AMT MOSBACH. — HOCHHAUSEN. 35
Thurm jünger als das Langhaus, so hätte man ihn wohl einfach vor die Westmauer
gesetzt, anstatt in sehr umständlicher Weise die eine Ecke schräg in die Mauer hinein-
schneiden zu lassen, was nur durch Herausbrechen der Bruchsteine an der betr. Stelle
zu ermöglichen gewesen wäre. Der Augenschein lehrt vielmehr, dass man, um die
neue Kirche geräumiger als die alte romanische gestalten zu können, ohne dabei den
kleinen Friedhof nach der Strasse hin zu verkürzen, mit der Anlage der Nordmauer
des Langhauses weiter nach Norden vorging, wodurch der alte Thurm aus der Mitte
rückte. Da man nun beim Abstecken der neuen Achse aus der Richtung gekommen
war, den rechten Winkel aber beibehalten wollte, kam die Westfront in eine etwas
schräge Richtung zum Thurme, die sich aussen dadurch zeigt, dass die Nordostecke des
Thurmes, wie erwähnt, scheinbar in die Westfront der Kirche hineinschneidet. Auch
im Innern ist diese Schrägstellung an der fast in der ganzen Breite des Thurmes ange-
legten Mauer-Nische zu bemerken. Dieser frühen Ansetzung des Thurmes scheint nur
die Form der Eingangsthür zu widersprechen, welche oben einen Anflug von Esels'rücken
aufweist, wahrscheinlich aber erst eingebrochen worden ist, als man das Langhaus
anbaute und einen besonderen Eingang vom Friedhof aus brauchte.
Der Thurm ist in den oberen Theilen erneuert und zuletzt i. J. 1882 einer um-
fassenden Reparatur unterzogen worden, wobei das jetzige Dach aufgebracht wurde.
Durch das spätere Einbrechen oder Umändern von Fenstern und Thüren ist
das Aeussere der Kirche seines alten Charakters fast ganz beraubt worden. Wie erwähnt,
sind im Langhause nur noch zwei von den ursprünglichen Masswerkfenstern erhalten.
Offenbar um mehr Licht zu erhalten, sind zum Theil an Stelle der alten Fenster, drei
verschieden grosse Rundbogenfenster mit Fischblasen-Masswerk in die Schauseite (südlich)
und zwei in die Nordseite des Langhauses eingebrochen worden; an dem mittelsten der-
selben in der Südseite findet sich die Jahreszahl 1508 eingemeisselt, während die rund-
bogige Haupt-Eingangsthür links daneben die Jahreszahl 1823 aufweist.
Der Chor enthält dreierlei gothische Fenster:
1) Das älteste hinter dem Hochaltar, 2) die beiden durch einen Strebepfeiler
getrennten am angebauten Seitenchor der Südseite von 1496 (s. unten) und 3) eines der
erwähnten, umgebauten Rundbogenfenster v. J. 1508 in der Nordseite.
Das Innere des flach gedeckten Langhauses weist denselben Mangel an Einheit- inneres
lichkeit und alterthümlichem Charakter auf, wie das Aeussere, und ist ausserdem durch
einen hässlichen Emporen-Einbau aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts entstellt.
Nur der Chor mit dem später angebauten Nebenchor auf der Südseite bietet einen
alterthümlichen, malerischen Eindruck. Die beiden durch eine schmale Gurtrippe
getrennten und auf schwerfälligen Konsolen ruhenden Kreuzgewölbe weisen in Kon-
struktion und Formgebung auf das Ende des XIV. Jhs. als Entstehungszeit hin, während
Fenster und Kreuzgewölbe des schmalen Nebenchores ihre Entstehung zu Ende des
XV. verrathen. Bestätigt wird diese zeitliche Ansetzung durch die beiden alten Glas-
fenster, die die Jahreszahl 1496 aufweisen (s. unten.) An einem der beiden Schluss-
steine das Horneck'sche Wappen. Der Zweck des Anbaues dieses ungemein schmalen
Nebenchores war offenbar der, als Begräbnissstätte des Ritters Hans Michael Horneck
von Hornberg und von dessen beiden Frauen zu dienen. Von demselben Ritter stammt
auch der Hochaltar (s. unten); sein Prunk-Epitaph befindet sich an der Nordwand des
Schiffes.
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Thurm jünger als das Langhaus, so hätte man ihn wohl einfach vor die Westmauer
gesetzt, anstatt in sehr umständlicher Weise die eine Ecke schräg in die Mauer hinein-
schneiden zu lassen, was nur durch Herausbrechen der Bruchsteine an der betr. Stelle
zu ermöglichen gewesen wäre. Der Augenschein lehrt vielmehr, dass man, um die
neue Kirche geräumiger als die alte romanische gestalten zu können, ohne dabei den
kleinen Friedhof nach der Strasse hin zu verkürzen, mit der Anlage der Nordmauer
des Langhauses weiter nach Norden vorging, wodurch der alte Thurm aus der Mitte
rückte. Da man nun beim Abstecken der neuen Achse aus der Richtung gekommen
war, den rechten Winkel aber beibehalten wollte, kam die Westfront in eine etwas
schräge Richtung zum Thurme, die sich aussen dadurch zeigt, dass die Nordostecke des
Thurmes, wie erwähnt, scheinbar in die Westfront der Kirche hineinschneidet. Auch
im Innern ist diese Schrägstellung an der fast in der ganzen Breite des Thurmes ange-
legten Mauer-Nische zu bemerken. Dieser frühen Ansetzung des Thurmes scheint nur
die Form der Eingangsthür zu widersprechen, welche oben einen Anflug von Esels'rücken
aufweist, wahrscheinlich aber erst eingebrochen worden ist, als man das Langhaus
anbaute und einen besonderen Eingang vom Friedhof aus brauchte.
Der Thurm ist in den oberen Theilen erneuert und zuletzt i. J. 1882 einer um-
fassenden Reparatur unterzogen worden, wobei das jetzige Dach aufgebracht wurde.
Durch das spätere Einbrechen oder Umändern von Fenstern und Thüren ist
das Aeussere der Kirche seines alten Charakters fast ganz beraubt worden. Wie erwähnt,
sind im Langhause nur noch zwei von den ursprünglichen Masswerkfenstern erhalten.
Offenbar um mehr Licht zu erhalten, sind zum Theil an Stelle der alten Fenster, drei
verschieden grosse Rundbogenfenster mit Fischblasen-Masswerk in die Schauseite (südlich)
und zwei in die Nordseite des Langhauses eingebrochen worden; an dem mittelsten der-
selben in der Südseite findet sich die Jahreszahl 1508 eingemeisselt, während die rund-
bogige Haupt-Eingangsthür links daneben die Jahreszahl 1823 aufweist.
Der Chor enthält dreierlei gothische Fenster:
1) Das älteste hinter dem Hochaltar, 2) die beiden durch einen Strebepfeiler
getrennten am angebauten Seitenchor der Südseite von 1496 (s. unten) und 3) eines der
erwähnten, umgebauten Rundbogenfenster v. J. 1508 in der Nordseite.
Das Innere des flach gedeckten Langhauses weist denselben Mangel an Einheit- inneres
lichkeit und alterthümlichem Charakter auf, wie das Aeussere, und ist ausserdem durch
einen hässlichen Emporen-Einbau aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts entstellt.
Nur der Chor mit dem später angebauten Nebenchor auf der Südseite bietet einen
alterthümlichen, malerischen Eindruck. Die beiden durch eine schmale Gurtrippe
getrennten und auf schwerfälligen Konsolen ruhenden Kreuzgewölbe weisen in Kon-
struktion und Formgebung auf das Ende des XIV. Jhs. als Entstehungszeit hin, während
Fenster und Kreuzgewölbe des schmalen Nebenchores ihre Entstehung zu Ende des
XV. verrathen. Bestätigt wird diese zeitliche Ansetzung durch die beiden alten Glas-
fenster, die die Jahreszahl 1496 aufweisen (s. unten.) An einem der beiden Schluss-
steine das Horneck'sche Wappen. Der Zweck des Anbaues dieses ungemein schmalen
Nebenchores war offenbar der, als Begräbnissstätte des Ritters Hans Michael Horneck
von Hornberg und von dessen beiden Frauen zu dienen. Von demselben Ritter stammt
auch der Hochaltar (s. unten); sein Prunk-Epitaph befindet sich an der Nordwand des
Schiffes.
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