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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0315

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KREIS WORMS

Der alte Bischofshof wurde 1503 durch Bischof Reinhard erbaut und 1602
von Bischof Philipp von Rodenstein renoviert. Dieser Bischof schmückte ihn mit
Bildwerken; sein eigenes war über der Tbüre angebracht, die zum Dom führte.
Einen 1662 abgebrannten Teil baute Bischof Eberhard von Scharfenstein wieder
auf*). 1689 fand dieser Bau in der Zerstörung der Stadt seinen Untergang.

Der Bischof Franz Ludwig von Worms, Pfalzgraf von Neuburg, Hess im
Jahr 1720 den Bischofshof mit vieler Pracht wieder aufbauen; die oberen Gemächer
waren mit den Bildnissen der Bischöfe, nach Originalgemälden meisterhaft gefertigt,
verziert. Der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal zu Mainz liess als Bischof
von Worms das Schloss im Jahr 1791 zur Wohnung der französischen Emigranten
aufs geschmackvollste einrichten. Die Franzosen erschienen im Monat März 1794
in Worms und verbrannten das Schloss aus Rache dafür, weil darin der Prinz
Conde gehaust hatte; sie zerstörten dasselbe vollständig.

Ursprünglich hatte der Bischofshof ausweislich der Hamann'schen Zeichnungen
und eines alten den Lehrbriefen der Zünfte aufgedruckten Holzschnitts mit Ansicht
der Stadt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts eine eigene mit Türmen bewehrte
Mauer; Zinnen bekrönten die Türme. In der letzten Phase seines Bestehens waren
Türme und Mauern beseitigt.

Eine Flasche aus dem Grundstein des Bischofspalastes bewahrt die Sammlung
des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim in Worms.

Ein Plan des Bischofshofs aus dem 18. Jahrhundert befindet sich im Wormser
Stadtarchiv**). Hiernach war er an dem westlichen Teil des nördlichen Seiten-
schiffs des Doms angebaut; eine Treppe innerhalb des Hofs führte zur noch vor-
handenen, jetzt vermauerten Thüre im Dom. (S. o. S. 173). Der Bischofshof
stephanskapeiie erstreckte sich von Süd nach Nord; vor seinem nördlichen Teil sprang die Stephans-
kapelle vor, die rechteckig im Osten einen Chor mit geradem Abschluss und im
Westen zwei Stiegentürme hatte, die auch auf dem Hamann'schen Stadtplan von
1690 erkenntlich sind. Nach einer Handschrift des 18. Jahrhunderts im Wormser
Stadtarchiv waren an den Thüren der Kapelle »ungeschickte« (offenbar romanische)
Steinskulpturen, welche die Geschichte des h. Stephan darstellten. Es heisst da:
In S. Stephani capellae fundatae 1055 (die Erbauung der Kapelle fand nach von
Schannat und Hellwich überlieferten Inschriften im Jahr 1055 statt) porta externa
martyris hujus historia aeque rudi scalpello sit notata, in qua vel ineptiam sculptoris
tantum videre jucundum fuerit«.
Die Münze Das denkwürdigste Profangebäude des alten Worms war die Münze oder

das Amthaus. Dieses prachtvolle Werk der Renaissance war der nach dem
Markt zu gerichtete vordere Teil des Stadthauses, da errichtet, wo jetzt die Drei-
faltigkeitskirche steht und wo früher in merovingischer und karolingischer Zeit, wie
man annimmt, eine königliche Pfalz stand***). Die Münze ist uns in den Hamann'schen
Zeichnungen glücklicherweise in Abbildungen überliefert. Wir sehen ein aus drei
Hauptteilen bestehendes Gebäude. Vor dem Erdgeschoss ziehen sich spitzbogige

*) S. darüber auch handschriftl. Nachrichten \'on Sal. Reisel im Wormser Stadtarchiv.
**) Bistum Worms, LX. Bd. Akten btr. Immunität des Biscbofshofs. 18. Jahrhundert Nr. 1779.
***) Arnold I, S. 11. Falk in Pick's Monatsschrift II, S. 252.
 
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