GEORG WALTER RÖSSNER FREMDES GESTADE (RADIERUNG)
Schwarz* Weiß-Ausstellung der Berliner Secession
SCHWARZ-WEISZ-AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Schon öfter hat die Berliner Secession weise
Zurückhaltung geübt. Sie mag hie und da
wohl selbst fühlen, daß ihre Gemeinschaft mehr
das Beisammensein eines Vereins ist, der seinen
Mitgliedern behilflich sein möchte, als eine Künst-
lergruppe im Streben nach gleichen Zielen zu-
sammengeführt. So trifft man viele Altbekannte,
die immer noch nicht Gutbekannte werden wol-
len, da ihre Anfänge auf der Mitte ihres We-
ges, zu dem sie nun bereits gekommen oder
auch schon überschritten haben, immer noch
ihr einziges Gepäck bilden. Doch enthält ihre
Schwarz-Weiß-Schau, mit der sie auch diesmal
mit den Kräften ihrer Mitglieder ökonomisch um-
geht, manch interessanten Einblick in das Wer-
den und Versagen moderner Kunstentwicklung.
Im Vordergrund steht das Aquarell. Ein
Symptom der Verselbständlichung der Zeich-
nung als Kunstgattung. Nicht mehr wie seit
der Mitte des Jahrhunderts als kleines Gemälde,
sondern als „Zeichnung in Farbe". Die neuen
Ausdruckswerte der Farbe, welche die moderne
Kunst gebracht, finden in diesem Material schnel-
lere Formung und vor allen Dingen reifere Ge-
stalt, als im einfarbigen Material. In der Was-
serfarbe befreit sich die Farbe kühner von der
verflüchtigenden impressionistischen Nüance, die
ihr die Ölfarbe leichter erlaubt. Die farbigen
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Schwarz* Weiß-Ausstellung der Berliner Secession
SCHWARZ-WEISZ-AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Schon öfter hat die Berliner Secession weise
Zurückhaltung geübt. Sie mag hie und da
wohl selbst fühlen, daß ihre Gemeinschaft mehr
das Beisammensein eines Vereins ist, der seinen
Mitgliedern behilflich sein möchte, als eine Künst-
lergruppe im Streben nach gleichen Zielen zu-
sammengeführt. So trifft man viele Altbekannte,
die immer noch nicht Gutbekannte werden wol-
len, da ihre Anfänge auf der Mitte ihres We-
ges, zu dem sie nun bereits gekommen oder
auch schon überschritten haben, immer noch
ihr einziges Gepäck bilden. Doch enthält ihre
Schwarz-Weiß-Schau, mit der sie auch diesmal
mit den Kräften ihrer Mitglieder ökonomisch um-
geht, manch interessanten Einblick in das Wer-
den und Versagen moderner Kunstentwicklung.
Im Vordergrund steht das Aquarell. Ein
Symptom der Verselbständlichung der Zeich-
nung als Kunstgattung. Nicht mehr wie seit
der Mitte des Jahrhunderts als kleines Gemälde,
sondern als „Zeichnung in Farbe". Die neuen
Ausdruckswerte der Farbe, welche die moderne
Kunst gebracht, finden in diesem Material schnel-
lere Formung und vor allen Dingen reifere Ge-
stalt, als im einfarbigen Material. In der Was-
serfarbe befreit sich die Farbe kühner von der
verflüchtigenden impressionistischen Nüance, die
ihr die Ölfarbe leichter erlaubt. Die farbigen
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