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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Wernicke, Konrad: Kerkyaneus
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0220
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210

Wernicke, Kerkyaneus.

in Verbindung mit einem Kymation auf der Aufsenfläche des Randes, und nach einem
geringen erhaltenen Rest auch unterhalb des zweiten Bildes wiederholte. Was diesen
Ornamentstreifen von der grofsen Masse der sonst auf Vasen vorkommenden Pal-
mettenmuster unterscheidet, ist die schräge Stellung der zwischen Ranken, die jeder-
seits in Voluten endigen, angebrachten Palmetten. Nur eine beschränkte Zahl von
Vasen zeigt das schräge Palmettenband. Die Palmette, ursprünglich unabhängig
von der Lotosblüte und, wie es scheint, auch später als diese von der orientalischen
Ornamentik übernommen, gewinnt erst durch die Verbindung mit dem Lotos ihre
gesicherte Stellung in der griechischen Vasenmalerei. Im weiteren Verlauf tritt der
Lotos immer mehr zurück, er wird zur blofsen Umrahmung der Palmette, und ist
schliefslich in dieser den ursprünglichen Sinn vergessenden Stilisirung kaum noch zu
erkennen. Erst dann begegnet uns auch das Palmettenmuster in schräger Anord-
nung; eines der ältesten Beispiele ist die Kyknosschale des Pamphaios in Corneto
(Wiener Vorlegeblätter D 5); der Maler hat es dort als unteren Abschlufs der
Aufsenbilder verwandt. Man kann nicht sagen, dafs es in dieser Anwendung be-
sonders glücklich wirkt; überhaupt sind ja die Schalen die am wenigsten gelungenen
Werke dieses noch mit allen Wurzeln an der alten Zeit haftenden Meisters. In der
folgenden Periode des strengen rotfigurigen Stils begegnet uns das schräge Palmet-
tenmuster wiederholt, aber (und das ist charakteristisch) nicht bei der Schale, deren
Entwicklung ja in dieser Periode einen besonders breiten Raum einnimmt, sondern
beim Krater. Zwei Beispiele mögen hier genügen: der Sapphokrater München 753
(Jahn, Dichter auf Vasenb. Taf. I 4. 5. Brunn-Lau Taf. XXX 1) und der Krater mit
Theseus auf dem Meeresgrund im Cabinet des Medailles (Luynes, Descr. pl. 21. 22.
Milliet, Vases peints du Cab. d. Med. pl. 58—61), beide aus Girgenti; jener verwen-
det das Motiv sowol oben am Rand (mit angesetztem Stabornament) als auch unter
der Darstellung, dieser nur als oberen Abschlufs des Bildes. Bereits Klein (Euphr.2
S. 186) hat mit Wahrscheinlichkeit beide Vasen demselben Meister zugeschrieben;
sie sind gleichzeitig mit der späteren Periode des Eluphronios. Ihnen gesellt sich
nun auch das Bruchstück des Louvre zu, das wir in dieselbe Zeit des entwickelten
strengen Stiles setzen müssen4. Ja noch mehr: die drei Vasen stehen in der engsten
Verbindung mit einander. Nicht nur, dafs das seltene Ornament der schrägen Pal-
mette zum unteren oder oberen Abschlufs der dargestellten Scenen benutzt ist, auch
die Figuren zeigen auffallende Verwandtschaft. Der Theseus des Krater aus Gir-
genti ist Linie für Linie dieselbe Figur wie der Jüngling des oberen Bildes auf un-
serem Bruchstück. Es ist auch gewifs nicht zufällig, dafs jenes ruhige, gehaltene
-/jftoc, das in dem Sapphokrater und der Luynes’schen Vase herrscht, auch hier bei
einer Scene gewählt ist, die in der gleichzeitigen Vasenmalerei durchweg einen
leidenschaftlich bewegten Charakter trägt. Noch ein viertes Vasenbild möchte ich

4) Auch weiterhin kommt das schräge Palmetten- Meeresgründe (Mon. dell' Ist. Suppl. Tav. 21);
band gelegentlich vor; so z. B. auf dem be- vgl. ferner Brunn - Lau Taf. XXXI i. XLI 1.
kannten Bologneser Krater mit Theseus auf dem Cornpte Rendu 1872 Taf. X 2. Panofka, Vasi di
premio Taf. 1. 2.. Berlin 2373. 2382 u. s. w.
 
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