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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0066

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KREIS WORMS

die stattgehabten Misshandlungen die edle Anmut in den Figuren nicht zu zerstören
vermocht. Vor dem Kruzifix steht der Helm. Auf den Pilastern liegt ein Architrav,
auf den ein Fries mit überaus zierlichem und massvollem, sehr flach behandeltem
Ornament folgt; in der Mitte halten zwei Figürchen, die in Fischschwänzen
endigen, eine männliche und eine weibliche, ein Wappenschild mit dem Zeichen
des Bildhauers (Arm mit der Haue). Über dem Gesims ein Aufsatz, auf dem
die Grabschrift steht; je eine Tierfigur mit bandartigen Voluten füllt die Winkel
zwischen Aufsatz und Gesims aus. Der Fuss des Denkmals zeigt zwischen den
geschmackvoll ornamentierten Untersätzen der Pilaster das Allianzwappen der Ver-
storbenen. Das Material ist grauer Sandstein.

Die Grabschrift, welche in Kapitälbuchstaben eingehauen ist, lautet:

ANNO • DMl ■ 1556 • VFF • SAMPSTAG • NACH • MARIAE • GEBVRT • DE •
12 • SEPTEMBRIS • STARB • DER ■ EDEL • VND • VEST • HANS • SEYFRID •
VÖ • OBERSTAIN ■ VND • ANO ■ 1563 ■ DEN • 2 ■ MARTH • STARB • DIE •
EDEL • VND ■ THVGETSAM • FRAW • MARGARETA • VOM • OBERTAf •
GEBORNE • WILCHI • VON • ALCZEY • SEI ■ EHLICH • HAVSFRAW • GOT •

GEB- IHNE • EIN • FRÖLICH • VRSTED ■ AEN-

Die Wappen auf den Pilastern bezeichnen die Grosseltern der Verstorbenen;
auf dem zur Linken des Beschauers diejenigen Sigfrids (Oberstem, Erlenbach,
Winther zu Alzey, Krüfftel), auf dem zur Rechten diejenigen seiner Gemahlin
(Wilch von Alzey, Ehrenberg, Oberstein, Horneck).
Friedhof Der Friedhof war ursprünglich befestigt und stand als solcher mit der

westlich von ihm gelegenen Burg und der Ortsbefestigung, in deren Linie er eintrat,
in Verbindung.

6lfHoflaUer ~^as Schulhaus (und Rathaus) bildeten früher mit den Gebäulichkeiten des

Landwirts Georg Kühling (zum Löwen) einen Hof, welcher dem Herrn von Greiffenklau
gehörte; in dem jetzigen Schulhause wohnte der Amtmann. Die Bauten mit mächtig
entwickelten Dächern rühren aus dem vorigen Jahrhundert her; über der Thüre
am Hofeingang des genannten Kühling ist das von Greifen gehaltene Greiffenklauer
Wappen mit der Jahrzahl 1741. Ein Allianzwappen befindet sich über der Thür
des Hauses Nr. 20. Auf dem Schild zur Rechten erscheint ein Löwe, auf dem-
jenigen zur Linken eine Querbinde mit drei Ballen.
Burg Von der ersten Erwähnung der Burg im Jahr 1353 haben wir oben schon

gehandelt. Sie ist noch in Ruinen vorhanden, welche der Kjrche und dem Kirchhof
gegenüber liegen. Ihr Terrain von etwa quadratischer Grundform bildet die süd-
westliche Ecke des Dorfs, so dass der dasselbe noch umziehende tiefe Graben nach
Osten und Norden in den gleichfalls noch vorhandenen Dorfgraben übergeht. Doch
umgiebt der Graben auch auf den beiden anderen Seiten das Burgterrain, wenn
er auch auf der Ostseite am wenigsten mehr erhalten ist. Hier, im Nordosten,
schliesst sich der Friedhof an, auf dem die Kirche steht. Von den Burgbauten
ist noch ein Keller, Rest eines Burggebäudes, vorhanden und ein Mauerstück,
welches nahe der Nordostecke quer über den Graben geht. Zwei viereckte Scharten
durchbrechen die Mauer, in der wir den Rest des befestigten Zugangs zum Thor
 
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