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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Winter, Franz: Die Henkelpalmette auf attischen Schalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0126
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Winter, Die Henkelpalmette auf attischen Schalen.

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führte. Aber der Gegensatz tritt nur nach der einen Seite hin hervor. Die Maler
des epiktetischen Kreises und Duris setzten nicht immer das ausführliche Palmetten-
muster unter die Henkel, auch sie verzichteten nicht selten auf das Ornament, um
für figurenreiche Compositionen Platz zu gewinnen, wie sie in dieser Zeit beliebt
wurden, als die frei erfundenen Stoffe die alten Bilderschemata mehr und mehr zurück-
drängten. Dagegen ist es wichtig, dafs das Umgekehrte bei den Vertretern der an-
deren Gruppe, bei Euphronios, Hieron, Brygos nicht statt hat.
Schon in diesem Unterschiede, aber noch entschiedener in der formalen Aus-
gestaltung der Palmette findet die Eigenart der einzelnen Schalenmaler ihren Aus-
druck. Freilich nicht für Alle trifft dies zu. Auf den Schalen des epiktetischen
Kreises überwiegt bei aller Einheitlichkeit der Entwickelung die Mannigfaltigkeit der
Formen. Hier tritt ein Versuch nach dem anderen hervor und die Ausbildung; der
Zeichnung ist noch in vollem Werden. So ist es denn bei diesem immer neuen
Wechsel der Ornamentbildungen nicht möglich, aus dem Palmettenmuster auf be-
stimmte Künstler innerhalb dieses Kreises zu schliefsen. Nur das enge Verhältnis
der Einzelnen untereinander, das Zusammenarbeiten Vieler in gemeinsamer Werk-
statt tritt deutlich hervor. Um so sicherer ist Duris an der Palmette zu erkennen.
Er verwendet ausschliefslich die Ornamentform Fig. 13 und nur er verwendet sie10:
keine einzige von den übrigen signirten Vasen bringt sie in gleicher Fassung wieder.
Sie ist daher als für Duris charakteristisch, gleichsam als seine Fabrikmarke zu be-
trachten, und es haben folglich alle die vielen unsignirten Schalen, die sie tragen,
als aus seiner Werkstatt hervorgegangen zu gelten. Einige von ihnen sind bereits
richtig so eingereiht und es ist auch schon für die Begründung dieser Zuweisungen
das Ornament mit in Betracht gezogen worden, so von Furtwängler für die Berliner
Schalen 2288 und 2289, von Reisch für die Cornetaner Schale Römische Mitteilun-
gen V 1890 S. 338 f., von Dtimmler für die Schale Museo Gregorianod n. 74, 1 u.
Ihnen schliefsen sich weitere an, wie die Schalen Brit. Mus. E 38 (Vorlegeblätter
Ser. C Taf. 3) E 39 (Unterhaltungsszenen) PI 40 und 41 (Komos), Cabinet des Me-
dailles (Rüstungsszenen), Museo Gregoi'ianoYi 80, I (Vorlegeblätter 1889 Taf. 8), Ger-
hard, Auserl. Vasenb. II Taf. 234 (Theseustaten); andrerseits aber ergiebt sich, dafs
Dümmler’s Zurückführung der Schale Monumenti delV istituto V Taf. 35 auf Brygos
statt auf Duris (Bonner Studien S. 81) nicht richtig ist und dafs ebenfalls der von
mir (Jüngere attische Vasen S. 42) gemachte Versuch, die Iasonschale Museo Gre-
goriano II 86 als ein Werk des Pluphronios nachzuweisen, fehlging, denn sie hat die
echte, noch etwas altertümlich gezeichnete Durispalmette12. Wie schon das beträcht-
liche Übergewicht erhaltener signirter Schalen des Duris denen der übrigen gleichzei-
tigen Meister gegenüber vermuten läfst, mufs seine Fabrik einen äufserst schwunghaften

10) Auf der Münchener Thetisschale (n. 369, Brunn-
Lau Taf. XXXIII 7) kommt sie mit etwas ver-
änderter Zeichnung der Mittelpartie vor. Aber
der angesetzte Henkel mit der Inschrift des Hie-
ron ist nicht zugehörig. Vgl. Klein S. 172.
legen scheint’, tritt j

n) Vgl. Reisch in Helbig’s Führer II n. 232.
12) Reisch’s Urteil (Führer II S. 284), dafs cder Stil
der Aufsenbilder die Urheberschaft des Duris,
der sich vielfach mit den jüngeren Vasen aus
der Werkstatt des Euphronios berührt, nahe zu
zt bestätigend hinzu.
 
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