Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

DOI Artikel:
Körte, Alfred: Vase mit Fackellaufdarstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0160
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Körte, Vase mit Fackellaufdarstellung.

1 5°

auf den Altar, ihr Blick ist voll auf den Fackelträger gerichtet. Sie trägt einen langen
gegürteten Chiton mit Überschlag, aufserdem ein Kopftuch, Stephane, Ohrringe,
Halskette und Armbänder. Hinter ihr naht von rechts ein dritter Jüngling, er ist
nackt wie der Fackelträger und mit der gleichen Binde geschmückt.
Vorzeichnung ist besonders an den Jünglingskörpern erkennbar, die Ver-
wendung von Weifs beschränkt sich auf die Binden der Jünglinge, sowie auf die
Halskette, Armbänder, Ohrringe, Stephane und Teile der Flügel der Nike. Das
vortrefflich erhaltene Gefäfs ist wohl nicht lange nach 400 angefertigt.
Der Inhalt der Darstellung ist ohne Weiteres klar: Im Fackellauf zu Ehren
einer Gottheit hat der Jüngling siegreich den Altar erreicht, die Siegesgöttin selbst
empfängt ihn und heifst ihn die bereit liegenden Scheite entflammen. Der Jüngling
rechts hinter der Nike ist wohl einer der Mitläufer aus der siegenden Phyle ', auch
er ist nackt und trägt die mit spitzen Blättern geschmückte Binde, den üblichen
Schmuck der Fackelläufer2, aber er hält nicht mehr die Fackel, aus seiner Hand
ist sie in die seines oidBoy/j- übergegangen — diese 01aoo/'q der Läufer war ein
wesentliches Merkmal der (s. Wecklein, Hermes VII S. 440ff.). Die zuschauende
Menge attischer Bürger ist endlich durch den Jüngling links von dem Sieger
vertreten.
Unter den wenigen auf den Fackellauf bezüglichen Darstellungen3 ist unsere
von besonderer Wichtigkeit, denn sie giebt den ersten monumentalen Beleg für
Weckleins aus den litterarischen Quellen erschlossene Deutung dieses glänzenden,
vielbesprochenen Kultspiels4. Gegenüber den mannichfachen früheren Erklärungs-
versuchen •— von der mystischen Beziehung auf den nie erlöschenden Lauf der
Gestirne (Baehr in Ersch und Gruber’s Encykl.) bis zu der sehr rationalistischen
Herleitung aus dem Bedürfnis nach Strafsenbeleuchtung in der mondlosen Festnacht
(A. Mommsen, Fleortologie S. 169) -— zeigt Wecklein (a. a. O. S. 446fr.) gestützt auf
zwei Grammatikerzeugnisse5 und mit glücklicher Heranziehung einer Plutarchischen

J) Über die Phyle als Siegerin in der s.
C. I. A. II 1229—1232. Aufser der siegenden
Phyle scheint der letzte Läufer einen besonderen
Preis erhalten zu haben s. C. I. A. II 965 fr. b,
col. II, wo Zeile 26 mit 27 zu verbinden ist.
2) Tischbein, Vas. Etr. Ilam. II, 11 und III, 48,
Ant. du Bosph. Cim. pl. 63; die Blätter fehlen
auf den Schalen Mus. Greg. II, t. 71, 3 und 76,
sowie auf der Lekythos Coli. Lecuyer II DP
Noch reicher ist der Kopfschmuck der P’ackel-
träger bei Laborde, Vases de Lamberg I pl. 78
(augenscheinlich dasselbe Gefäfs ist ungenauer
bei Hancarville, Ant. Etr. III, 36 abgebildet),
doch scheint mir zweifelhaft, ob auch hier eine
Darstellung der Xap.7üds beabsichtigt ist. Ähn-
liche Binden kommen auch sonst vor, vgl.
Tischbein, Vas. Ham. II, 49 und IV, 17.

3) Aufser den in Anm. 2 aufgeführten Vasen ist
mir nur ein Relief des Brit. Mus. aus der
C. I. A. II 1221 gegebenen Beschreibung bekannt.
Das bei Guhl und Koner, Leben der Griechen
und Römer5 S. 282 und bei Blümner in Bau-
meisters Denkmälern I S. 522 als Vasenbild
gegebene Albanische Mosaik ist nicht geeignet,
die attische XccpTcd? zu illustrieren.
4) Für den sacralen Charakter der X«[j.7TOc5e? haben
wir neuerdings auch das Zeugnis des Aristoteles
Äflrp. IIoX. 57 (ed. Kaibel u. Wilamowitz) (otot)
Tnlrpt oe (6 ßaaiXeuf) y.at toh? xütv Xap-TtaStuv
dyüivcc? airavTct?, danach Pollux VIII, 90.
5) Lex. Seguer. yupvaaiapyo; und Hermias ad Plat.
Pliaedr. p. 78 ed. Ast, wiederholt bei Sieben-
kees, A?iecd. Graeca p. 57-
 
Annotationen