Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

DOI Artikel:
Winter, Franz: Die Henkelpalmette auf attischen Schalen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0127
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Winter, Die Henkelpalmette auf attischen Schalen.

117

Betrieb gehabt haben. Und sie hat auch längeren Bestand gehabt als die Werk
Stätten der Concurrenten und noch in zweiter und dritter Generation den Rückgang
des Marktes überdauert. Oder sollte es anders zu erklären sein, dafs von der be-
schränkten Zahl von Schalen, die aus dieser späteren Periode erhalten sind, weitaus
die meisten und grade die in die jüngste Zeit herabreichenden in der Palmette die
alte Fabrikmarke des Duris, nur wenig verändert, fortführen13?
Fast ebenso bestimmt wie Duris ist Brygos an der Palmette zu erkennen,
trotz seiner Zurückhaltung gegen ornamentale Zutat. Nur auf zwei Schalen bringt
er eine Ranke unter dem Henkel, aber beide Male dieselbe und, wie wir gesehen
haben, in ihrer freien wenig ornamentalen Behandlung durchaus eigenartige Form.
Es wird daher in der Wiederholung der Palmette auf der unsignirten Schale mit
dem schwer zu deutenden Bilde der Einkehr Monumenti dell' istituto XI 33, Vorlege-
blätter 1890/1891 Taf. 8) eine Bestätigung für Dümmler’s Vermutung (Bonner Studien
S. 73) gefunden werden dürfen, der im Stil und in der Compositionsart des Bildes die
Fland des Brygos erkannt hat. Ob ebenso in der Komosschale Museo Gregoriano II
78, 2 eher ein Werk des Brygos als des Kachrylion (wie Reisch meint, Führer II S. 290
n. 209) zu erkennen ist, läfst sich nach der ungenügenden Abbildung nicht beurteilen.
Weniger sicher ist die Entscheidung für Hieron. • Aber wenn die Einzel-
palmette (Fig. 17), die allein auf der Schale Vorlegeblätter Ser. C Taf. 5 vorkommt,
aus dem Streifenornament genommen ist und die vollere Ranke auf der Schale mit
dem Parisurteil gleichfalls auf den Palmettenstreifen zurückgeht, so ist durch diesen
Zusammenhang die Annahme zum mindesten nahe gelegt, dafs diese Form als eine
für ihn charakteristische zu betrachten ist und dafs sich in der Verwendung des
Einzelblattes unter dem Henkel auf den oben angeführten unsignirten Schalen, von
denen freilich die beiden Münchener mit dem Penthesilea- und Tityosbilde stilistisch
abweichen, eine Einwirkung seiner Werkstatt kundgiebt.
Wir sind mit diesen Folgerungen, die sich für die Decorationsweise der
einzelnen Maler ergeben, an dem Schlufs unserer Betrachtung über die Ornament-
formen angelangt. In ihrer Beschränkung auf die Henkelpalmette der Schalen
kann die Zusammenstellung eine offene Lücke der Vasenforschung nur zu geringem
Teile ausfüllen und macht das anerkannte Bedürfnifs nach einer zusammenfassenden
Behandlung des Ornaments erst recht fühlbar. Sie würde, um für die Chronologie
der Vasen und für die Gruppierung der namenlosen Gefäfse nach Werkstätten und
Künstlern in weiterem Umfange verwertet werden zu können, durch eine Übersicht
der die Bilder begrenzenden Ornamentstreifen zu ergänzen und dann auf die übrigen
Vasen anderer Form, namentlich auf Krater und Stamnos, auszudehnen sein, auf
denen ganz entsprechende Muster, dem verschiedenen verfügbaren Raume nach
variirt, sich wiederholen und ebenso wie bei den Schalen typische Compositionen
in festen Entwickelungsreihen verfolgbar sind.
Berlin. Fr. Winter.

13) S. oben S. m.
 
Annotationen