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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0324

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292

KREIS WORMS

FUNDE

Funde Dass der Boden einer Stadt wie Worms unerschöpflich an Grabfunden ist,

dass er Gegenstände des römischen und fränkischen Altertums und früheren Mittel-
alters in grossester Fülle zu Tage fördert, lässt sich von vornherein annehmen.
Wir haben von den sich aus den gemachten Funden ergebenden historischen
Resultaten oben schon im allgemeinen kurz gehandelt. Fast alle Museen der
Rheinlande enthalten Wormser Funde; ganz besonders hat sich jetzt das Paulus-
museum deren Vereinigung mit glänzendem Erfolge zur Aufgabe gemacht.

Die Geschichte der Wormser Grabfunde beginnt früh. Schon die Franken
öffneten, freilich nicht von wissenschaftlichem Interesse getrieben, die Römersärge;
. sie legten ihre Toten hinein oder zerschlugen dieselben und verwendeten das Material
für ihre eigenen Bestattungen. Das Mittelalter suchte in der Erde nach den Gebeinen
des sagenhaften Nibelungen Sigfrid. Im Jahr 1484 liess Bischof Johann von Dalberg
einen römischen Inschriftstein am Bischofshof einmauern und seinen Namen beifügen.
Der im Paulusmuseum aufbewahrte römische Sarkophag des Candidius Martinus
wurde 1561 unter den Funden der Ulrichskapelle in der Schiedergasse gefunden*).
Ungezählte Denkmale und Kunstgegenstände des Altertums müssen bei Neubauten
und anderen Gelegenheiten gefunden worden sein, ehe irgend Jemand daran dachte,
solche Gegenstände zu sammeln, oder nur Aufmerksamkeit darauf hatte.

Ein umfassender Fund wurde im Jahre 1666 bei Arbeiten an der Stadtmauer
in der Nähe des Martinsthors gemacht. Es waren römische Sarkophage und Denk-
steine mit Inschriften, welche zum Teil heute noch im Paulusmuseum aufbewahrt
werden, und viele Gegenstände des Kunstgewerbes. Sie rührten von dem grossen
römischen Grabfeld im Norden der Stadt her, dem ausgedehntesten der Stadt, an
welches sich ein späteres fränkisches dergestalt anschloss, dass beide ineinander
übergingen. Von den 1834 an der Südseite des Doms gefundenen und von
Lange beschriebenen merovingischen Steinsärgen ist nichts mehr vorhanden. Da-
gegen ist der bemerkenswerte Fund der frühchristlichen Grabstätten erhalten, die
der Sammler Bändel in einem Weinberg nahe der Liebfrauenkirche zu Tage förderte.
Es waren laut der Grabschriften und der Beigaben die Gräber von Franken, des
Ludino, des Unfachlas, der Pauta. Die Inschriften und ein Teil der Beigaben
befinden sich jetzt im Museum zu Mainz**). Ein weiterer frühchristlicher Inschrift-
stein (Grabstein des Aldvaluhi) war nach Schannat (S. 161) in dem Bergkloster
eingemauert. Er entstammt sicherlich dem fränkischen Grabfeld in jener Gegend,
nördlich der heutigen Andreaskirche. Ein Angon und eine Lanze im Paulusmuseum
und eine im Museum in Mainz befindliche Bronzeschüssel entstammen gleichfalls
diesem Grabfeld. Die erwähnten Funde führen uns an die zwei fränkischen Friedhöfe
in Worms, den einen im Norden im Anschluss an den römischen, den anderen
im Westen.

*) Weckerling, die römische Abteilung des Paulusmuseums, S. 29. 56.
**) Lindenschmit, Altertümer der heidnischen Vorzeit I Bd., 3 Heft Taf. 8, II Bd. 5 Heft Taf. 5. Steiner,
Sammlung und Erklärung altchristlicher Inschriften im Rheingebiet, S. 37. Weckerling a. a. O. S. 94.
 
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