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ESSEN.
ist mit Edelsteinen, Filigran und auf der Querstange mit einigen Emaillentäfelchen (email
cloisonne) verziert. Die Spitze der Schwertscheide ist, wahrscheinlich zum Schutze be-
schädigter Stellen, wie denn auch die Scheide an andern Stellen beschädigt und eingedrückt
erscheint, mit späteren, der gothischen Zeit angehörenden vergoldeten Silberblechen beschlagen.
Auf den untern Beschlägen erscheinen einerseits in gravirter Arbeit mit Namensbeischriften
Cosmas und Damianus, andererseits ein Schriftband mit den Worten: gladius cu quo fueriit
decollati pront not, zu lesen: gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri. Die Länge
der Scheide beträgt 2' 7", die des Griffes 5". Besondere Erwähnung verdient es noch,
dass dem Künstler dieser herrlichen Schwert-Scheide wohl einige der Arabesken des Essener
Leuchters (Taf. XXVIII C.) vorgeschwebt zu haben scheinen.
Tafel XXVIII.
Siebenarmiger Bronzeleuchter vom Schlüsse des ersten oder vom Anfange des zweiten
Jahrtausends, in der symbolischen Form" des siebenarmigen Leuchters im Tempel zu Jerusalem.
Die Höhe des Leuchters beträgt ohne den marmornen Sockel, auf welchem er sich befindet,
8' 2". Der ottonisch-byzantinischen Geschmacksrichtung glanzvoller Pracht entsprach auch
dieses vollendeteste Werk des Erzgusses jener Zeit, indem sich Spuren ehemaliger Vergoldung
entdecken lassen, und es wohl keinem Zweifel unterliegt, dass die an einzelnen Knäufen her-
vorstehenden Zungen (siehe a) dazu dienten, grosse Edelsteine oder Glasflüsse aufzunehmen.
Wenngleich die Vollendung der Formen einerseits, andererseits der fast an maurische Vor-
bilder erinnernde Schwung der Blätter62 (siehe a u. b) Bedenken erregen, ein so vollende-
tes Werk des Erzgusses in so früher Zeit entstehen zu lassen, so verschwinden dieselben
doch, wenn wir aufs Neue in Erinnerung bringen, dass Essen von Hildesheim aus gestiftet
ward, in Hildesheim aber zur selben Zeit Bischof Bernward die Kunst Metalle zu schmelzen
und zu bearbeiten auf eine Höhe brachte, welche die Bewunderimg seiner Zeitgenossen her-
vorrieft und bei Anschauung der noch in Hildesheim befindlichen Werke jener Zeit unser
höchstes Erstaunen erregt.64 Wird dadurch die Zeitstellung dieses Gusswerkes weniger un-
erklärlich, so gewährt doch auch der Vergleich einzelner Arabesken unseres Leuchters bei G
mit den Arabesken der in Hildesheim befindlichen kleinen Leuchter Bernwards65 und den
Sculpturen in der Michaeliskirche daselbst thatsächliche Anhaltspunkte der Gleichzeitigkeit.
Ueberdies ist auch kein Grund vorhanden, die um den untersten Knauf herumlaufende In-
schrift anzuzweifeln. Sie lautet:
E'HAH'fllLDÄBBffnsSA-MEFIERIIVSSlT ETXXPCO^
G2. So sehr die Blatlformen an sarazenische Motive erinnern, darf man doch auch nicht unberücksich-
ligt lassen , dass an den Säulen der Crypta, die v. Quast in seiner hereils angeführten Ab-
handlung mitgelheilt, ähnliche Blatlformen vorkommen. Wie auch anderwärts, z. B. östr.
Jahrb. II. 209.
63. Leben Bernwards, p. 10, herausgegeben und übersetzt von H. Hüffer, in den Geschichtsschreibern
deutscher Vorzeil. Berlin, Franz Duncker. 27. Lieferung.
04. Schnaase IV. 506— 509. Kratz: Der Dom zu Hildesheim 1840.
65. Kratz: Taf. 4.
ESSEN.
ist mit Edelsteinen, Filigran und auf der Querstange mit einigen Emaillentäfelchen (email
cloisonne) verziert. Die Spitze der Schwertscheide ist, wahrscheinlich zum Schutze be-
schädigter Stellen, wie denn auch die Scheide an andern Stellen beschädigt und eingedrückt
erscheint, mit späteren, der gothischen Zeit angehörenden vergoldeten Silberblechen beschlagen.
Auf den untern Beschlägen erscheinen einerseits in gravirter Arbeit mit Namensbeischriften
Cosmas und Damianus, andererseits ein Schriftband mit den Worten: gladius cu quo fueriit
decollati pront not, zu lesen: gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri. Die Länge
der Scheide beträgt 2' 7", die des Griffes 5". Besondere Erwähnung verdient es noch,
dass dem Künstler dieser herrlichen Schwert-Scheide wohl einige der Arabesken des Essener
Leuchters (Taf. XXVIII C.) vorgeschwebt zu haben scheinen.
Tafel XXVIII.
Siebenarmiger Bronzeleuchter vom Schlüsse des ersten oder vom Anfange des zweiten
Jahrtausends, in der symbolischen Form" des siebenarmigen Leuchters im Tempel zu Jerusalem.
Die Höhe des Leuchters beträgt ohne den marmornen Sockel, auf welchem er sich befindet,
8' 2". Der ottonisch-byzantinischen Geschmacksrichtung glanzvoller Pracht entsprach auch
dieses vollendeteste Werk des Erzgusses jener Zeit, indem sich Spuren ehemaliger Vergoldung
entdecken lassen, und es wohl keinem Zweifel unterliegt, dass die an einzelnen Knäufen her-
vorstehenden Zungen (siehe a) dazu dienten, grosse Edelsteine oder Glasflüsse aufzunehmen.
Wenngleich die Vollendung der Formen einerseits, andererseits der fast an maurische Vor-
bilder erinnernde Schwung der Blätter62 (siehe a u. b) Bedenken erregen, ein so vollende-
tes Werk des Erzgusses in so früher Zeit entstehen zu lassen, so verschwinden dieselben
doch, wenn wir aufs Neue in Erinnerung bringen, dass Essen von Hildesheim aus gestiftet
ward, in Hildesheim aber zur selben Zeit Bischof Bernward die Kunst Metalle zu schmelzen
und zu bearbeiten auf eine Höhe brachte, welche die Bewunderimg seiner Zeitgenossen her-
vorrieft und bei Anschauung der noch in Hildesheim befindlichen Werke jener Zeit unser
höchstes Erstaunen erregt.64 Wird dadurch die Zeitstellung dieses Gusswerkes weniger un-
erklärlich, so gewährt doch auch der Vergleich einzelner Arabesken unseres Leuchters bei G
mit den Arabesken der in Hildesheim befindlichen kleinen Leuchter Bernwards65 und den
Sculpturen in der Michaeliskirche daselbst thatsächliche Anhaltspunkte der Gleichzeitigkeit.
Ueberdies ist auch kein Grund vorhanden, die um den untersten Knauf herumlaufende In-
schrift anzuzweifeln. Sie lautet:
E'HAH'fllLDÄBBffnsSA-MEFIERIIVSSlT ETXXPCO^
G2. So sehr die Blatlformen an sarazenische Motive erinnern, darf man doch auch nicht unberücksich-
ligt lassen , dass an den Säulen der Crypta, die v. Quast in seiner hereils angeführten Ab-
handlung mitgelheilt, ähnliche Blatlformen vorkommen. Wie auch anderwärts, z. B. östr.
Jahrb. II. 209.
63. Leben Bernwards, p. 10, herausgegeben und übersetzt von H. Hüffer, in den Geschichtsschreibern
deutscher Vorzeil. Berlin, Franz Duncker. 27. Lieferung.
04. Schnaase IV. 506— 509. Kratz: Der Dom zu Hildesheim 1840.
65. Kratz: Taf. 4.