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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Mayer, Maximilian: Mykenische Beiträge, 1, Stierfang
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0083
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Mayer, Mykenische Beiträge I.

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pern eine gewisse Schattirung an den Rändern zu geben und dazu besonders die
Flecken der Thierfelle auszunutzen. Das Verfahren, an den Stieren Furtwängler-
Loeschcke 423 besonders deutlich, ist eben das, welches in etwas mehr künstlerischer
Weise bei dem Stierfresco von Tiryns mit so charakteristischen Farben und nicht ohne
Glück angewendet ist. Mit so guten Arbeiten, um nicht zu sagen Vorbildern, hängt
auch die Auffassung des Thieres selbst eng zusammen, die sich von der Formen-
gebung späterer Kunstepochen sehr genau unterscheidet: nur hier und auf den Gold-
bechern von Amyklä begegnet man diesen mächtigen, an der Wurzel vorwärts ge-
bogenen Hörnern, dem grofsen, böse blickenden Auge, dem erhobenen Kopf, der
Vorliebe für lebhafte, sogar gestreckte Bewegung der schweren Thiere; Kenn-
zeichen die sich grofsentheils doch wohl aus Beobachtung der gleichen Rasse und
der gleichen Umstände d. h. ihrer vollkommenen Freiheit herleiten.
Über den Sinn der vorliegenden Darstellung kann im Allgemeinen wenig
Zweifel herrschen: der Mann ist beim Einfangen des Stieres von diesem empor-
geschleudert worden. Denn wir besitzen in Bezug auf den bis vor zwei Jahren noch
völlig unbekannten Stierfang jetzt bereits eine ganze Reihe von Monumenten. Schon
ein Jahr bevor die Goldbecher von Vaphio zu Tage kamen, hatte sich mir in
Oxford vor einem Smyrnaer Relief (Michaelis, Ancient Marbles S. 573 Nr. 136) dieser
Sinn des Tirynther Bildes ergeben, welches man damals noch allgemein auf einen
'Gaukler’ bezog oder überhaupt räthselhaft fand. Obwohl mit meiner Deutung be-
kannt, der inzwischen die Goldbecher und Wolters’ Interpretation2 zu Hülfe kamen,
hat K. Wernicke auf der Görlitzer Philologen-Versammlung, October 1889 den
Marx’schen Versuch (Jahrbuch IV 1889 S. 119), das Bild mythologisch zu er-
klären, in anderer Weise wieder aufgenommen. Ich habe gleich bei jener Gelegen-
heit Widerspruch erhoben3 und auf das Smyrnaer Relief kurz hingewiesen, welches
ich hier nach Chandler, Mann. Oxon. (1763) II 584 wiedergebe. Leider hat dasselbe


seit den Zeiten, wo jene Publication entstand, durch Verwitterung so gelitten, dafs
von der Aufnahme einer Photographie oder neuen Zeichnung abgesehen werden

2) Ath. Mitth. 1889, S. 215. Archäol. Anzeiger 1889, 3) Vgl. S. 290 des Berichtes.
S. 121. 4) Dort besser als bei Prideaux, Marm. Oxon. (1676)
Nr. 130 S. 266.
 
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