AMT MOSBACH.
STEIN.
153
land bald nach Uebergang der niedern Burg an die Familie von Gemmingen und zwar
unter Hans Walther, einem Jüngern Sohne Eberhards von Gemmingen, der
Presteneck erworben hatte. Nach dem Tode des Hans Walther (•{• 1591) erhielt dessen
Bruderssohn Schweickard das Anwesen, von dem es an Hans Philipp überging,
der als Parteigänger Gustav Adolfs von Schweden von den Tilly'schen Truppen in
Presteneck überfallen, -»gänzlich ausspolüret, umb viel tausend Thaler zu schaden
gebracht und mit viel
Wunden fötlich verletzt
und dermassen zuge-
richtet worden, dass ers
die Tag seines Lebens
(schwerlich zu über-
winden haben zvird.«.
Im weiteren Verlauf des
3ojährigenKrieges scheint
Presteneck unter Georg
Schweickard (•}• 1681)
abermals ausgeplündert,
vielleicht auch theilweise
zerstört worden zu sein.
Das stattliche Thor-
gebäude mit seinem hoch-
geschwungenen, zwei-
geteilten Giebel zeigt
Fig. 101. Wie erwähnt,
trägt es die Jahreszahlen
1582 und 1583. Das Ge-
wölbe der weiten Durch-
fahrt ist erneuert, das
übrige alt und gut er-
halten. Die sich rechts
anschliessende Scheuer
ist neu, dagegen stammt
, .... . Fig. 101. Thorecbäudc des Wasserschlosses Presteneck zu Stein a. Kocher.
das grosse, ungefähr im
rechten Winkel dazu den Vorhof nach Süden begrenzende Oekonomie-Gebäude noch
aus der ersten Zeit, in der das Wasserschloss in den Besitz der Familie von Gemmingen
gelangt ist. Sie zeigt noch das Gemmingen'sche Wappen mit der Jahreszahl 1579 aussen
eingemauert. Das ehemalige Rundthor ist neuerdings durch ein weiteres Balkenthor
ersetzt worden. An der erwähnten neuen Scheuer finden sich zwei Menschen-
Köpfe (w. S.) eingemauert, die, soweit ihr ruinöser Zustand erkennen lässt, mittel-
alterlichen Ursprungs sind und beim Neubau gefunden sein dürften.
Das ganz auf Rost erbaute Schloss, wie es sich, vom Vorhofe aus gesehen, heute
darbietet, zeigt unsere Lichtdrucktafel XVII. Im Grundriss (s. Fig. 100) bildet es ein lang-
gestrecktes Viereck, auf drei Seiten von zusammenhängenden Baulichkeiten umgeben,
während die vierte Seite, nach dem Vorhofe zu, durch eine hohe Mauer, in der das
Vorhof
STEIN.
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land bald nach Uebergang der niedern Burg an die Familie von Gemmingen und zwar
unter Hans Walther, einem Jüngern Sohne Eberhards von Gemmingen, der
Presteneck erworben hatte. Nach dem Tode des Hans Walther (•{• 1591) erhielt dessen
Bruderssohn Schweickard das Anwesen, von dem es an Hans Philipp überging,
der als Parteigänger Gustav Adolfs von Schweden von den Tilly'schen Truppen in
Presteneck überfallen, -»gänzlich ausspolüret, umb viel tausend Thaler zu schaden
gebracht und mit viel
Wunden fötlich verletzt
und dermassen zuge-
richtet worden, dass ers
die Tag seines Lebens
(schwerlich zu über-
winden haben zvird.«.
Im weiteren Verlauf des
3ojährigenKrieges scheint
Presteneck unter Georg
Schweickard (•}• 1681)
abermals ausgeplündert,
vielleicht auch theilweise
zerstört worden zu sein.
Das stattliche Thor-
gebäude mit seinem hoch-
geschwungenen, zwei-
geteilten Giebel zeigt
Fig. 101. Wie erwähnt,
trägt es die Jahreszahlen
1582 und 1583. Das Ge-
wölbe der weiten Durch-
fahrt ist erneuert, das
übrige alt und gut er-
halten. Die sich rechts
anschliessende Scheuer
ist neu, dagegen stammt
, .... . Fig. 101. Thorecbäudc des Wasserschlosses Presteneck zu Stein a. Kocher.
das grosse, ungefähr im
rechten Winkel dazu den Vorhof nach Süden begrenzende Oekonomie-Gebäude noch
aus der ersten Zeit, in der das Wasserschloss in den Besitz der Familie von Gemmingen
gelangt ist. Sie zeigt noch das Gemmingen'sche Wappen mit der Jahreszahl 1579 aussen
eingemauert. Das ehemalige Rundthor ist neuerdings durch ein weiteres Balkenthor
ersetzt worden. An der erwähnten neuen Scheuer finden sich zwei Menschen-
Köpfe (w. S.) eingemauert, die, soweit ihr ruinöser Zustand erkennen lässt, mittel-
alterlichen Ursprungs sind und beim Neubau gefunden sein dürften.
Das ganz auf Rost erbaute Schloss, wie es sich, vom Vorhofe aus gesehen, heute
darbietet, zeigt unsere Lichtdrucktafel XVII. Im Grundriss (s. Fig. 100) bildet es ein lang-
gestrecktes Viereck, auf drei Seiten von zusammenhängenden Baulichkeiten umgeben,
während die vierte Seite, nach dem Vorhofe zu, durch eine hohe Mauer, in der das
Vorhof