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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0110

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KREIS WORMS

die Ecken verlaufen. Am Schlussstein ist ein Vierpass mit aufgelegtem Schild ohne
Wappen. Im Osten, Norden und Süden des Turms findet sich je ein spitzbogiges
Portale Portal; das erstere, welches einen Eingang zur Kirche bildet, ist am reichsten
ausgestattet; zwischen zwei Hohlkehlen steigen von einer Leiste begleitete Rundstäbe
an, deren Füsschen schraubenförmig gewunden sind und die sich oben durchkreuzen.
Die beiden Portale im Norden und Süden, von denen das erstere vermauert ist,
und das letztere jetzt den Eingang zum Turm bildet, sind einfacher; die Profi-
lierung der Gewände beschränkt sich auf eine breite Hohlkehle, die unten bogen-
förmig abschliesst. Unter diesen Abschluss ist der Wasserschlag des Turmsockels
heruntergekröpft. An dem Südportal sieht man zahlreiche Längsrillen.
Schiff Das in keiner Weise bemerkenswerte, flachgedeckte Schiff stammt aus der

zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Es ist dreiseitig geschlossen, hat auf
jeder Längsseite vier Fenster und je eines auf den 2 äusseren Seiten des Abschlusses.
Unter einem Fenster der Südseite befindet sich die Eingangsthüre; über derselben
in charakteristischer Rokokoumrahmung und sehr unheraldischer Form ein drei-
geteilter Wappenschild; die beiden Felder rechts und links enthalten die Wappen
des Erzbistums Mainz und des Bistums Worms, das untere einen Basilisk (Zeichen
des Patrons, des h. Cyriacus).

Von den beiden Glocken im Turm ist die eine neueren Ursprungs, die
andere hat die Inschrift: Anno MDCCLV goss mich Johann Michael Steiger Stück-
und Glockengiesser in Mannheim vor die Gemeind Moerstadt.
Privatbauten Künstlerisches Interesse bietet der mit reicher Holzschnitzerei versehene zwei-

stöckige Holzbau Nr. 116. Das Haus steht mit dem Giebel nach der Strasse;
der Hof wird durch einen mächtigen Thorbogen mit kleinerer Thüre daneben
betreten. Die an dem Bugen befindliche Inschrift (Jahrzahl?) ist nicht mehr mit
Sicherheit zu lesen. An der Thüre ein schöner schmiedeiserner Thürklopfer. Die
Schnitzereien erstrecken sich auf die Umrahmung der Fenster, die Eckpfosten und
Balkenflächen in den Wänden, die Gesimse. Auf den Pfosten zu Seiten der
Fenster des oberen Stocks an der Strassenseite ist zu lesen ANNO 1682; unter
ersterem Wort steht der Namen des Baumeisters: MICHEL GEITEL ZIMERMAN,
unter den Ziffern 16 die Hausmarke eines Schmieds. Unter den Fenstern des
oberen Stocks befindet sich auf den Wandpfosten eine nicht mehr im Zusammen-
hange entzifferbare Inschrift, wie es scheint der Name des Besitzers (Anton Fels)
und seiner Ehefrau, sowie ein Spruch.

Das Haus Nr. 54 hat rechts vor dem Thore eine interessante Hausmarke,
eine Weinfuhre. Zwei voreinander gespannte Pferde, auf deren erstem ein Fuhr-
mann sitzt, ziehen einen mit zwei Weinfässern beladenen Wagen. Zwischen den
Fässern ein zweiter Fuhrmann mit der Peitsche. Darüber die Jahrzahl 1739,
darunter die Namen: HANES HAFIER, LOWISA FR1G.
 
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