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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Klein, Wilhelm; Studniczka, Franz: Antike Übermalungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0152
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142

Klein, Antike Übermalungen.

herabfallenden Gewandfalten durch das Schwein hindurch genau bis zur Rückenlinie
des Hundes verfolgen läfst. Dagegen treten die anderen Beobachtungen meines
Gewährsmannes, der das Hundeauge über dem Schweinsauge3, die länglichen Bauch-
haare des Hundes und ein Stück der von der Hand des Hermes herabsinkenden
Leine, das jedoch möglicherweise auch zum Körper des ersten Entwurfes gehören
könnte, zu erkennen glaubt an Bedeutung zurück4. — Es giebt verschiedene Ant-
worten auf die sich nun aufdrängende Frage, warum der Maler den geläufigen Typus
zu dessen Wiedergabe er mehrfach angesetzt, im letzten Augenblick verlassen und
ihn durch Zuthaten (dahin gehört offenbar auch der Altar) und Correcturen in einen
ein Schwein opfernden Hermes verwandelt hat. Jene Ansätze lassen es errathen,
dafs er nicht zu denen gehörte die sich leicht selbst genügen. Aber die seltsame
Metamorphose erfordert doch einen besonderen Anlafs. Am wahrscheinlichsten dünkt
mich die Annahme, eine ihm besonders imponirende Leistung eines Genossen habe
ihm diesen geboten. Es mag vielleicht Zufall sein, wenn die Epidromosvasen, deren
eine ihm das Thema des ersten Entwurfes geben konnte, auch die Darstellung eines
Schweineopfers (8) enthalten; des libirenden Hermes seiner Zeitgenossen haben wir
bereits gedacht. Möglich ist es immerhin, dafs sich das fehlende Mittelglied noch
einmal findet5.
Meines Wissens ist bis jetzt nur ein ähnlicher Fall aus dem Gebiete der grie-
chischen Vasenmalerei bekannt gewesen. Es ist dies der Münchener Triptolemos-
Krater Jahn No. 299h Triptolemos steht hier neben seinem Wagen; Brunn hat
darauf aufmerksam gemacht, dafs sich die verlassene Vorzeichnung eines auf einem
andren Wagen sitzenden Triptolemos noch erkennen lasse. Die Änderung hat ihren
Grund in einer rein künstlerischen Erwägung. Ich glaube aber auf ein zweites
dem Gebiete der schwarzfigurigen Vasenmalerei angehöriges Beispiel hinweisen
zu können, das ein der Wiener Schale völlig entsprechendes Problem bietet. Es
ist das S. 143 nach Benndorfs Griechischen und sicilischen Vasenbildern Tf. 42, 2
wiederholte seiner singulären Darstellung wegen oft besprochenes Bild einer Lekythos
der Sammlung Navarra in Gela'. In äufserst flüchtiger Zeichnung zeigt es uns die

3) vgl. Masner a. a. O.
4) Nach. Masners gütiger Mittheilung ist die Leine
nicht zu constatiren, inclefs auch auf der Epi-
dromosvase ist sie zu suppliren.
5) Während des Druckes wird mir eine iote Schale
mit dem Lieblingsnamen Epidromos, eine Neu-
erwerbung des Berliner Antiquariums, bekannt,
deren Innenbild gegen ein blofs zufälliges Zu-
sammentreffen zu sprechen scheint:
I. Herakles in langem kurzärmeligen Leinen-
chiton (vgl. Berliner Antike Sculpturen No. 944)
den »abgeschnittenen Löwenkopf als Helm«
spendet aus einem Kantharos in die Flamme
eines Altares, neben ihm kniet ein Silen, der
1891, S.

einen Spiefs in die Flamme hält, hinter ihm
seine Keule EPIAOPOMOS (so!) KAtOS -
A) Herakles mit dem Kerberos — B) Silen be-
schleicht eine schlafende Mänade. •—• Die neun
früher bekannten haben wie die Wiener Schale
keine Aufsenbilder.
6) Abgeb. Brunn-Lau, Münchner Vasen Taf. 31. 1.
Overbeck, Kunstmythologie II S. 535 erwähnt
ihn als unpublicirt und druckt bezeichnender-
weise die Worte «steht neben« gesperrt.
7) Benndorf, Bull. 1867 S. 226, Gr. u. sic. Vasen-
bilder S. 88. Robert, Thanatos S. 17. P. J.
Meier, Annali 1883., S. 213. Koepp,' Arch. Ztg.
1884, S. 42. Hartwig, Journ. of Hell. stud.
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