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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Mayer, Maximilian: Mykenische Beiträge, 1, Stierfang
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0084
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Mayer, Mykenische Beiträge I.

mufste. Auf diesem ca. i V2 m langen und 1/,i m hohen Bildwerke, welches in
Schriftzügen der Kaiserzeit die Unterschrift trägt Taupoxaöa^uuv r(ix£pa B' (CIGr 3212),
sind in ziemlich untergeordneter Arbeit fünf Knaben oder flügellose Eroten darge-
stellt, welche unbewaffnet auf Stiere Jagd machen in der Weise wie es Art und
Name jenes Festspiels besagte, nämlich dafs man auf die durch längeres Umher;
jagen ermüdeten Thiere vom Pferde aus übersprang, indem man sie durch das Ge-
wicht des an den Hörnern hängenden oder auf dem Nacken lastenden Körpers zu
Falle zu bringen suchte. Dem einen Jäger ist dies bereits gelungen, der letzte ist
eben dabei überzuspringen, während der zweite einen Stier erst an den Hörnern
gepackt hat.
Es waren die ersten Kaiser, welche dem römischen Publicum zuerst das
Schauspiel solcher unblutigen Stierkämpfe gaben. Sueton (Claud. 21): Thessalos
equites, qui feros tauros per spatia drei agunt, insiliuntque defessos et ad terram cor-
nibus detrahunt. Dio Cass. FXI, g: sv os xtvt Oso. avops? xaupouc änb trnrou auptraxpa-
ftsovxs? fleptflt xaxsaxpscpov. Man begegnet denn in dieser Epoche unter den Gladia-
toren auch gewerbsmäfsigen xaupoxaflauxat CIA III 114 wofür xspaxsflflst? Hesych. .y. v.
und xepasXxsT? ib. entweder poetische oder ältere Ausdrücke zu sein scheinen. Aber
was diese Spätzeit, den halben Erdball für ihre Genüsse in Kontribution setzend,
als Circusspiel betrieb, war im Grunde eine ernsthaften Zwecken dienende Sitte alt-
thessalischen Lebens, die dort jedenfalls einen viel einfacheren Namen oder gar
keinen hatte. Plin. N. H. VIII 182: Thessalorum gentis inventum est, equo iuxta quadru-
pedante, cornu intorta cervice tauros ne care-, primus id spectacidum dedit Romae Caesar
dictator. Ersichtlich ist hier necare nicht wörtlich zu nehmen, da es sich eben bei
jener umständlichen Manipulation um lebendiges Einfangen handelte, wie auch die
Bildwerke, welche ich hier bespreche, nie eine Waffe in der Hand der Leute zeigen
und das unten zu erwähnende Epigramm diesen Punkt ausdrücklich hervorhebt.
Mafsgebend dürfen uns dafür die Münzen von Larissa sein, welche seit dem Anfang
des fünften Jahrhunderts einen stierbändigenden Jüngling als Abzeichen führen.
Grade auf den schönsten Stücken, zu denen das hier abgebildete
des Berliner Münzkabinets unfraglich zählt, sieht man den Jüngling
an der Seite des springenden Thieres schweben, ganz wie es noch
am Ausgang des Alterthums, in der Zeit des Theodosius, beschrieben
wird. Ich setze die betreffende Stelle möglichst vollständig hierher,
da sie in Verb in dune* mit der Münze und dem Relief das Verfahren


aufs genaueste veranschaulicht.
Heliod. (Aethiop. X 30): 6 jao ort— su oflov slys xayouc scpsl? xtp unttp ypij-
aaflilai xat Ttpocpilaöavxa pixpov xa sxepva x‘(j xscpaX'ß xoQ xaupou Tusptatosai, xov psv avexov
cpspsaöai [xs&r/jat p-sOaXap-svoc, eiuppiircet os sauxov xtp auylvt xoü xaupou, xai xok xipaai xö
sauxou 7ip6ö(D7cov xaxa. xo txsxaiypuov sviopuaac, xou; irg/zic os oiovsl axsrpav/jv Trspiflsff, xat
sk aptxa xaxa xou xaupstou p,sx(ü7rou xoü? oaxxuXou? sruTiXscac, xo xs uttoXoittov sauxou flfopa
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xoi? xaupstot? aXpaöiv avarraXXopsvoc. a>? os a^opsvov 404 Ttpo? xoü oyxoo xai yaXaivxa xoü
 
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