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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Klein, Wilhelm; Studniczka, Franz: Antike Übermalungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0157
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Studniczka, Erwiderung.

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einander gezogenen Striche lassen eine schlanke Gestalt erkennen, deren Rumpf
und Gesäfsansatz in der linken Hälfte der Schweinemaske steckt; dazu gehört in
der Tat auch die nach Herrn Pollak von der Rechten des Hermes herabhängende
»Leine«. Die ausschreitenden Fiifse sind bei schärferem Zusehen rechts und links
vom Kopfe des Gottes an der Kreislinie unverkennbar. Das linke Bein ist ganz
vom Firnifsgrunde links bedeckt, der Vordercontour des stärker gebogenen rechten
fällt etwa mit der Brust und dem unteren Rande der Mantelfalten am Halse des
Hermes zusammen. Von den Armen hab ich nichts Sicheres bemerkt. Der Kopf
hat in dem Kreise nicht mehr recht Platz gehabt, vielleicht mit ein Grund für das
Aufgeben des Entwurfs.
Fis wäre nun gar sonderbar, wenn der Maler über dieser verworfenen Skizze
ein zweites Bild eingedrückt und bei der Ausführung schliefslich zu einem wesent-
lich verschiedenen dritten gelangt wäre. Das hat er denn auch nicht getan, denn
was Kleins Gewährsmann beobachtet hat, ist nichts anderes, als die Vorzeichnung
zu dem fertig gewordenen Bilde. Sie weicht allerdings, wie bekanntlich gar häufig \
von den schliefslich ausgeführten Umrissen stellenweise ziemlich stark ab; es fiel
eben der Vorzeichnung mitunter jenes tastende Durchprobieren der Composition zu,
welches die grofse Malerei an Skizzen und Cartons vornimmt, die selbst bei den
Hauptmeistern der Renaissance oft genug einen unsicher tastenden, ja sudeligen
Charakter tragen. Dafs der Maler eines so singulären Bildes besonders viel pro-
bieren mufste ist nichts wunderbares. Am deutlichsten zeigt sich sein Verfahren
am Hute des Hermes, dessen hintere Rundung, innerhalb des ausgeführten Umrisses,
fünf bis sechs Mal nebeneinander vorgerissen ist. Ähnliches sieht man am linken
Arme und den Fiifsen. Das Kerykeion war ursprünglich weit tiefer vorgezeichnet,
aber, wie auch Klein angibt, in wesentlich gleicher Richtung und Ausdehnung. Und
der für meine Deutung angeblich verhängnifsvolle Hund? Was ist natürlicher, als
dafs der Maler, der einen als Schwein vermummten Hund darstellte, sich das ver-
borgene Tier ebenso in einigen Hauptzügen vorzeichnete, wie man bei bekleideten
Figuren den nackten Leib skizzierte. Zwar die Rückenlinie ist keine andere, als
die des ausgeführten Schweinekörpers, nur dafs sie ein wenig tiefer sitzt. Die
Bauchbegrenzung des Pfundes ist mit einer langen Reihe von parallelen Bogen-
strichen gegeben, bei denen sich Kleins Gewährsmann nicht mit Unrecht der Bauch-
haare zottiger Hunde erinnerte. Aber dicht unter dieser Strichlage sitzt eine andere
ganz ähnliche, nur in etwas schrägerer Richtung, welche bis an den unteren Rand
der Schweinemaske reicht; wenn das auch Bauchzotteln des Hundes sein sollen,
dann könnten seine Beine nicht länger als die eines Dachshundes gewesen sein.
Vorgezeichnet wurde auch ein Hinterschenkel des Hundes, offenbar um den rich-
tigen Zusammenhang mit dem sichtbaren Schwänze festzuhalten. Dafs letzterer
mehrfach und sehr verschieden angelegt wurde, bevor er seine endgiltige Lage er-

l) z. B. Furtwängler Berlin No. 2174, 2180 B, 2304; im österreichischen Museum scheinen die ältesten
Beispiele hiefür die Ceretaner Hydrien zu sein.
 
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