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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Wolf, Georg Jacob: Ferdinand von Olivier
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0019

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FERDINAND VON OLIVIER DIE FURT (ZEICHNUNG)

Graphische Sammlung, München

schaft suchte er überall ein solches Verhältnis Entwurfszeichnung in Wien existiert: sie und
zwischen beiden zu ermitteln, wonach jene nicht andere Zeichnungen Oliviers geben interessan-
als zufälliges Beiwerk (Staffage) erschienen, son- ten Einblick in seine Werkstätte, lassen erkennen,
dern stets enge mit der Idee verwebt waren", wie sich eine Bildvorstellung bei ihm aus den
Olivier sprach es mit diesen Worten selbst aus, weich und breit hingeschummerten Linien, die
daß er die „Staffage", die die Landschaften der sich fast ornamental verschnörkeln und — ge-
Vedutenmaler beherrschte, ablehnte und auf die messen an dem klaren Konturstrich der Na-
Harmonie von Figur und Landschaft hinzielte, zarener — merkwürdig phantastisch erscheinen,
Erst aus dem Zusammenklang von Mensch und aufbaut und zur Klarheit durchringt.
Landschaft erwächst in seinen Landschaften die Der früheren, d. h. der besten Zeit Oliviers
Stimmung, die meistens ein wenig melancho- gehören die Bilder im Städel - Museum in
lisch, wehmütig oder doch zumindest elegisch Frankfurt und in der Dresdener Galerie an.
ist. „Man glaubt den Ton des Waldhorns der Das Frankfurter Bild ist beherrscht von der
jüngeren Romantik zu hören", sagt Hamann wundervollen Eurhythmie der säulenhaft auf-
vor Oliviers Bildern und denkt an die Stirn- steigenden Baumstämme und der die strengen
mung, die von den Figürchen ausstrahlt. Er Vertikalen leicht auflösenden und zugleich auf-
hatte dabei besonders das wunderschöne Kloster- fangenden und wieder betonenden Gestalten der
bild Oliviers im Leipziger Museum im Auge, Pilger. Es ist etwas Musikalisches in dem Bild,
das bekannteste der Werke des Künstlers, das Man fühlt sich an die schweren Takte des Pil-
schon auf der Jahrhundert-Ausstellung in Ber- gerchors in Tannhäuser erinnert — indessen
lin auffiel und für den fast fremd gewordenen, entstand das Bild lange vor Wagners Musik-
nur mehr einem ganz engen Kreis von Kunst drama. Das Dresdener Bild versetzt wieder in
freunden bekannten Mann warb. Nicht minder die Salzburger Gegend — die Gestalten, die es
könnte die Anmerkung gelten für das schöne, beleben, die kränzewindende Frau und die Lust-
etwas italienisch, giorgionesk anmutende Bild mit wandelnden, betonen glücklich die Festlichkeit
dem Reiter, der sitzenden Frau, dem Bambino und klare Frische der Gegend, der Olivier auch
und den Schäfchen, das sich in Leipziger Pri- einen prachtvollen Zyklus von Lithographien
vatbesitz befindet und zu dem eine interessante verdankt, auf dem er, vor Salzburger oder Berch-

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