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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0312

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WORMS

281

Säule lautet: Aere civitatis et vicinitatis putei curatores Christopherus Henricus
Clausius, Iohannes Philip. Germerthum, Andreas Iacobus Rasor, Godofredus Otto
posuerunt MDCCLXXVIII. Der Brunnen auf dem Lindenplatz zeigt Rokokostil.
An ihm das von Drachen gehaltene Stadtwappen (Schlüssel mit Stern).

Vor dem alten Eingangsportal zum Dom-Kreuzgang liegt der Sigfridstein. Sigfridstein
Von ihm ging nach dem Rheinischen Antiquarius die Sage, dass er von einem
Riesen aus dem Rosengarten mit einer 25 Schuh langen, vorn zugespitzten Stange
(der nach Merian im Dom aufbewahrten Stange, die Lange als Lanze Sigfrids
anführt, S. 203) über den Rhein geworfen worden sei. Der Stein, ein Urkalk und
wohl aus der Bergstrasse herrührend, ist 1,125 m hoch, hat einen unteren Durch-
messer von 1,25 m, einen oberen von 0,875 m — 1 m, an der oberen Fläche
eine runde Eintiefung und je eine tiefe Rinne an zwei gegenüberliegenden Seiten.
Im Allgemeinen erscheint seine Form als die eines im rauhen gearbeiteten (jetzt
mit der breiten Fläche auf dem Boden liegenden) Kapitells. Ob der Stein ein
solches wirklich werden sollte, in welchem Falle die Eintiefung als Zapfloch erschiene,
oder ob er den Untersatz für ein Monument (Kruzifix?) bilden sollte, in welchem
Falle er jetzt richtig läge, mag unentschieden bleiben. Für die erstere Meinung
ist Schneider*). Unsere Voreltern erklärten sich die Eintiefung viel einfacher.
In ihr war die Stange des Riesen Sigfrid befestigt, als er den Stein über die Dom-
kirche an den Platz warf, wo er heute noch gesehen wird. Falk**) identifiziert
den Sigfridstein mit dem früher vor dem Bischofshofe befindlichen Blutstein, welcher
die Grenze zwischen geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit bildete und an den
die Malefikanten vor der Exekution geführt wurden.

Ein Immunitätsstein vom Domplatz befindet sich im Paulusmuseum. Auf Immunitätssteine
einem grösseren würfelförmigen Untersatz steht der oben rund zugehauene Stein,
welcher auf der eigens bearbeiteten Vorderfläche das bischöfliche Wappen trägt.
Das Ganze ist vom Boden 86 cm, der obere Stein ist 36 cm hoch, die
Basis des letzteren beträgt 30 cm auf der Seite, die des unteren 55 cm. Oben
ist eine rinnenartige Vertiefung quer über dem Stein.

Ein anderer Immunitätsstein vom Domplatz ist abgebildet auf einem Plan
im Wormser Stadtarchiv. Er trägt auf der einen Seite das Wappen der Stadt,
auf der andern nach dem Dom zu dasjenige des h. Petrus***).

Ein alter Grenzstein steht kurz vor Neuhausen an der Gaustrasse im Felde rechts Grenzsteine
von der Chaussee. Er trägt auf der Vorderseite das eingehauene Bild eines Schlüssels,
auf der Seite daneben ein C (Cyriaksstift in Neuhausen). Ein Grenzstein mit
Schlüssel auf der einen und doppelten C auf der anderen an der Mainzer Chaussee.
Zwei weitere Grenzsteine befinden sich im Paulusmuseum; sie mögen dem
16. Jahrhundert angehören. Der eine hat den Wormser Schlüssel auf der einen,
auf der gegenüberliegenden Seite ein B, der andere den Schlüssel in einem Schild
und auf der anderen Seite ein H mit einer Krone darüber. Zwei Grenzsteine,
von denen wenigstens der eine noch dem 15. Jahrhundert angehören dürfte, stehen

*) Korr. Bl. des Gesamtvereins der deutschen Geschicbts- und Altertumsvereine 1878 Nr. 4.
**) Ebenda, Nr. 1.
***) Archiv Nr. 1779.
 
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