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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0074

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KREIS WORMS

die Gewölbe überragen, Fenster fehlen. Die Kapelle steht unter einem eigenen
Giebeldache *).

Decke u.Gewöibe Die Seitenschiffe sind mit einer flachen verputzten Holzdecke, das Mittelschiff,

der Chor und die südliche Kapelle mit einem Netz- beziehungsweise Sterngewölbe,
die Sakristei mit Kreuzgewölben versehen. Die Schlusssteine des Chorgewölbes
enthalten folgende Reliefdarstellungen: i. Ein Engel hält das Schweisstuch, 2. Petrus
(der grösste Schlussstein), 3. Dalberger Wappen, 4. Helm mit P^lug, im Flug das
Dalberger Wappen. Die Rippen des Chorgewölbes gehen von Konsolen aus.
Vor einer derselben ist eine kauernde Figur, vor anderen sind zierliche Köpfe
angebracht. Das Gewölbe des Mittelschiffs bietet die Eigentümlichkeit, dass die
Diagonalrippen, welche, einen Pfeiler überspringend, über zwei Joche gesprengt sind,
nur in der Richtung von Nordwest nach Südwest durchgehen, während sie von
Nordost und Südwest bei der ersten Ueberschneidung aufhören. Die Rippen des
Mittelschiffgewölbes schneiden aus kurzen Dienststücken heraus, deren Beginn durch
Wappenschildchen verdeckt ist. Die Rippen der Kapelle ruhen auf Konsolen.
Davor sind Köpfe, in der Mitte das Haupt von Petrus sowie die Hände mit dem
Schlüssel dargestellt. Von den Schlusssteinen zeigen einer das Dalberger Wappen,
der grösste die h. Jungfrau, der dritte das Wappen von Flersheim. Wir gedenken
dabei, dass die 1483 gestorbene Barbara von Flersheim Gattin Philipps von Dalberg
war, der 1492 gestorben ist. (S. u.). Beide waren wohl die Erbauer der Kapelle.

Fensteru.Thören Von den alten Fenstern der Seitenschiffe sind nur noch zwei dreiteilige

Spitzbogenfenster an der Südseite erhalten, deren Bogenfeld mit Fischblasen-
masswerk ausgefüllt ist. Die Fenster des Chors sind spitzbogig, zweiteilig und
haben verschieden angeordnetes Masswerk mit Fischblasenmotiven. Das Masswerk
des Fensters über der südlichen Thüre des Seitenschiffs ist erneuert, diese Thüre

selbst spitzbogig. Sie trägt die schon erwähnte Jahrzahl ^^^^ g (1478). Eine

zweite im Eselsrücken geschlossene Thüre führt von der Südseite in den Chor und
trägt das in Renaissanceformen gearbeitete Wappen der Ulner von Dieburg. Dieses
Wappen kann nur auf die 1594 gestorbene Elisabeth, Gemahlin des 1576 gestorbenen
Wolfgang von Dalberg, eine geborene Ulner, hinweisen; die Thüre wäre also in dem
letzten Drittel des 16. Jahrhunderts errichtet worden.

Baldachin Die Baldachine an den Ostenden der Seitenschiffe sind als reizvolle Anlagen

hervorzuheben. An dem einen Pfeilerkapitell sehen wir Engelsköpfe, an dem
andern einen Affen unter Blattwerk.

Äusseres T)as Äussere der Kirche, welche in der Hauptsache aus Bruchstein erbaut

der Kirche

und auf Verputz berechnet ist, Hausteine nur an den Ecken und formierten Gliedern
zeigt, ist besonders bemerkenswert durch die mit offenbarer Sorgfalt bearbeiteten
Strebepfeiler am Chor (Fig. 31), an der Sakristei (Fig. 32) und an der Kapelle.
Dieselben gleichen sich nicht vollständig, haben vielmehr an jedem jener drei
Bauteile etwas verschiedene Gestalt. Gleich sind sie in der geschweiften Abdeckung
und in der geschweiften Form der Schenkel der sie bekrönenden und zum Teil

*) Über die Kirche standen mir Notizen von dem Herrn bischöflichen Baumeister Lukas in Mainz zu Gebote,
die bei obigem Text benutzt sind.
 
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