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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0056

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AMT MOSBACH. — LOHRBACH. 45

LOHRBACH

Schreibweisen: Larbach in pago Waltsaze ad a. 765; dto. in pago Wingarthweiba
ad a. 769; dto. in pago Neckergowe ad a. 782; Lorbach 1277, 1376 etc.

Litteratur: Alfred Leitz, Geschichte der evang. Gemeinde in Lohrbach, 2. Aufl.,
Heidelberg 1879. Archivalien im Fürstl Leiningen'sehen Archiv zu Amorbach.

Geschichtliches: Im Jahre 769 erhielt Kloster Lorsch Güter in Larbach. Burg Geschichtliches
und Ort gehörten 1299 den Johannitern, wie aus einer Urkunde hervorgeht, in der
Eberhard IL von Württemberg vom Schadenersatz für die an Burg Lorbach verübte
Zerstörung losgesprochen wird. Sie scheint nachher im Besitz des Konrad von Weins-
berg gewesen zu sein und von diesem an dessen Tochtermann Konrad Schenk
von Limburg gekommen zu sein, der sie 1376 zur Hälfte an Eberhard III. von
Württemberg zu Lehen auftrug; später wurde sie an Hans von Hirschhorn um
4000 fl. verpfändet, 1413 aber an Pfalzgraf Otto um 6500 fl. verkauft und gehörte dann
der Mosbacher Linie, nach deren Erlöschen sie i. J. 1499 laut Erbvertrag v.J. 1479 an
Kurpfalz fiel. Im ersten Drittel des XVI. Jhs. (1506 bis 1519?) war Lorbach vorüber-
gehend an den Deutschorden verpfändet. Von 1576 bis zu ihrem Tode i. J. 1602
wohnte.hier die zweite Gemahlin Kurfürst Friedrichs III. Amalie, geborene Gräfin
von Mors. Lohrbach gehörte zur Zehnt Mosbach, bildete eine eigene Kellerei mit 16 Ort-
schaften und blieb im Besitz von Kurpfalz, bis es 1802 an Leiningen-Billigheim
kam, um dann 1806 an Baden zu fallen. (Br. u. H.)

Das alte, in traurig verfallenem Zustande befindliche Wasserschloss ist eine aus wasserschbss
drei rechtwinklich an einander stossenden Flügeln bestehende, nach vorn offene Gebäude-
Anlage, die rings von einem ca. 1 o m breiten, jetzt noch gefüllten Wassergraben umgeben
ist. Vor ihr liegt der Wirthschaftshof mit alten und modernen Oekonomie-Gebäuden,
von einem zweiten etwas breiteren Wassergraben umgeben, der sich weiterhin um die
ganze Schloss-Anlage herumzieht und über den von der nördlichen Schmalseite her
eine Brücke an dem alten Thorthurm vorbei in den Vorhof führt. Im Jahre 1786 sah
Joh. Goswin Widder hier noch die alte Zugbrücke, die in neuerer Zeit durch eine
steinerne Brücke mit 3 Bögen ersetzt worden ist. Der um das Schloss zwischen den
beiden Schlossgräben rings herumführende Wall' mit gemauerten Wänden hat ebenfalls
eine Breite von 10 m.

Nach Westen zu schloss sich einst ein kleiner See an, »uff zween morgen
ungeverlich«, mit der dahinterliegenden »Seewiese«, jetzt zu einer Wiese vereinigt. (Der
See soll von der Kurfürstin Amalie zu Lustfahrten benutzt worden sein, was in Anbetracht
seiner geringen Grösse kaum glaublich erscheint.)

Wir beginnen die Baubeschreibung mit der Vorburg. Hier erhebt sich unmittelbar Vorburg
rechts vom verfallenen Thor-Eingange der letzte Rest der alten Anlage in Gestalt eines
mächtigen, quadratischen Thorthurms, der wie ein mittelalterlicher Berchfrit mit seinem
altersgebräunten Bruchstein-Mauerwerk und den derben Buckelquadern an den Ecken
trotzig über den Graben emporragt (s. Fig. 26). Seitenlänge 6,50 m. Das Pfalzgräfliche
Wappen vorn an der Ecke, das hier erst nach 1413 (s. oben) eingemeisselt sein kann,
ist für die Entstehungszeit des Thurmes nicht massgebend, vielmehr dürfte dies Bauwerk
bereits Zeuge des Angriffs gewesen sein, den Eberhard IL von Württemberg Ende des


 
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