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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0237

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WORMS

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In dem Turm sind drei Glocken aufgehängt; die eine stammt aus dem gegen- Glocken
wärtigen Jahrhundert (1825), jede der beiden anderen aus dem vorigen. Die grösste
von diesen trägt folgende Inschriften. Die obere Umschrift lautet: Me faciebant
Henr. Lud. Gosmann et Christoph Zimmermann cives Landav. Darunter auf der
Nordseite: Sanctissimae trinitati sacram me esse voluit civitas Wormatiensis, fasces
gerentibus consule primo Jo. Geyero et tribuno plebis Jo. Groheo, aedilibus sacris Elia
Christ. Weise senat. sen. et Jo. Frid. Moritzio XIII. viro A. R. S. MDCCXXXIX. Faxit
Deus feliciter. Auf der Südseite: Mein Sitz war einst am Martins-Thor (Anno 1605),
Als diesen ich im Brand verlohr (Anno 1689), Verbarg man in der Erde mich
Die schlofz mich viele Jahr' in sich, Dann ward ich der Dreyfaltigkeit (Anno 1725)
Hier in der neuen Kirch' geweih't, Als endlich ich gebrechlich war (Anno 1738),
So stellte ich mich dreyfach dar (Anno 1739), Zwei Schwestern bracht ich noch
mit mir, Die stehen mir zur Seiten hier. Am unteren Rand ist zu lesen : Ich bin
der grosse Bär, wann man mich höret brummen, mufz alles umb mich her, erzittern
und erstummen. Die zweite, östlich von der soeben besprochenen hängende Glocke
trägt das Stadtwappen und auf der einen Seite die Inschrift: Igni conflata inter
tres sorores media Wormatiae aedilibus sacris El. Christoph. Weise senatus seniore
Jo. Frideric. Moritzio XIII. viro, aerarii sacri praefecto Jo. Friderico Graffio A. R. S.
M. DCC XXXIX. Unten steht: Ich bin die Nachtigall, wann ich beginn' zu singen;
Hört man den hellen Schall durch Lufft und Wolcken dringen. Auf der andern
Seite steht: Urbis erat primus dum consul Gever et alter Graveus, hoc Gosmann
condidit artis opus. Die dritte Glocke, auf welche die Inschrift auf der letzt-
genannten anspielt, war 1739 gegossen, ist aber nicht mehr vorhanden. Auf ihr
stand unter anderem: Ich bin die kleine Grill, doch kreusch ich überlaut, dass
alles umb mich her begierig auf mich schaut*).

Die Kirche besitzt eine Tauf Schüssel und eine Taufkanne, 1667 vom damaligen Geräte

Städtemeister Rühle der Gemeinde geschenkt, in Silber und Gold kunstfertig und

geschmackvoll ausgeführt. Ein Kistchen aus Holz mit Blechbeschlag, früher zur

Aufbewahrung von Hostien bestimmt, entbehrt nicht graziöser Form. Es trägt vornen

ein kleines Emailbildchen (Abraham und die drei Männer und im Hintergrund Sarah

darstellend) und im Innern des Deckels eine auf Glas gemalte Darstellung des

Abendmahls. Es befindet sich leihweise im Paulusmuseum. Ebendaselbst sind zwei

Ölbilder ausgestellt: Luther vor dem Reichstag von L. Seekatz (1730), eine Skizze Gemälde

zu dem grossen Gemälde in der Kirche und Friedrich der Grosse, welches Bild

früher der Friedrichskirche beziehungsweise der reformierten Gemeinde gehörte.

Im Paulusmuseum wird der Aufriss der Dreifaltigkeitskirche von 1719 (occidentalischer Abbildungen
Prospekt, wie er sich bezeichnet) aufbewahrt. Ihn überreichte laut der Widmung der Stadtschreiber
Johann Ulrich Krafft dem Rat. Ein Kupferstich mit einer Ansicht der Kirche ebenda. Ein
Spruchband, von zwei Engeln gehalten, hat die Inschrift: Templum S. S. Trinitatis Wormatiense.
Rechts in der Ecke: P. Fehr fec. Ein kleiner Holzschnitt, eine Ansicht der Kirche von aussen
gebend, im Landkalender f. d. Grossh. Hessen 1880, S. 28. Eine Abbildung ist auch auf der
zum Gedächtnis an die Errichtung geprägten Medaille. Unter dem Bild der Kirche auf dem Avers,
zu deren beiden Seiten Wohnhäuser abgebildet sind: SEIT GETROST ICH DER HERR BIN MIT

*) S. das Werk: Inscriptiones der Drey Glocken — so auf gemeiner Stadt Kosten zum Gebrauch der dasigen
Neuen Kirch zur heil. Dreifaltigkeit im Jahre 1739 gegossen worden. Wormbs gedruckt bei Johan Ludwig Spelter 173g.

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