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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0161

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146

KREIS WORMS

GOTTESHÄUSER

AMANDUSKIRCHE. Diese Kirche wird urkundlich zum erstenmale im Jahre
1283 als Pfarrkirche erwähnt*). Sie muss bei der Zerstörung der Wormser Vor-
städte durch die Schweden im dreissigjährigen Krieg zur Ruine geworden sein,
denn 1637 wird sie urkundlich als zerstört bezeichnet.

Die vorhandenen Reste bestehen in der Hauptsache aus der südlichen Wand
des Langhauses und der entsprechenden des über diese vortretenden Querhauses.
Die einfachen Profile der Fenster der ersteren scheinen auf die Entstehung in
früherer Zeit der Gotik hinzudeuten; das breite Fenster der Querschiffwand ist
vermauert. An der letzteren sieht man noch ein mit einem Schildchen geschmücktes
Konsol mit dem Gewölberippenansatz darüber. Auch schliesst sich hier Mauerwerk
mit eingemauerten Kragsteinen an, welches zu einem dreistöckigen kirchlichen
Nebengebäude gehört zu haben scheint. Das westliche Ende der Langhauswand
wird durch die dort noch erhaltenen Eckquadern genau bestimmt.
Allgemeiner AN DRE ASKIRCHE. An dem höchsten Punkte der allen Stadt, unmittelbar an

Uberblick über

die Bauperioden die Stadtmauer anstossend, deren Südwesteck, durch den Turm Luginsland formiert, ganz
nahe ist, liegt die Andreaskirche mit ihrem Kreuzgang. An ihrer Ostseite hebt sich das
Turmpaar in die Höhe. Zwei zopfige Dächer in Zwiebelform schliessen die Türme
ab. Gleichwohl macht dieses Turmpaar mit dem altersgrauen Giebel des Chors
dazwischen, wenn man die enge Strasse vom Speverer Thor her heraufsteigt, einen
stimmungsvollen Eindruck. Von dem ursprünglichen romanischen Bau sind noch
eben diese Ostpartie, nemlich der Chor und die vier unteren Stockwerke der
Türme, ferner die Pfeiler des Mittelschiffs mit den Scheidbögen und dessen westliche
Abschlusswand, sodann das östliche Gewölbejoch vor dem Chor und die Apsiden
der Seitenschiffe ebendaselbst, das Nordportal und Teile der Aussenwand des
südlichen Seitenschiffs erhalten; die Hochwände des Mittelschiffs, die Aussenwand
des südlichen Seitenschiffs zum grössten Teile, die Strebepfeiler an derselben, die
Gewölbe in den Stockwerken der Türme gehören der gotischen Zeit an, die auch
das grosse Spitzbogenfenster in den Chor gebrochen und noch andere Fenster
eingesetzt hat. Neueren Ursprungs sind das oberste Stockwerk der Türme mit
deren Dächern, die Dächer des Langhauses und Chors, die Fenster an dem
südlichen Seitenschiff und die Bogenstellung, welche an die Stelle der Aussenwand
des nördlichen getreten ist, und die vor- und eingebauten Wohnungen an der
Westseite. Die hölzernen Scheingewölbe des Mittelschiffs gehören vielleicht noch
der gotischen Zeit an.

Romanische jj-e Erbauungszeit der romanischen Kirche ist nicht genau zu bestimmen;

leile des Mittel- ° °

schiffs im Jahr 1020 legte Bischof Burkard das Stift in die Stadt, und um diese Zeit
mag der Bau der Andreaskirche begonnen haben, doch weisen die Formen des

*) Baur, Hess. Urk. II, S. 299, V, S. 29.
 
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