MAX SLEVOGT
REITERBILDNIS
MAX SLEVOGT
Es wird etwas viel von der Auflösung der
Persönlichkeit geredet. Man möchte wün-
schen, daß nichts dahinter stecke. Aber das
Klagegeschrei hat leider seinen Grund. In der
Kunst wird's deutlich, wo Armut der Anschauung
und Labilität des Wollens sich mit dem Bedürf-
nis, um jeden Preis zu gelten und zu scheinen,
verbunden haben, und so das erzeugten, was
man das ekstatische Schema nennen könnte.
Die Abbildungen zu diesem Aufsatz stellte in freundlicher
Weise der Verlag Bruno Cassirer, Berlin, zur Verfügung.
Dieses Schema, diese Formel entleert sich
zusehend, was wahrlich nicht nötig gewesen
wäre, denn auch die leidenschaftliche, religiös
aufbrandende Äußerung kann Unerschöpflichkeit
beweisen. Was bedeuteten sonst Greco und
Grünewald! Aber hier liegt der Fall anders.
Hier ist etwas wie Verzweiflungstoben. Nein,
es ist mit Theorien, Geistigkeiten, mit der Wei-
terentwicklung der Kunst lediglich durch Weiter-
bildung der Darstellungsmanieren nichts zu
machen, wenigstens heute nicht. Kunst ist da,.
Die Kunst für Alle. XXXVI. Januar/Februar 1521
8l
XI
REITERBILDNIS
MAX SLEVOGT
Es wird etwas viel von der Auflösung der
Persönlichkeit geredet. Man möchte wün-
schen, daß nichts dahinter stecke. Aber das
Klagegeschrei hat leider seinen Grund. In der
Kunst wird's deutlich, wo Armut der Anschauung
und Labilität des Wollens sich mit dem Bedürf-
nis, um jeden Preis zu gelten und zu scheinen,
verbunden haben, und so das erzeugten, was
man das ekstatische Schema nennen könnte.
Die Abbildungen zu diesem Aufsatz stellte in freundlicher
Weise der Verlag Bruno Cassirer, Berlin, zur Verfügung.
Dieses Schema, diese Formel entleert sich
zusehend, was wahrlich nicht nötig gewesen
wäre, denn auch die leidenschaftliche, religiös
aufbrandende Äußerung kann Unerschöpflichkeit
beweisen. Was bedeuteten sonst Greco und
Grünewald! Aber hier liegt der Fall anders.
Hier ist etwas wie Verzweiflungstoben. Nein,
es ist mit Theorien, Geistigkeiten, mit der Wei-
terentwicklung der Kunst lediglich durch Weiter-
bildung der Darstellungsmanieren nichts zu
machen, wenigstens heute nicht. Kunst ist da,.
Die Kunst für Alle. XXXVI. Januar/Februar 1521
8l
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