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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Schumann, Paul: Ausstellung 1919 der Künstlervereinigung Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0055

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OTTO PILZ JUNGER BÄR

Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden

AUSSTELLUNG 1919 DER KÜNSTLERVEREINIGUNG DRESDEN

Die Ausstellung der Künstlervereinigung Dres-
den, wiederum in der neuen städtischen Aus-
stellungshalle, macht in ihrer geschmackvollen
Gesamtanordnung einen vorzüglichen Eindruck.
In der Auswahl der Gemälde, ebensowohl in
dem Vorhandenen wie im Fehlen einer Reihe
bekannter Mitglieder der Vereinigung bekundet
sich die ausgesprochene Neigung der maßgeben-
den Künstler nach links, wenn auch nicht ge-
rade zum Expressionismus, so doch entschieden
zur starken Betonung der Farbe als Ausdrucks-
mittel. Sie ergibt sich auch daraus, daß man Emil
Nolde, dem GroßmeisterglühenderFarbengebung,
einen ganz großen Saal allein eingeräumt und
außer ihm noch Max Pechstein mit fast einem
Dutzend Bildern zugelassen hat. Aber auch
bekannte Dresdner Meister wie Sterl, Röß-
ler und Hegenbarth sind in der Farbigkeit
weiter gegangen als in früheren Jahren. Im
übrigen herrscht, abgesehen von dem ausgespro-
chenen Expressionismus, den ja jetzt die Seces-
sion Gruppe 1919 in eigenen Ausstellungen ver-
tritt, die ganze Mannigfaltigkeit neuzeitlichen
Schaffens in malerischer Gestaltung, wie sie die
eines einheitlichen Stils entbehrende Kunst un-
serer Tage nun einmal kennzeichnet.

Robert Sterl, dessen Schaffensgebiet schon

immer die werktätige Arbeit war, hat sich mit
seinen drei Gemälden „Aus dem Eisenwerk" eine
neue Seite dieses Gebiets erobert. Nicht die Viel-
gestaltigkeit, wie wir sie aus Menzels Eisenwalz-
werk kennen, zog ihn an, sondern die malerische
Wirkung rotglühender Eisenmassen im Wider-
schein auf den wuchtigen halbnackten Körpern
der Arbeiter im Verein mit dem leidenschaft-
lichen, fast kämpferischen Eifer, mit dem die
muskelstarken, glutgewohnten Männer bei ihrem
Werk sind. Besonders in dem dritten Bilde ist
dies darzustellen Sterl überzeugend geglückt.
Von Otto Gußmann sehen wir reizvolle Blu-
menstilleben von feinem dekorativem Geschmack,
sowie ein zartes Kinderbildnis und ein „Sitzendes
Mädchen" in natürlicher Auffassung und feiner
malerischer Haltung. Seine „Diana" zeigt den
Künstler wieder auf den Pfaden dekorativer Stili-
sierung und ist in ihrer Farbigkeit überzeugender
als Richard Drehers Gruppe „Luna und Endy-
mion" mit lebensgroßen Gestalten, deren Wirk-
lichkeitskraft die leise poetische Stimmung der
antiken Anschauung allzusehr übertönt. Dafür
erfreut uns Dreher wieder mit fünf seiner stili-
sierten Landschaften durch kräftige Linienfüh-
rung und zielsichere feste Formengestaltung;
mag die Gestaltung an einzelnen Stellen etwas

Die Kunst fui Alle. XXXV. 3/4. November 1919

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