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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Kretschmer, Paul: Zwei Perseus-Sagen auf attischen Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0050
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Kretschmer, Zwei Perseus-Sagen auf attischen Vasen.

es Perseus nicht herausgenommen, sondern aufgefordert von einer oder mehreren
Personen, welche links weggebrochen sind und auf die er wie der sitzende Greis
den Blick richten, betritt er eben das Podium, um von dort aus weithin allen
Blicken sichtbar das Medusenhaupt zu zeigen, und nicht im Gemache des Kepheus
befinden wir uns, sondern, wie das Bema beweist, auf der Agora in einer Volks-
versammlung, von welcher freilich nur der kleinste Teil zu sehen ist, die sich aber,
wie die Reste links und rechts zeigen, nach beiden Seiten hin fortgesetzt hat.
Eine entsprechende Sachlage begegnet uns in der litterarischen Überlieferung
der Perseus-Sage nur an einer Stelle. Nachdem Perseus auf das Verlangen des
Polydektes das Haupt der Medusa geraubt hat, kehrt er mit seiner Beute nach
Seriphos zurück. Ei? 2spicpov ■'j'cvoji.svo? — so fährt Pherekydes in seiner Erzählung
Schob Apollon. Arg. IV 1515 f°rt ■—- epjexai rcapa [1oAüSsxx7]v xai xsXsüsi aovaftpoiaat
xöv Xaov, ottods oeiVfl auxot? xr;v XTjC Top^ovo? xs<paX7]v, siöm; oxi iöovxs? dixoXtdüMJovxai. '0
os HoXoosxxr)? doXXiaa? xsXsost aöxov Seixvusiv. '0 os cnToaxps<p6|X£Vo? s£afpst ex xrjc xtßn
flsu>c xal osixvocuv. Oi os iBovxsc Xihot syevovxo. Zu dieser Schilderung des Vorgangs
stimmen die pindarischen Verse Pytn. X 44 ff.:
hpaasta os -ixvsiov xapota
[ioXsv Aavdac ttoxs Trat?, aysixo 6’ ’Ahdva,
s? dvop&v [xaxdptuv o'puXov sixscp-
vsv xs Top^ova, xal xcorxtXov xapa
6pax6vxa)v cpoßaiaiv TjXuhe vaötinxai?
Xtöivov havaxov cpspmv 27.
Diese von Polydektes berufene Versammlung der Seriphier ist es offenbar, in welche
uns das Vasenbild hineinführt: Perseus ist eben im Begriff, die Stufen des Podiums
hinaufzusteigen, um angesichts des ganzen Volkes dem Könige zu beweisen, dafs
er sein Versprechen erfüllt habe. Soweit ist die Sachlage klar. Was aber veran-
lafst ihn, während des Besteigens der Rednertribüne inne zu halten und ebenso wie
der daneben sitzende Greis sich nach der linken Seite umzublicken? Augenschein-
lich mufs hier ein Vorgang dargestellt gewesen sein, der ihre Aufmerksamkeit in
Anspruch nimmt. Zögert er noch, die verderbliche Wirkung des Medusenhauptes
zu erproben und ist es eine links befindliche Person, welche ihn auffordert, endlich
seinem Versprechen nachzukommen, und der der Rest des erhobenen Armes ange-
hört? Und wer ist der sitzende Greis? — Diese Fragen mit Sicherheit zu beant-
worten, reicht das erhaltene Bruchstück, soviel ich sehen kann, nicht aus: wir
müssen uns begnügen, den Vorgang im Allgemeinen festgestellt zu haben.
Er begegnet nicht nur auf einer attischen Vase, sondern überhaupt in der
griechischen Kunst zum ersten Male. Von der Versteinerung des Polydektes allein

27) Vgl. Pind. Pyth. XII 20. Etwas abweichend ßtav, siaeX&wv als td ßaolXeia, auyxaÄEaavxo? xoü
Apollodor II 4, 3, 6: 7iapaysvdp.£V0s §e ei; Sspt- FIoXuBextou tou? cpt'Xou? äx:EöTpap.p.evos ttjv xscpa-
cpov xat xaxaXaß(hv 7ipoö7rscpEOyuiav xot? X'qv xrjc Fopydvo; EOEtcje u. s. w. Diese Fassung
p-Exd xoü Atxxuos rfjy p-TjxEpa 5td xrjv IloXuoexxou der Sage hat, wie es scheint, die Tragödie aus-
gebildet.
 
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