AMT EBERBACH.
EBERBACH.
175
kauf oder die Vertauschung an Pfalzgraf Otto. Das Gebäude diente — wohl in wesent-
lich unverändertem Zustand — als Kellerei bis zur Auflösung der Pfalz, erfuhr aber
im XIX. Jh. bei der Herrichtung als Wohnung für die fürstliche Familie von Leiningen
und nachmals bei der Uebernahme durch den badischen Staat 1871 erhebliche Umbauten,
so dass von dem ursprünglichen Bau wohl kaum mehr übrig sein dürfte, als die Um-
fassungsmauern und auch diese mit vielfach veränderten Fenstern. Zwei Skulpturstücke,
die beim Umbau entfernt wurden, bilden jetzt die Brüstung der Freitreppe am ehemaligen
Badhaus (s. Fig. 113). Dem Stil
nach der Mitte des XVI. Jhs. ange-
hörig, bilden sie ein charakterisches
Beispiel der Einkleidung gothischer
Elemente in »antikische« Formen.
Das ehemalige Badhaus (siehe
Fig. 114), nahe dem Haspelthurm
am Lindenplatz gelegen, dürfte in
seinen ältesten Theilen aus dem
XIV. oder XV. Jh. rühren, da ein
völliger Neubau in den ziemlich voll-
ständig vorhandenen Stadtrechnungen
nirgends verzeichnet ist. In seiner
jetzigen Gestalt zeigt es eine sehr
eigenthümliche Giebelfront, die aber
wohl nur das Ergebniss mehrfacher
Umbauten der oberen Theile ist. Das
noch vorhandene gewölbte Unter-
geschoss, das die Badräume enthielt,
ist vielleicht allein noch von dem
ursprünglichen Bau übrig. Nach
dem 30jährigen Krieg wurde das
Haus bald seinem Zweck entfremdet,
diente Anfangs des XVIII. Jhs.
vorübergehend zu Schulzwecken
und kam dann in Privathände.
Von den übrigen Privathäusern ist keines nachweislich hinter das XVI. Jh. zurück-
zuführen. Das Jakob Feuerstein sehe Haus an der östlichen Stadtmauer ist das
älteste urkundlich erwähnte. Es war bis 1539 Wohnhaus, wurde dann von der Stadt
als Schule angekauft und kam später wieder in Privathände, ist aber jetzt durch Um-
bauten vielfach verändert. Die als Eckpfosten eingefügten Renaissance-Säule (r. S.) ist
offenbar einem anderen Bauwerk entnommen. Ein anderes Haus des XVI. Jhs. an der
gleichen Stadtmauer (s. Fig. 115) ist interessanter, aber auch nicht typisch für Eberbacher
Bauweise, da es nicht in geschlossener Strasse stund, sondern zu dem Hofe der Familie
v. Bettendorf gehörte. (Ueber der spitzbogigen Hausthür ein Wappenschild mit ver-
witterter Hausmarke (?) und der Jahreszahl 1563, am Kellerthorbogen ein ebensolcher
aber mit 1562.) Das Eberbacher Normalhaus war jedenfalls seit dem XVI. Jh. das drei-
stöckige Giebelhaus. Ein schönes Exemplar in der Kellereistrasse, allerdings erst aus
Aeltcre
Wohngebäude
bei Khcrbacli.
EBERBACH.
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kauf oder die Vertauschung an Pfalzgraf Otto. Das Gebäude diente — wohl in wesent-
lich unverändertem Zustand — als Kellerei bis zur Auflösung der Pfalz, erfuhr aber
im XIX. Jh. bei der Herrichtung als Wohnung für die fürstliche Familie von Leiningen
und nachmals bei der Uebernahme durch den badischen Staat 1871 erhebliche Umbauten,
so dass von dem ursprünglichen Bau wohl kaum mehr übrig sein dürfte, als die Um-
fassungsmauern und auch diese mit vielfach veränderten Fenstern. Zwei Skulpturstücke,
die beim Umbau entfernt wurden, bilden jetzt die Brüstung der Freitreppe am ehemaligen
Badhaus (s. Fig. 113). Dem Stil
nach der Mitte des XVI. Jhs. ange-
hörig, bilden sie ein charakterisches
Beispiel der Einkleidung gothischer
Elemente in »antikische« Formen.
Das ehemalige Badhaus (siehe
Fig. 114), nahe dem Haspelthurm
am Lindenplatz gelegen, dürfte in
seinen ältesten Theilen aus dem
XIV. oder XV. Jh. rühren, da ein
völliger Neubau in den ziemlich voll-
ständig vorhandenen Stadtrechnungen
nirgends verzeichnet ist. In seiner
jetzigen Gestalt zeigt es eine sehr
eigenthümliche Giebelfront, die aber
wohl nur das Ergebniss mehrfacher
Umbauten der oberen Theile ist. Das
noch vorhandene gewölbte Unter-
geschoss, das die Badräume enthielt,
ist vielleicht allein noch von dem
ursprünglichen Bau übrig. Nach
dem 30jährigen Krieg wurde das
Haus bald seinem Zweck entfremdet,
diente Anfangs des XVIII. Jhs.
vorübergehend zu Schulzwecken
und kam dann in Privathände.
Von den übrigen Privathäusern ist keines nachweislich hinter das XVI. Jh. zurück-
zuführen. Das Jakob Feuerstein sehe Haus an der östlichen Stadtmauer ist das
älteste urkundlich erwähnte. Es war bis 1539 Wohnhaus, wurde dann von der Stadt
als Schule angekauft und kam später wieder in Privathände, ist aber jetzt durch Um-
bauten vielfach verändert. Die als Eckpfosten eingefügten Renaissance-Säule (r. S.) ist
offenbar einem anderen Bauwerk entnommen. Ein anderes Haus des XVI. Jhs. an der
gleichen Stadtmauer (s. Fig. 115) ist interessanter, aber auch nicht typisch für Eberbacher
Bauweise, da es nicht in geschlossener Strasse stund, sondern zu dem Hofe der Familie
v. Bettendorf gehörte. (Ueber der spitzbogigen Hausthür ein Wappenschild mit ver-
witterter Hausmarke (?) und der Jahreszahl 1563, am Kellerthorbogen ein ebensolcher
aber mit 1562.) Das Eberbacher Normalhaus war jedenfalls seit dem XVI. Jh. das drei-
stöckige Giebelhaus. Ein schönes Exemplar in der Kellereistrasse, allerdings erst aus
Aeltcre
Wohngebäude
bei Khcrbacli.