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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Howe, Georg: Der Tiermaler Paul Neuenborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0136

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PAUL NEUENBORN

AFFEN (GEMÄLDE)

DER TIERMALER PAUL NEUENBORN

Er war kein Meister von der bekannten „bahn-
brechenden" Bedeutung; sintemal ihm nicht
das Geringste daran lag, einen seiner mitstre-
benden Zeitgenossen in seine Bahnen hineinzu-
ziehen und zu seiner Art des Sehens zu veran-
lassen. Er besaß keine Gunst und Beliebtheit
bei einem irgendwie breiteren Publikum; sinte-
mal dies Publikum ihm höchst gleichgültig war
und er lediglich für sich selbst schuf und höch-
stens darauf rechnete, in einem engeren Kreise
von geistesverwandten Freunden Verständnis
und Anerkennung zu finden. Er hat nicht als
„Monumentalkünstler" weite Wände mit mehr
oder weniger haltbaren Farben bemalt; sinte-
mal ihm niemand solche Wände zur Verfügung
stellte. Trotz aller einschränkenden Urteile blieb
Paul Neuenborn aber eine höchst eigenartige
Künstlerpersönlichkeit, ein Original als Maler
wie als Mensch. Es gibt sogar niemand in ganz
Deutschland, der ihm als gleichartig zur Seite
gestellt werden könnte.

Er war ein feingebildeter Mensch von weit-
reichenden Interessen; voller Verständnis und
Geschmack für Literatur, heimische wie fremde,
hochbegabt für Sprachen, die er mit einer in-
stinktiven Sicherheit zu gebrauchen wußte. Auf
seinen zahlreichen Reisen erwies er sich als
intimer und scharfsichtiger Beobachter verschie-
denartigen Volkstums. Seine Freunde kannten
ihn als ausgesprochenen Humoristen, der bei
Atelierfesten und Künstlerabenden die tollsten
Einfälle in die Tat umzusetzen verstand. Und
doch war er nichts weniger als Optimist, viel-
mehr seinem eigensten Wesen nach ein schwer-
blütiger Melancholiker, der mit wehmütig
lächelnder Skepsis durch die Welt ging. Da-
neben malte, zeichnete und lithographierte er so
für sich hin. Seines Bleibens auf der Düsseldorfer
Akademie, die der achtzehnjährige junge Rhein-
länder im Jahre 1884 bezog, war naturgemäß
nicht lange. Sein eigenartig verträumtes Wesen
konnte sich in den geregelten Ausbildungsgang

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