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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0144

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WACHENHEIM

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ausgefüllt. Der Chor mag noch ein Teil der »Kapelle« sein, welche in einem
päpstlichen Ablassbrief von 1325 als »eingeweiht« erwähnt wird; ebenso auch der
Unterbau des Turms. Diesen Turm betritt man durch eine spätgotische Thüre, Turm
in deren Spitzbogen zwei Rundstäbe kreuzen. An dem Holz der Thüre ist noch
das gotische Eisenbeschläge. Die Halle ebener Erde ist von einem Kreuzgewölbe
überspannt, dessen einfache Rippen aus der Mauer ausgehen. Ein gemauerter Altar
steht in der Turmhalle. Der Turm hat in den unteren Stockwerken verschieden-
artige unregelmässige Fensteröffnungen, in dem obersten Stock spitzbogige Fenster,
von denen aber nur noch zwei Fischblasenmasswerk zeigen, das auf die Erbauung
in spätgotischer Zeit schliessen lässt. Daß Turmdach hat Zwiebelform und ist noch

später. An den Eckquadern sehen wir viele Stemmetzzeichen. pi/ jSf yj

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Die Wände haben Bewurf.

In der Kirche steht ein gotischer Taufstein, mit Spitzbogen ornamentiert, Taufstein
die zweiteilig sind und in jedem Teil Dreipässe, oben einen Vierpass haben.

Auf dem aus Tuff gemauerten und farbig bemalten Altar im Chor, demjenigen
der katholischen Gemeinde, steht ein treffliches Holzschnitzwerk aus dem ausgehenden
Mittelalter, ein Flügelaltar (Fig. 58), der die Jahrzahl 148g in Minuskeln trägt Flügelaltar
(anriO 60mint m • CCCC ■ Ifrytr), und auf dessen Stifter das Wappen (Harfe) hindeutet.
Es ist das Wappen der Landschad von Steinach, die in Wachenheim begütert

waren. Der Altar zeigt geöffnet
im Innern des Schreins das Holz-
schnitzwerk, die h. Jungfrau in
der Glorie. Auf die Rückwand
des Schreins ist bis zu zwei Drittel
der Höhe ein Teppich aufgemalt,
über welchem zwei Engel bis zur
Brust heraufragen. Die Madonna
von ungemein lieblichem Gesichts-
ausdruck, das Haupt von lockig
wallendem Haar umgeben, in an-
mutiger Haltung, trägt auf dem

linken Arm das Christkind, welches
das rechte Ärmchen in spielender
Bewegung hebt. Das Gewand
Marias ist von trefflichem Falten-
wurf; auf dem Haupte trägt sie
eine prachtvolle Krone. An dem
Sockel der Marienstatue befindet
sich die oben erwähnte Jahres-
zahl (148g). Auf der Innenseitc
der Flügel ist je eine Heilige
Fig. 5g. Wachenheini. Wohnturm. gemalt, links vom Hauptwerk die

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