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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0050

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KREIS WORMS

Ausgange des Dorfes, der Kirche gegenüber liegt, ist noch in den Zügen der
Gassen und den Grenzen der Hofraithen resp. Häuserlinien wohl erkenntlich. Der
viereckte Turm besteht aus zwei ungewölbten Stockwerken, von welchen das untere
jetzt als Stall, das obere als Heuspeicher dient und hat ein hohes Zeltdach, das
mit Ziegeln gedeckt und dessen Spitze abgestumpft ist, indem das Gebälke des
Dachstuhls in ein Rad zusammenlauft. Das untere Stockwerk hat grössere viereckte,
ursprünglich wohl durch ein Kreuz geteilte, das obere schmale rechteckige Fenster.
Neben dem Turm in der Mauerfiucht desselben nach der Ortsstrasse zu ein

Mauerstück mit einem Quader, der die Jahrzahl 7\ .^.^«^(i 424) trägt.
Sandhof, j_n die Gemarkung Eich gehört der Sandhof, eine befestigte Anlage von sich

Anlage

dem Quadrat nähernder Form, deren vier Ecktürme, Thore und Mauern noch
einen verhältnismässig hohen Grad der Erhaltung zeigen. Auf den Mauern sitzen
einzelne Gebäude auf; nur an zwei Stellen sind kleine Stücke niedergelegt. Zwei
Thore an der Süd- und Westseite bilden heute noch die Eingänge. Ein Graben
scheint vorhanden gewesen zu sein, wenigstens erscheinen Spuren im Nordosten.

Türme Von den nicht hohen Türmen des befestigten Hofes ist der nach Nordosten

gelegene am besten erhalten; soweit sich erkennen lässt, waren übrigens alle vier
Türme in gleicher Weise angelegt. Der Nordostturm endigt in sechs dachförmig
abgedeckten Zinnen, deren Fuss durch ein umlaufendes Band von Backsteinen
markiert wird; die Schartenbank wird durch ein eingesetztes dünnes Mauerstück
erhöht. Ein Wehrgang ist nicht erkennbar. Drei weitere viereckte Scharten sind
in die Mauer selbst dergestalt eingebrochen, dass zwei von ihnen die Linie der
Umfassungsmauer bestreichen. Der Südostturm ist nur im unteren Teil erhalten. Dem
Nordwestturm, der vor nicht langer Zeit in einen Backofen verwandelt wurde,
fehlt der Zinnenkranz. Reste des Südwestturms sind in eine Scheuer vermauert.

Mauer Die Mauer ist nach zwei Seiten schräg, zum Teil mit grossen, in dieser

Form bearbeiteten Steinen abgedeckt.

Thore Das Westthor besteht aus einem grossen Bogen und einer kleineren Thüre

daneben, das Südthor nur aus einem solchen Bogen. Ueber dem Bogen befindet
sich ein Zahnfries, darüber eine steinerne Aufmauerung statt des Daches. Die
kleine Thüre beim Westthor ist rundbogig und durch Quadern hergestellt, welche
abwechselnd bis zum grossen Bogen durchlaufen.

An dem Mauerwerk des Südthors befindet sich nach innen eine im Grundriss
dreieckige Verstärkung nach beiden Seiten. Durch dieses Thor wird die Herstellung
der ganzen Anlage datiert; es trägt nämlich über dem Bogen die Jahrzahl 1592,
mit welcher Erbauungszeit die Bauformen allenthalben übereinstimmen. *)

*) Ein alter Plan des Sandhofs befindet sich im Staatsarchiv. Er führt die Aufschrift : Graentz Charte über
den Sandthoff durch die beede Geometros Jurat. J. E. Nicolas und J. A. Papst in Anno 1720 Mense Novbris. Er
zeigt die Anlage wie oben beschrieben , aber nur ein Thor, doch ist dies nur eine auf der Kleinheit des Massstabs
beruhende Ungenauigkeit.
 
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