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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Hartwig, Paul: Der Tod des Pentheus
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0172
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Hartwig, Der Tod des Pentheus.

IÖ2


Ein langer Zeitraum, ein Jahrhundert etwa, trennt die Darstellung auf der
Pariser Schale von einer weiteren neuerdings aufgefundenen. Es ist dies eine frag-
mentirte Schale aus Falerii im Museo di Papa Giulio in Rom11 in dem zarten Stile
des ausgehenden 5. Jahrhunderts, der sich besonders auf attischen Kannen, rothfiguri-
gen Lekythoi und kleineren topfartigen Gefäfsen ausgebildet hat. Das fast voll-
ständig erhaltene Innenbild zeigt, von einem mit Kreuzplatten durchsetzten Mäander
umschlossen, zwei lebhaft nach rechts hin schreitende vollbekleidete weibliche Figuren;
beide schwingen entblöfste Schwerter in der rechten Hand, die vordere trägt ein
jugendliches, lockiges Haupt, in Dreiviertelprofil gesehen, in der gesenkten Linken.
Auf der Aufsenseite sind neben weit ausgebreiteten Palmetten die Unterkörper von
zwei Silenen und zwei weiblichen mit Schwertern bewehrten Figuren erhalten, deren
eine ebenfalls ein ganz ähnliches jugendliches Plaupt einherträgt. Es ist kein Zweifel,
Aufsenbilder und Innenbild der Schale behandeln zweimal denselben Vorgang, den
Tod des Pentheus. Es kann sich jedoch die Frage erheben, sind unter den weib-
lichen Figuren hier die Kadmostöchter zu erkennen oder sind es beliebige Mänaden,
wie wir das für die letztgenannten Darstellungen des Mythus auf attischen Vasen-
bildern annahmen. Die Bekanntschaft des Malers unserer Schale mit den Bakchen
des Euripides könnte dem Stile des Gefäfses nach wohl vorausgesetzt werden. Das
Drama des Euripides ist nach der gewöhnlichen Annahme um 410 entstanden. Auch
das Auftreten der Figur mit dem abgeschlagenen Haupte in der Hand, welche auf
den beiden älteren Darstellungen sich nicht vorfand, könnte man auf einen Eindruck
der Euripideischen Figur der Agaue zurückzuführen geneigt sein. Andererseits stehen
jedoch, wie mich dünkt, die Figuren der Silene dieser Annahme entgegen. E.s sind

n) Eine Zeichnung des interessanten Stückes zu erhalten war leider unmöglich.
 
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