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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Wolf, Georg Jacob: Adolf von Hildebrand
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0163

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ADOLF VON HILDEBRAND f

Mit Adolf von Hildebrand, der am 17. Januar
im Alter von dreiundsiebzig Jahren ver-
schied, ist eine säkulare Persönlichkeit aus dem
Kreise der deutschen Künstlerschaft geschieden.
Aber nicht die Deutschen allein haben den Verlust
dieses ungewöhnlichen Ingeniums zu bedauern:
Hildebrand gehörte als Künstler der ganzen
Kulturmenschheit. Neben seiner deutschen
Staatsbürgerschaft, die er, als Marburger Pro-
fessorssohn geboren und selbst bayerischer Pro-
fessor und Ehrendoktor der Münchner Tech-
nischen Hochschule, obendrein vom letzten
König von Bayern mit dem Prädikat Exzellenz
geehrt, behauptete, führte er — in Bern war er
aufgewachsen — auch den Schweizer Bürgertitel.
Ähnlich war in künstlerischer Hinsicht neben
Deutschland Italien das Land, das seiner Kunst
die bestimmenden Impulse gab. In Wien so-
dann erlebte er gelegentlich der Weltausstellung
von 1873 seine ersten Erfolge, die sich sogleich

mit der Intensität von Triumphen kundtaten,
und in alle Länder Europas gingen Werke
seiner Hand. Nach allen Seiten spannte sein
künstlerisches Wesen die Fäden, eine lebhafte
Wechselwirkung von Anregungen, die von
draußen kamen, und von Ausstrahlungen seiner
eigenen Persönlichkeit und seines eigenen
künstlerischen Schaffens hatte statt. Mit allen
Großen seiner Zeit verbanden ihn Beziehungen.
Vielleicht am meisten mit den Deutsch-Römern,
mit den großen Meistern, die zwischen 1860
und 1880 in der ewigen Stadt und in Florenz
lebten und dort ihre hohen Werke schufen.
Von ihnen wieder war ihm am engsten Hans
von Marees verbunden, dem er die Morgen-
weihe seiner Kunst verdankt.

Kaspar von Zumbusch, der Wiener Bildhauer
der großen Formate (indessen ohne innere
Monumentalität), und der englische Plastiker
Grant hatten ihn die ersten Wege gewiesen.

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