54
KREIS WORMS
Mitgemeiner mit dem Schlosse zu Gundheim. 1700 endlich belehnte Kurfürst Johann
Wilhelm den Freiherrn Joh. Erwin Greiffenklau zu Vollraths mit Gundheim, Dorf,
Vogtei und Gericht. Diese Familie verblieb dann im Besitz.
Kirche Die katholische Pfarrkirche entstammt zwei Bauperioden, und zwar der Turm
dem 16. und das Schiff dem 18. Jahrhundert. Der viereckte Turm wird datiert
durch die Jahrzahl 1544, welche nebst einem Steinmetzzeichen über dem nördlichen,
in Spitzbogen geschlossenen Portal steht. Doch entstammt das oberste (vierte)
Stockwerk, das aussen von dem dritten durch kein Bauglied abgeteilt ist, laut
Aufschrift an einem Fenster dem Jahr 1732, wohin also auch der spitze Helm zu
setzen ist. Das Schiff, welches im Osten des Turms in grösserer Breite als dieser
steht, hat an der Eingangsthüre die Jahrzahl 1731 und ist also gleichzeitig mit der
Erhöhung des Turmes erbaut. Das Schiff und der in 5 Seiten geschlossene Chor
gehören, wie auch die Steinmetzzeichen an den Eckquadern beweisen, in dieselbe
Bauzeit. In die Ecke, welche die Südseite des Chors und die Ostseite des Schiffs
bilden, schiebt sich die Sakristei ein.
Von Details aus der Zeit seiner Erbauung besitzt der Turm ausser den
Rippenansätzen im Erdgeschosse, Spuren der früheren Gewölbe in der Wand und
den gotisch profilierten Gesimsen zwischen dem 1. und 2. und dem 2. und 3. Stock
nur noch die drei Spitzbogenfenster im dritten Stockwerk, deren Masswerk jedoch
von aussen vermauert und nur von innen sichtbar ist. Dasselbe ist in Fischblasen-
motiven sehr gut und kräftig durchgeführt. Von Fenstern hat der Turm sonst nur
die rundbogigen in dem vierten, 1732 gebauten Stockwerk, und kleine, sich nach
innen erweiternde, zu Verteidigungszwecken brauchbare Fensteröffnungen im Norden
und Süden des zweiten Stocks. Das spitzbogige Nordportal ist vermauert.
Schiff Das Schiff ist gleich dem Turm ausser an den in Haustein aufgemauerten
Ecken und den Thür- und Fenstergewänden verputzt und hat nach Norden zwei,
Chor nach Süden drei Fenster. Seine Decke ist flach. Der Chor hat in Holz nach-
geahmte Kreuzgewölbe und nach Nordost, Nordwest und Südost je ein Fenster,
keines im Osten. Im Innern erscheint noch der steinerne Untersatz des Tauf-
kessels bemerkenswert, welcher der Zeit der Erbauung angehört. Eine auf ziemlich
reich profilierten Holzsäulen ruhende Tribüne trägt die Orgel an der Westseite
des Schiffs.
Glocke Von den Glocken stammt die älteste aus dem vorigen Jahrhundert. Sie trägt
die Inschrift: Johann Kaspar Schräder in Wormbs goss mich vor die Gemeinde
Gundheim 1765.
Aussen an der Westwand des Turms ist das Wandepitaph des 1556gestorbenen
Sigfrid von Ober stein und seiner Gemahlin (f 1563), ein schönes Skulpturwerk
der Renaissance, voll Adel in den Figuren und wohlabgewogener, graziöser Orna-
mentik, nur leider verstümmelt. Zwischen zwei Pilastern, an deren Vorderflächen
Wappen angebracht sind, knieen der Verschiedene und seine Gattin zu Füssen des
Kruzifixes. Der Kopf des Gekreuzigten ist stark beschädigt, derjenige des Mannes
fehlt vollständig, doch ist derjenige der Frau besser erhalten. Der Gestorbene
kniet in voller Rüstung auf einem Löwen, seine Gattin in faltenreichem Mantel auf
einem Hund. Die Hände, welche gefaltet waren, fehlen bei beiden, doch haben
Oberstein'sches
Grabmal
KREIS WORMS
Mitgemeiner mit dem Schlosse zu Gundheim. 1700 endlich belehnte Kurfürst Johann
Wilhelm den Freiherrn Joh. Erwin Greiffenklau zu Vollraths mit Gundheim, Dorf,
Vogtei und Gericht. Diese Familie verblieb dann im Besitz.
Kirche Die katholische Pfarrkirche entstammt zwei Bauperioden, und zwar der Turm
dem 16. und das Schiff dem 18. Jahrhundert. Der viereckte Turm wird datiert
durch die Jahrzahl 1544, welche nebst einem Steinmetzzeichen über dem nördlichen,
in Spitzbogen geschlossenen Portal steht. Doch entstammt das oberste (vierte)
Stockwerk, das aussen von dem dritten durch kein Bauglied abgeteilt ist, laut
Aufschrift an einem Fenster dem Jahr 1732, wohin also auch der spitze Helm zu
setzen ist. Das Schiff, welches im Osten des Turms in grösserer Breite als dieser
steht, hat an der Eingangsthüre die Jahrzahl 1731 und ist also gleichzeitig mit der
Erhöhung des Turmes erbaut. Das Schiff und der in 5 Seiten geschlossene Chor
gehören, wie auch die Steinmetzzeichen an den Eckquadern beweisen, in dieselbe
Bauzeit. In die Ecke, welche die Südseite des Chors und die Ostseite des Schiffs
bilden, schiebt sich die Sakristei ein.
Von Details aus der Zeit seiner Erbauung besitzt der Turm ausser den
Rippenansätzen im Erdgeschosse, Spuren der früheren Gewölbe in der Wand und
den gotisch profilierten Gesimsen zwischen dem 1. und 2. und dem 2. und 3. Stock
nur noch die drei Spitzbogenfenster im dritten Stockwerk, deren Masswerk jedoch
von aussen vermauert und nur von innen sichtbar ist. Dasselbe ist in Fischblasen-
motiven sehr gut und kräftig durchgeführt. Von Fenstern hat der Turm sonst nur
die rundbogigen in dem vierten, 1732 gebauten Stockwerk, und kleine, sich nach
innen erweiternde, zu Verteidigungszwecken brauchbare Fensteröffnungen im Norden
und Süden des zweiten Stocks. Das spitzbogige Nordportal ist vermauert.
Schiff Das Schiff ist gleich dem Turm ausser an den in Haustein aufgemauerten
Ecken und den Thür- und Fenstergewänden verputzt und hat nach Norden zwei,
Chor nach Süden drei Fenster. Seine Decke ist flach. Der Chor hat in Holz nach-
geahmte Kreuzgewölbe und nach Nordost, Nordwest und Südost je ein Fenster,
keines im Osten. Im Innern erscheint noch der steinerne Untersatz des Tauf-
kessels bemerkenswert, welcher der Zeit der Erbauung angehört. Eine auf ziemlich
reich profilierten Holzsäulen ruhende Tribüne trägt die Orgel an der Westseite
des Schiffs.
Glocke Von den Glocken stammt die älteste aus dem vorigen Jahrhundert. Sie trägt
die Inschrift: Johann Kaspar Schräder in Wormbs goss mich vor die Gemeinde
Gundheim 1765.
Aussen an der Westwand des Turms ist das Wandepitaph des 1556gestorbenen
Sigfrid von Ober stein und seiner Gemahlin (f 1563), ein schönes Skulpturwerk
der Renaissance, voll Adel in den Figuren und wohlabgewogener, graziöser Orna-
mentik, nur leider verstümmelt. Zwischen zwei Pilastern, an deren Vorderflächen
Wappen angebracht sind, knieen der Verschiedene und seine Gattin zu Füssen des
Kruzifixes. Der Kopf des Gekreuzigten ist stark beschädigt, derjenige des Mannes
fehlt vollständig, doch ist derjenige der Frau besser erhalten. Der Gestorbene
kniet in voller Rüstung auf einem Löwen, seine Gattin in faltenreichem Mantel auf
einem Hund. Die Hände, welche gefaltet waren, fehlen bei beiden, doch haben
Oberstein'sches
Grabmal