Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
164 KREIS MOSBACH.

Ob überhaupt vor der fränkischen Occupation der Gegend menschliche Wohnungen
hier vorhanden waren, ist ganz ungewiss. Bald nach derselben ist eine Markgenossenschaft
mit mehreren getrennten Siedelungen zu vermuthen. Es spricht dafür die Thatsache,
dass die Gemarkung beim Eintritt in die Geschichte noch die nachmaligen Gemarkungen
der »4 Weiler« Rockenau, Neckarwimmersbach, Pleutersbach und Igelsbach mit umfasste.
Sie lag in der Weingartau und innerhalb der Grenzen des grossen Bannforstes, den König
Dagobert 636 dem Domstifte Worms schenkte. Von den einzelnen Siedelungen ist
Igelsbach zuerst urkundlich belegt, nämlich 795, alle Umstände sprechen aber dafür, dass
die andern damals auch schon existirten, nur dürfte die Eberbacher Siedelung, da das
heutige Stadtgebiet wohl noch nicht bewohnbar war, weiter oberhalb zwischen Ohrsberg
und Scheuerberg gelegen haben.

Geschichte der Stadt.

Die Bischöfe von Worms, die 1026 zu ihrem Besitz auch das Grafenamt in der
Weingartau erhalten hatten, besassen um die Wende des XII. und XIH. Jhs. auf dem jetzt
sogen. Burghäldeberg eine Burg »Eberbach«, deren Erbauungszeit bis jetzt sich nicht
näher bestimmen liess. Den Namen hatte sie wohl von der unten vorüberfliessenden
Eberbach (jetzt Holderbach, aber an einer alten Mündungsstrecke heute noch »Erdbächel«
— corrumpirt aus Eberbächel — genannt). Von den Dienstmannen oder Vasallen, die
auf der Burg sassen, haben wir vielleicht noch eine Spur in einem Cunradus und einem
Heinricus de Eberbach, die 1196 und 1226 als Zeugen in pfälzischen Urkunden vor-
kommen.

Im Jahre 1227 liess König Heinrich, der Sohn Friedrichs IL gegen 1300 Mark
Silber sich vom Bischöfe von Worms mit Wimpfen und der Burg Eberbach nebst Zubehör
belehnen, und in ihm haben wir wohl auch den Gründer der Stadt zu sehen. Er scheint
das befestigte Viereck angelegt zu haben, das heute noch durch seine 4 Eckthürme und
durch Reste der Mauern leicht zu erkennen ist. 1231 hielt er sich in Eberbach auf, wie
eine von hier datirte Urkunde zeigt.

Nachdem die Empörung Heinrichs gegen seinen Vater niedergeschlagen und ei-
serner Freiheit beraubt war, blieb Eberbach mit anderen Besitzungen dem Reiche. Ob
es schon durch Heinrich die Freiheit einer Reichsstadt und sein Wappen (nach dem
ältesten Siegel schreitender Eber auf gewelltem Schildfuss) erhielt, mag dahingestellt
bleiben; jedenfalls geschah es nicht viel später. Denn als um 1330 die Stadt abgebrannt
war und ihre Privilegienbriefe dem Feuer zum Opfer gefallen waren, wurden ihr 1346
die Rechte einer Reichsstadt unter ausdrücklicher Bezugnahme auf hergebrachten Besitz
von Ludwig dem Bayer aufs Neue bestätigt und zwar mit der Bestimmung, dass dies
die gleichen Rechte sein sollten, wie sie die Stadt Wimpfen besitze.

Zur Zeit, da diese Bestätigung erfolgte, war aber schon ein Akt vorangegangen,
der den ersten Schritt zum Verluste der Reichsfreiheit bedeutete. Nach vorübergehenden
früheren Verpfändungen war nämlich Eberbach 1330 den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht
zu Pfand gegeben worden und aus dieser Pfandschaft kam es nicht mehr heraus.

Die verliehenen Wimpfener Privilegien machte sich Eberbach nur in Einzelheiten
zu eigen; es schloss sich auch nicht in allen Stücken dem in Wimpfen geltenden Recht
an. Insbesondere behielt es eine von der Wimpfener abweichende Organisation der
Aemter, vermuthlich seine herkömmliche. Eine Eigenthümlichkeit derselben war die
 
Annotationen