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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Mayer, Maximilian: Mykenische Beiträge, 2, Zur mykenischen Tracht und Cultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0211
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Mayer, Mykenische Beiträge II.

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und ihr auch Köpfe — ursprünglich gewifs nicht blofs von Thieren — geopfert
wurden37. Als ein Attribut d. h. eine Erscheinungsform der Unterweltsgöttin kennt
den Medusenkopf der homerische Dichter, Od. X 634, der dies aus noch älterer Dich-
tung entlehnt38: den Odysseus fafst bleiche Furcht, \i-q pot kop^ef/p xecpaXry osivoio
-sXtopou s? ’Atostn Ttsp-^siev dyaurj [Ispsstpoveb]. Erscheint doch auch die Gorgo selbst
als mächtigstes Wesen der Unterwelt bei Apollod. bibl. II 5, 12, 4, wo vor dem ein-
dringenden Herakles alle Wesen entfliehen aufser Meleager (das Gegenbild des
Todes-Apollo ’Aypsus) und der Gorgo; dies wahrscheinlich nach ätolischer Sage30.
Vor allen Dingen ist auch hier an die Monumente zu erinnern. Noch Bupalos
und Athenis verfertigten — jedenfalls in Erneuerung einer uralten — für den Tempel
in Chios eine Artemismaske, die bald zürnend bald gnädig zu blicken schien. Und
zwar war dieselbe hoch an der Wand in sublinii (loco) angebracht, also nicht etwa
als Theil oder Überrest eines alten Pfahlidols gedacht. Es ist daher vielleicht keine
Täuschung, wenn im sogen. Plutonion zu Eleusis an dem Fels zwischen den beiden
Höhlen zuoberst ein kolossales Rundgesicht mit Augenhöhlen markirt scheint (vgl.
Instituts-Photographien, Eleusis No. 19). Hiefs doch das beschriebene Sacrament
von Pheneos, welches eingestandener Maafsen an Eleusis anknupft (s. Pausanias), noch
in den späten Zeiten, von wo unsere Kunde stammt, ns-ptupa, ein Name der da gar
nicht mehr zutrifft. Andrerseits sehen wir die Maske des chthonischen Dionysos,
den Laodamia verehrt (Vorl.-Bl. B XI 3. Hermes XX S. 123fr.), von einem verschliefs-
baren Wandschrank umgeben, wie er — dort allerdings tragbar, scheint es — neben
den Muatat auf der sclnvarzfig. Vase Annali 1865 F, Vorlegebl. C VIII 2 b steht.
In Korinth, wo Medeia als ein Gegenbild der Plera Akraia uranfänglich zu
Plause war, befand sich am Grabmal der Zauberin ein osipoc, ein Schreckgesicht.
Diese Heroine tödtet ihre Kinder wie jene Gorge, des Korinthos Gattin, des Megareus
Tochter, von der eine versprengte Überlieferung berichtet10, wie auch die verwandte
Mormo-Lamia-Empuse41, während die Krjp, welche Koroibos (gewissermafsen der Me-
garische Perseus) auf einem alten Bildwerk42 umbrachte, als Kinderwürgerin über-
haupt bekannt ist. Aus welcher Zeit das grofse Gorgoneion am Markt von Argos
stammte, wissen wir nicht. Es galt für ein Werk der Kyklopenzeit; wie denn eine
wenig beachtete Tradition den Bruder des mit den dortigen Marktheiligthümern so

37) Hesych. v. Hpactoü/rj. Phot. Lex. Ans der einen
Person sind dann, wie so oft im griechischen
Religionswesen, mehrere geworden, deren Namen
in diesem P'alle jedoch nur die Localität wieder-
spiegeln. Vgl. »Kronos« a. O.
38) »Aus dem Hades schicken«, so konnte nur Je-
mand sprechen, der sich auf der Oberwelt be-
fand. Die betreffenden Verspartieen mit ihrer ganz
unmotivirten Furcht sind längst als nicht hin-
gehörig erkannt worden. Bekanntlich führt später
auf dem Wandgemälde der Tomba dell’ Orco
Persephone wirklich das Medusenhaupt.
39) Die eine Gorge als Schwester Meleagers kennt

und, mit den Dorern nach Tegea gewandert, im
dortigen Athenatempel die Locken der Gorgo
und den Speer Meleagers zusammenbringt.
‘i0) Kratin bei Hesych. v. rbpyäms Etym. M. 384, 38.
41) Arch. Ztg. 1885, S. 300. Athen. Mitth. 1891,
S. 120.
4'-) Die in Versen gehaltene Inschrift, welche Pausa-
nias dabei anführt, scheint ihrem Charakter nach
nicht sehr alt zu sein. Jedenfalls ist sie für
jünger zu halten als das Bildwerk, welches hier
am Markte der Mutterstadt nicht viel anders
ausgesehen haben wird als die Perseus-Metope
der Colonie.
 
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