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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Howe, Georg: Der Tiermaler Paul Neuenborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0140

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Schönheit, daß mehrere größere Galerien nicht
gesäumt haben, sich die eine oder andere Arbeit
des toten Meisters zu sichern. Welche köst-
liche Physiognomik und welche reizvolle Be-
wegung lebt in seinem Affenbilde! Wie geister-
haft unheimlich fast stehen die Marabus oder
Jabirus da mit ihren schwarzen Köpfen und
den ungefügen Schnäbeln! Es sind prachtvoll
originelle Schöpfungen, in denen das Wunder-
liche und Auffallende der Erscheinung binden-
den Gesetzen unterstellt und so zu einem ern-
sten Kunstwerk geformt ist. Die schillernde
Farbenpracht und die bizarren Formen der
ausländischen Fauna reizt ihn immer wieder
aufs neue, und er versteht es, namentlich auch
in seinen farbigen Lithographien, diese wun-

derlichen Geschöpfe zu Gruppen zusammenzu-
ziehen, die sowohl im Linienzuge wie in der
kräftigen und doch überall fein abgewogenen
Koloristik ungeahnte dekorative Wirkungen
hervorzurufen. Seine erstaunliche Fähigkeit,
eigenartige verwickelte Stellungen und Bewe-
gungen festzuhalten, kommt naturgemäß am
stärksten in seinen Handzeichnungen zur Gel-
tung. Mit hingebender Vertiefung und über-
legener Sicherheit weiß er in die Geheimnisse
der Geste und der Physiognomik einzudringen
und uns mit Hilfe einfachster Mittel einen Blick
in die Tierseele dieser ernstpossierlichen Pin-
guine, dieser kahlköpfigen Geier, nicht zuletzt
selbst in die des lieben Borstenviehs zu eröffnen.
Ein einziges Mal, gelegentlich der Münchener

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