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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0096

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AMT MOSBACH.

MOSBACH. FAYENCE-FABRIK.

Jnternehmen zu gewinnen. Er beauftragte daher Herrn v. Maubuisson, mit dem Factor
List in Durlach wegen Uebernahme der Mosbacher Fabrik in Verbindung zu treten.
Doch erst nach längeren Verhandlungen und nach Einräumung verschiedener Zugeständ-
nisse war List, dessen Mutter selbst Mittheilhaberin der Durlacher Fabrik war, zur Ueber-
nahme der Mosbacher Fabrik zu bewegen. Ausserdem verlieh ihm der Kurfürst den
erbetenen Titel »Hofkammer-Rath«.

V. Johann Georg Friedrich List.

Frühjahr 1782 bis 7. Januar 1787.

Kurfürst Carl Theodor brachte List, dem er die Fabrik in Erbbestand übergab,
volles Vertrauen entgegen. Obgleich Herr v. Maubuisson nach einem aufgestellten
Inventar den Werth des ganzen Werkes auf 23 546 fl. i4'/2 kr. veranschlagte, erhielt List
dieselbe mit allem Inventar nebst Vorräten um 8000 fl., da die Gebäude sehr baufällig
waren. Von dieser Summe sollten 4000 fl. auf Reparaturen verwendet und der Rest
nach 30 Jahren bezahlt werden; doch schon im Jahr 1783 wurde diese Restschuld von
4000 fl., einer Bitte Lists entsprechend, vom Kurfürsten erlassen. Der jährlich zu zahlende
Erbbestandszins — »Canon« — betrug 30 fl. Der vom 12. Mai 1782 datirte Erbbestands-
brief bestimmte u. a., dass das Werk aus »19 Portionen« — Actien — bestehen solle.
Die Associes Lists waren: Francois Antoine Algardi, Kurpfälz. Geheimer Rath und
Johann Martin Römer, Hofkammerrath in Mannheim. In einem Societäts-Contract waren
die gegenseitigen Pflichten und Rechte der Theilhaber festgesetzt. List hatte 12, Algardi
und Römer je 3 Anteile. Der jährliche Nutzen des 19. Anteils sollte einem Waisenkind
»von alternirender Religion« zu gute kommen. List erhielt von der Gesellschaft als
Director ein »jährliches Salarium von 500 Reichsthaler, nebst freier Wohnung, Holz,
Licht und Geschirr zum Hausgebrauch«. Die Führung der Correspondenz lag ihm eben-
falls ob. Nachdem die nötigen Reparaturen vorgenommen waren, siedelte List im Sommer
1782 mit seiner Familie nach Mosbach über. Er gab sich nun viele Mühe das neue
Unternehmen, das die Firma »List et Compagnie« führte, so zu gestalten, dass es der
Durlacher Fabrik ebenbürtig werde, wodurch er aber nicht nur sich, sondern auch seinen
wohlhabenden Associes grosse Geldopfer zumutete, so dass er genöthigt war, einen Theil
seiner Actien zu verkaufen. Ueber List und seine Waaren war man des Lobes voll.
So glaubte man die Fabrik auf dem besten Wege, in Aufschwung und Blüthe zu kommen,
als 1785 ganz unerwartet »Irrungen« unter den Theilhabern entstanden, die durch die
schlimme Lage der Fabrik hervorgerufen waren. Um die Zwistigkeiten zu schlichten
und Mittel und Wege anzugeben, wie der sinkenden Fabrik wieder aufzuhelfen sei, war
ein Herr Speyerer aus Frankenthal als Sachverständiger berufen worden. Derselbe
erklärte, »die Fabrik sei in einem so traurigen Zustand«, dass nur durch besondere Ver-
günstigungen von Seiten des Kurfürsten geholfen werden könne. War diese Lage schon
überraschend, so musste die Nachricht, dass mit Beginn des Jahres 1787 List unter
Mitnahme von ca. 8000 fl. vom Circulationskapital entwichen sei, für die Associes
um so empfindlicher sein. Dies ist der Abschluss einer Periode, die so hoffnungsvoll
begonnen hatte.

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