlen, auch
in diesem Namen Schreibfehler vorauszusetzen
und cJ>£//|9o/v\, d. h. <P[o]i'vtxo? zu lesen. Dafs
die übrigen Namen im ersten Casus stehen, wäre
kein absolutes Hindernifs; ebenso wenig die

doppelte Form des Iwra und die aus dem Ita-
cismus zu erklärende Verwechslung des 01 mit t,
denn derselbe Fehler wiederholt sich offenbar in
’OEaeu;. Dazu kommt, dafs das p einem Koppa
ähnlicher sieht als dem korinthischen f>. Aber
so richtig das alles ist oder scheint, es fällt mir
schwer, von sieben Buchstaben vier als mifs-
lungen zu betrachten.
 
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