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AMT BRETTEN — MENZINGEN

I°5

Basilika. Der früh hier ansässige Ortsadel derer von Mentzingen, der Stamm- und Geschichte
Wappengenossen der Helmstatt und Göler von Ravensburg, wird hergeleitet von
Hugo Göler von Mentzingen, dem Sohne Karl Gölers von Ravensburg, der ums
Jahr 1000 den Ort erbte und sein Geschlecht danach benannte. Als älteste Ver-
treterin der Familie ist im Württembergischen Urkundenbuche Ida von Mentzingen
nachgewiesen, die 1216 ihre Eigengüter in Menzihgen und Öwisheim dem Kloster
Maulbronn überließ. Vielleicht trugen die Mentzingen ursprünglich ihr Lehen von
den Grafen von Katzenellenbogen, .da sie später als Lehensleute von Hessen
erscheinen. Von Kurpfalz besaßen sie die Burg Streichenberg bei Stebbach, auch
Landshausen und Gondelsheim gehörten ihnen zeitweise. Letzteres gegen Ende des
18. Jhs. an die Markgrafen verkauft.

Mehrere Vertreter des Geschlechts waren Deutschordensritter, andere Bischöfe,
wie Friedrich von Chur (1368 bis 1376). Gerhard war 1488 Propst im Hördter
Ritterstift. Raban von Mentzingen ist der älteste, der sich in der Stammreihe
1253 urkundlich erweisen läßt. Unter Eberhard von Mentzingen und seinem
Bruder Raban dem Jüngern 1359 die erste Erwähnung der »Borgen«. (Karlsr. GLA.
Lehens- und Adelsarchiv. Mentzingen Nr. 3.) Wird 1489 nur »Mentzigen Slos und
Dorfif mit allen iren Zugehorungen« genannt, so lautet eine Lehensurkunde von 1495:
»Des hat derselb Herr Eberhardt von Mentzingen die Borgen Lehen umb uns
empfangen« (ib.), ein Beweis, daß beide Schlösser schon damals bestanden.

Charaktervolle, tüchtige Gestalten waren die beiden Söhne Philipps von
Mentzingen (gest. 1525), der seit 1491 mit Anna Göler von Ravensburg vermählt.
Der Ältere war Erasmus, der pfälzische Hofrat und Burggraf von Starkenburg, der
nach kinderloser Ehe mit Helena von Schellenberg 1535 starb. Von ihm schrieb
der berühmte David Chyträus, dessen Vater Matthäus Kochhaf 30 Jahre lang als
Pfarrer in Menzingen wirkte, daß er seinen Heimatsitz mit Bauten verschönte und; den
Wohlstand seiner Untertanen vermehrte. (David Chyträus, Rede über den Kraichgau,
bei Becher 91.)

Sein Bruder Peter von Mentzingen war, wie die Schloßinschriften beweisen,
ein ebenso tätiger Bauherr. David Chyträus, der ihm 1555 als seinem verehrten
Gönner eine wertvolle Druckschrift über den Kraichgau widmete, nannte ihn, der von
Kaiser Karl V. wegen seiner Tapferkeit bei der Belagerung Wiens 1529 zum Ritter
geschlagen wurde, »einen Mann von adligem Geschlecht und ausgezeichneter Tugend«.
Dieser Rostocker Gelehrte schrieb: »In diesem Gau hat mein Mäcenas, Herr Peter
von Mentzingen, jetzt noch seinen Wohnsitz und sein Stammgut, das er durch
seinen Fleiß aufs glänzendste geschmückt und bereichert hat.« (Becher 65.) Seit
1536 war dieser mit Margareta von Gemmingen (gest. 1550), seit 1551 in zweiter
Ehe mit Ottilie von Rossau, der Tochter Eberhards von Rossau und Ottilies von
Liebenstein, vermählt. Er, der Wohltäter der Emigranten, der Waldenser, starb am
31. Januar 1565.

Während seiner und seines Bruders Erasmus (= Asmus) Verwaltung tobte
1525 im Kraichgau der Aufruhr der Bauern, die damals die Schlösser zu Menzingen
unter Führung des Pfaffen Anton Eisenhut ausplünderten und einäscherten. Der
eigene Onkel, Stephan von Mentzingen, der Kreglinger Amtmann und markgräflich
brandenburgische Lehensmann, beteiligte sich am Aufstand und wurde in Rottweil
 
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