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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Kurth, Willy: Schwarz-Weisz-Ausstellung der Berliner Secession
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Freund, Karl: Deutscher Expressionismus in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0051

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ERICH WASKE

Schwarz- iVeiß-Ausstellung der Berliner Seccssion

FELDWEG

ten aufzuweisen, wie die Lithographie. Sie ist
Zeichnungsreproduktion. Feder und Kreide,
Linie und Fläche, beides gibt sie gleichmäßig
spontan wieder. So kommt Karl Caspar in
seinem Zyklus Felicitas, den er in anmutiger
Naivität um Mutter und Kind herumgedich-
tet hat, mit leichter Skizzierung des Striches
aus, während E. Waske (Abb. S. 42) in brei-
ten, schwerbeweglichen Flächen etwas zu all-
gemein und immer apokalyptisch gestimmt, ge-
stikuliert. Scheurich (Abb. S. 41) weiß dagegen
die Kreide so zu kokettieren, daß sie die etwas
konventionell geratenen Phantasien zum Ro-
senkavalier, anmutig umpudert. Der Plastiker
Scheurich hat hier ein ganz anderes Ausmaß
individueller Formcharakteristik (Abb. s. Matt-
beilage). Sehr interessant tritt hier Marcus Zeller
mit einer Reihe Lithographien auf, die alle eine
sehr lebendige Charakteristik aufweisen. Nicht
nur von der Illustrationslithographie, son-
dern auch vom Holzschnitt, dem die modernen
Ausdruckswerte mehr zudrängen, wird der Ra-
dierung Einhalt geboten. Doch hat hier die Aus-
stellung wenig Bemerkenswertes zu zeigen, außer
den Bildern zu Tundalus von Baumberger.

W. Kurth

DEUTSCHER EXPRESSIONIS-
MUS IN DARMSTADT

Der Kunstrichter, aufgefordert zur Meinungs-
äußerung, steht vor einem Doppelamt: er
zählt auf, was zu sehen ist; das Gesehene be-
urteilt er nach dem Wert, der Wichtigkeit, der
Zweckmäßigkeit im moralischen Begriffe. Der
Sachinhalt einer Ausstellung beschäftigt ihn,
mit diesem ihr Gehalt, und da er am Ende,
wie sich versteht, ein Fazit ziehen wird, neben-
bei ihr Daseinsrecht. Die Darmstädter Aus-
stellung fordert ihn weder zu jenen beiden auf,
noch zu diesem Dritten heraus, mit in der Luft
erstarrtem Bleistift bleibt er elend stecken und
sein Notizbuch . . . leer. Ringsum beziehungs-
loses Durcheinander von Gutem, das längst ge-
kannt ist, von Mittelmaß, das keine Stellung-
nahme erreizt, von Schlechtem, über das die
Achsel zucken sich nicht lohnt. „Deutscher
Expressionismus", schreien die Plakate, druckt
der Katalog, steht in der Presse und in den
Ankündigungen. „Deutschen Expressionismus"
und seine Elite erwartete der Kunstrichter hier.
Was findet er? — Wahllos hergetrommeltes
Kunstwerk, wahllos auf verfügbare Wände ver-

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