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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0149

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KREIS WORMS

das schon erwähnte nördliche im Spitz- , das südliche im Rundbogen geschlossen.
Die viereckten Stäbe am Gewände des letzteren kreuzen sich unten gitterartig.
Das Schiff ist mit einem Walmdach bedeckt.
Turm Der Turm hat vier Stockwerke, die durch nicht ganz symmetrisch verteilte

spitzbogige oder in der Form des Eselsrückens geschlossene Fenster unterbrochen
sind. Das Dach des Turms ist ein modernes, niedriges Zeltdach. Der Messing-
hahn vom alten Turmdach befindet sich auf dem Rathaus; er trägt die Jahrzahl 1710.
Auf dem Chor erhebt sich ein aus der Seitenfläche des Dachs emporwachsendes,
in diesem Jahrhundert erbautes dünnes Türmchen, in dem die sog. Vater-Unser-
Glocke aufgehängt ist.

Details Die Kirchenstühle im Schiff rühren zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert

her, das Orgelgehäuse ist mit seinen Holzschnitzereien ein gutes Werk derselben
Zeit. Aussen an der Ostwand des Schiffs sind ein agnus Dei, und an dessen
Westwand eine Fratze eingemauert. Am nördlichen Strebepfeiler des Chors befinden
sich Längsrillen. Im Boden ein ausgetretener Grabstein, auf dem noch die Zahl
Glocken M • CC • XC lesbar ist. Im Turm hängen zwei Glocken, die grössere enthält in
lateinischer Schrift die Inschrift: Deo gloria an 1730 (?) und den Namen Jakob
(unleserlich), die kleinere die fahrzahl 1731. Beide tragen das Zeichen eines
Vogels (Schwans ?) mit einem Baumblatt darunter. Im Besitz der Kirche befindet
Kirchliche Geräte sich eine starke, sechskantige, zinnerne Abendmahlskanne mit der Inschrift: Vor
die evangelisch lutherische Gemeind in Westhofen Ao 1754; ferner eine zinnerne
Taufkanne mit dazu gehörigem Becken, beide mit den Zeichen: H G B X A B B
und der Jahrzahl 1719.

Kathoi. Kirche Die katJwhscJie Kirche ist ein einfacher, im Osten dreiseitig geschlossener

Bau mit flacher Decke und Fensteröffnungen, welche teils spitzbogig sind teils die
Form von Ochsenaugen haben. Sie liegt unweit der evangelischen Kirche auf dem
jetzigen Marktplatz, einem sehr grossen Platz, auf dessen anderer Seite einst das
alte Rathaus stand, und der sehr steil nach dem tiefer gelegenen Teil des Ortes
abfällt. In dieser Kirche haben wir jedenfalls die im Wormser Synodale von 1496
als auf dem Friedhof gelegen bezeichnete Michaelskapelle zu erkennen, welche
damals verbrannt war. Heute ist die Kirche den hh. Peter und Paul geweiht. Der
heutige Bau dürfte durch die Inschriften datiert sein, welche über der rundbogigen
Eingangsthüre im Osten angebracht sind. Die erste, chronogrammatisch abgefasste,
auf einer Tafel eingemeiselte Inschrift, über der ein in Stein gehauenes mit den
Buchstaben I H S versehenes Kleeblattkreuz eingemauert ist, lautet: Ah aeterne
pater rogo te Miserere die Carnis Da nVLLae pereant ob (nun folgen ein paar nicht
entzifferbare Buchstaben) pastor oVes. Die grossen Buchstaben ergeben die Jahr-
zahl 171 1. Damit stimmt der Namen des Geistlichen, der unter der Inschrift
angebracht ist. Leserlich sind noch die Worte lohen ■ barck p • t • decanus et pastor
post circumduetionem rer • cath • primvs. Nach einer geschriebenen Chronik im
Besitz der Pfarrei war Barck Pfarrer von 1702 bis 1714. Endlich finden wir
unmittelbar in dem Thürbogen das Chronogramm: en peCCator DoMVs refVgll (17 12).
Die Kirche hat im Innern eine von Holzsäulen getragene Orgeltribüne und den
Grabstein des 1723 gestorbenen Pfarrers Götz.
 
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