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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0307

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276

KREIS WORMS

zwei den Schild quer teilenden Bändern drei und darunter einen Kringel. Letzteres
ist das Wappen des Heinrich Silberborner, Bürgermeisters von Worms um die Mitte
des 15. Jahrhunderts*). Unweit stand einst die Stephanskapelle.
Mariamünster Vor dem Speyrer Thor, südlich der Speyerstrasse liegen die Reste des

MARIAMÜNSTERKLOSTERS. Es sind noch zwei Wohngebäude erhalten, welche
einen Teil der grossen Heyl'schen Fabriken bilden. Der kleinere von diesen
Bauten zeigt keine Besonderheiten, der grössere, gleich jenem aus dem Anfang des
18. Jahrhunderts stammend, hatte,' wie das alte hölzerne Dachgesims zeigt,
ursprünglich zwei Stockwerke, wurde aber später über das alte Dach hinaus erhöht. Das
Gesims ist gegliedert und weit ausladend. Von der inneren Einrichtung ist nur
noch eine Treppe erhalten, deren Pfeiler und Bogen- mit reichem Stuckornament
bekleidet sind. Namentlich reizvoll sind die Stuckkapitelle, welche die vier-
eckten Pfeiler bekrönen und die zwischen den Eckvoluten Engelsköpfchen tragen.
Aussen an der Westseite zwischen den Fenstern des ersten Stocks ist eine
Steinplatte mit der Relieffigur des h. Bernhard eingemauert. Der Heilige trägt in
der rechten den Abtstab und hat ein Buch in der Linken mit der Inschrift:
saLVe regIna CoeLI et tV Mi bernarDe. (Dieses Chronogramm ergiebt die
Jahrzahl 1712k Zur Linken des Heiligen die Leidensinstrumente. Das zu dem
Kloster führende Thor ist noch links der Speyerer Strasse erhalten. Der Schlussstein
des weiten Bogens trägt die Buchstaben M M, dazwischen einen Abtstab und
darunter die Jahrzahl 17 13. Rechts vom Thor ist eine Steintafel mit folgendem Chro-
nogramm eingehauen: deVs ConserVet Intrantes oMnes et hIC habItantes
(17 13). In den genannten Ziffern wird uns also die Erbauungszeit der noch stehenden
Reste des Klosters überliefert. Ueber dem letzten Chronogramm ist ein Wappen oder
eine Hausmarke (Männchen mit Stange) eingemauert, darunter ein Fenstersturz mit
den Buchstaben S D und der Jahrzahl 1589**).

STADTMAUER, STADTTHORE UND
BEFESTIGUNGSTÜRME

Stadtiftaucr Die mittelaltrige Stadtmauer ist noch in ansehnlichen Resten erhalten, aber

nur der innere Mauerring, der äussere, welcher die Vorstädte umfasste, ist in seinen
mittelaltrigen Teilen verschwunden; nur noch später angefügte bastionäre Anlagen
erscheinen in vereinzelten Resten. Gut erhalten ist die innere Stadtmauer namentlich

*) Hess. Arch. XI, S. 242.

**) Ueber die Gesch. des Klosters s Lehmann im Archiv f. hess. Gesch. II. S. 298 ff. und Wagner Stifte
S. 164 und S. 521. Die Ueberlieferung weist die Gründung- dem Kaiser Ludwig dem Frommen zu und war 1689
noch so stark, um die Franzosen zur Schonung des Klosters zu veranlassen. Die erste urkundliche Erwähnung fällt
in das Jahr 1016, in dem Bischof Hurchards Schwester datin Äbtissin war und von ihrem Bruder eine Mühle am nahen
Eisbach zum Geschenk erhielt. Ursprünglich von Augustinerinnen besetzt ging es im 13. Jahrhundert an die
Cisterzienserinnen über. Es wurde 1802 aufgehoben, die Kirche zu Anfang dieses Jahrhunderts abgetragen. Die
Altäre kamen nach St. Martin (S. S. 237).
 
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