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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0107

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METTENHEIM

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der auch 1701 einen Schutzbrief seitens des Kaisers Leopold erhielt*). Von diesem
brachte es der Graf Johann Kasimir von Wartenberg 1709 an sich; er machte es
zu seiner Residenz und erbaute ein Schloss. Die Herrschaft dieser Familie endete
mit der französischen Okkupation**).

Die jetzige evangelische Pfarrkirche ist ein Bau aus den Jahren 1748 bis 1756. Kirche
Ein im Osten dreiseitig geschlossener Schiffbau bildet einen einzigen flachgedeckten
Raum. Die Westwand wird durch einen, von geschwungenen Linien begrenzten
Giebel abgeschlossen; in derselben befindet sich das noch durch die ursprünglichen
verzierten Thürflügel geschlossene Hauptportal mit einem kleineren Fenster darüber,
rechts und links zwei grössere Fenster, alles in den geläufigen Formen des Rokoko
gehalten. Auf dem Dach sitzt ein dem Turm der Friedrichskirche in Worms
ähnlicher Turm auf; die zwei Stockwerke, deren oberes sich verjüngt, werden durch
Glockendächer bedeckt. Im Westen der Kirche befindet sich die fürstliche Tribüne inneres
(der Herrnstuhl), im Osten die Orgeltribüne mit der, mit Putten dekorierten Orgel,
die im Jahr 1762 in Gebrauch genommen wurde; beide verbindet eine für die
Gemeinde bestimmte Tribüne; alle von Holz in Rokokoformen. Diesen Stil zeigen
ferner die Holzkanzel und der aus schwarzem Marmor gefertigte Taufstein. Der
Altar ist aus rotem Nassauer Marmor. An der Fussplatte des Taufsteins die Taufstein
Umschrift: TF.MPLO METTENHEIM • NOVIT • EXSTRUCT ■ D1CAT • I • P • C •
COLONIUS • 1LL • COM • A WIED • RUNCKEL • CONSIL1AR 1755. Die Glocken Glocken
auf dem Turm sind 1710 von Christoph Roth in Mainz gegossen. Unter der
Kirche befinden sich die Wartenbergische Familiengruft, neben der Kirche einige
Grabsteine, die nichts bemerkenswertes bieten.

In einem im Besitz des Pfarramts befindlichen handschriftlichen Sammelband Siegel
befindet sich der Abdruck eines jedenfalls 1775 noch vorhanden gewesenen
Gerichtssiegels. Dasselbe zeigt eine Klaüe, darüber die Buchstaben M. S. und
daneben die Jahrzahl 1624.

In den 1830er und vierziger Jahren nahmen Private in grösserem Massstab Aus- Funde
grabungen vor und förderten Gegenstände aller Art (metallene Geräte, Waffen, Münzen,
Thongefässe), sowie Steinsärge mit Inhalt (Waffen, Schmucksachen, Gläsern) zu Tage.
Es fanden sich Keller und Brunnen, von denen einer noch im Gebrauch ist, ein
anderer, aus Hausteinen hergerichteler, von Pfarrer Scherer wieder aufgestellt wurde.
Die Fundsachen erwarben die Museen zu Darmstadt und Mainz und viele Altertums-
freunde in Worms, Mainz, Darmstadt und Giessen. Bis in die neueste Zeit werden
immer noch vereinzelt Münzen auf den fraglichen umgerotteten Feldern gefunden.
Vieles hat der früher in Mettenheim gewesene Stationsverwalter Fleck erworben und
seiner Sammlung einverleibt. (Fragenbeantwortung des Pfarramts und der Bürger-
meisterei.) Im Jahre 1885 wurden auf einem Acker in der Sandüberlache, etwa
50 Schritte von der Rheinstrasse entfernt die Reste mehrerer römischer Bestattungen
gefunden und zwar von 2 grossen Dolien die untere Hälfte und 4 Münzen, dabei
lagen Stücke von zwei Figuren. Nur die Stücke der Dolien kamen ins Paulus-

*) Mitt. f. Frankf. Gesch. II, S. 15.
**) Ortschronik..
 
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